Kochen

»Ich liebe Apfelstrudel«

Frau Kahn, wenn Sie sich für einen Moment an Ihre Kindheit erinnern – wie wurde das Essen bei Ihnen zu Hause zubereitet?
Ich erinnere mich an die Morgenstunden, wenn meine Mutter früh aufstand, um zu kochen. Das ganze Haus duftete nach Knoblauch, gehackten gebratenen Zwiebeln, einem Teig im Ofen. Und ich erinnere mich an die feuchte Luft in der Küche. Wenn ich daran denke, läuft mir heute noch das Wasser im Mund zusammen. So war es an allen Feiertagen oder kurz bevor wir auf Reisen gegangen sind.

Sie betreiben »La Boutique« im Pariser jüdischen Viertel Marais. Kann man in Ihrem Laden Ihre Kindheit schmecken?
Das hoffe ich. »La Boutique« ist wie ein Treffpunkt der jüdischen Gemeinschaft von Paris. Es gibt diese besondere Stimmung, die mit nichts in der Welt zu vergleichen ist – die Begeisterung für den Schabbat oder die Spaziergänge am alten Stadtrand von Paris.

Wenn man einen ganzen Tag in »La Boutique« verbringen würde. Wen würde man dort treffen?
Ganz unterschiedliche Menschen: Ganz bestimmt Touristen, die von überall auf der Welt in die Rue des Rosiers kommen, um dort spazieren zu gehen und Zeugen der jüdischen Geschichte Frankreichs zu werden. Aber auch Pariser Bürger, Nachbarn, Leute von weit weg. Sie alle kommen, um typisch jüdisches Essen zu kaufen, wie Challe, Pasteten, Mohn- oder Käsekuchen, Apfelstrudel – und natürlich Bagel. Manchmal schauen auch berühmte Schauspieler, Politiker, aber auch Nichtjuden vorbei.

Was bedeutet typisch jüdische Küche für Sie?
Einen großen Teil meines kulturellen Erbes.

Für Ihr Buch »Meine jüdische Küche« haben Sie traditionelle Rezepte mit einem modernen Akzent herausgesucht. Was inspiriert Sie beim Kochen?

Ich wollte, dass dieses Buch zeigt, dass Kochen eben nicht kompliziert sein muss und lange dauert, wie vielleicht viele Menschen denken. Ich wollte Rezepte für die moderne Frau machen, die nicht so viel Zeit hat, das Schabbatessen vorzubereiten. Der Trend geht zur Vereinfachung.

Im Vorwort Ihres Buches schreiben Sie, dass Sie sich auch als eine Art Botschafterin für Essen sehen: Was möchten Sie den Menschen sagen?
Ich denke, es gibt viele Wege, mein Judentum zu vermitteln: die Religion auszuüben, in die Synagoge zu gehen, den Kindern Respekt vor dem Glauben und vor dem Essen zu lehren. Es ist eben eine Kultur. Wie Literatur, Malerei, Philosophie oder Musik. Und was das Kochen angeht: Meine Großmütter haben typisch aschkenasisches Essen zubereitet. In meinem Laden und durch meine Kochbücher möchte ich ihr Wissen weitergeben. Das können nicht viele Menschen, denn die meisten haben kein Unternehmen in dem Sinne. Deswegen bin ich eine Botschafterin.

Ist es eigentlich schwieriger geworden, Männer und Frauen vom Kochen zu überzeugen, wo es doch so einfach ist, Fertigessen einfach mal so nebenbei zu erwärmen?
Das denke ich nicht. Männer und Frauen interessieren sich immer mehr für das, was sie kochen, und sind daran interessiert, die Küchen ihrer Familien zu erhalten.

Und die Frage zum Schluss: Was ist Ihr Lieblingsessen?
Ich liebe Apfelstrudel, und zwar aus zwei Gründen. Zum einen ist da dieser unwiderstehliche Duft von gebackenen Äpfeln und Karamell. In diesem Moment zählt nichts anderes mehr: keine Diät, kein gar nichts. Zum anderen erinnere ich mich dabei an die Gerüche, die Aromen meiner Kindheit, an die Güte meiner Mutter, an die Fröhlichkeit meiner Familie und an die Menschen, die ich liebe.

Mit der Bistro-Besitzerin und Autorin sprach Katrin Richter.

Florence Kahn: »Meine jüdische Küche. Rezepte für Hummus, Bagels, Cheesecake und Co.«, h.f.ullmann, Potsdam 2016, 144 S., 12,99 €

www.florence-kahn.fr
www.ullmannmedien.com

Kiew

Bargeldberge, Geschäfte und Liebschaften auf Russisch 

Eingeschweißtes Bargeld aus US-Notenbanken, Liebe unter Ministern, heimlicher Hauskauf im Ausland und alles in der falschen Sprache. Die Korruption in der Ukraine bietet Stoff für einen Thriller

von Andreas Stein  14.11.2025

Award

Sarah Jessica Parker erhält Golden-Globe-Ehrenpreis

Die Schauspielerin soll für besondere Verdienste um das Fernsehen ausgezeichnet werden

 14.11.2025

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  13.11.2025

Ausstellung

Avantgardistin der Avantgarde

Berthe Weill förderte nicht nur die moderne Kunst der Jahrhundertwende, als Galeristin war sie selbst eine Schlüsselfigur. Eine Ausstellung in Paris ehrt die Pionierin

von Sabine Schereck  13.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Zürich

Goldmünze von 1629 versteigert

Weltweit existieren nur vier Exemplare dieser »goldenen Giganten«. Ein Millionär versteckte den Schatz jahrzehntelang in seinem Garten.

von Christiane Oelrich  11.11.2025

USA

Mehrgewichtig, zionistisch und stolz

Alexa Lemieux ist Influencerin in den sozialen Medien und zum Vorbild für viele junge jüdische Frauen geworden

von Sarah Thalia Pines  11.11.2025

Prag

Der Golem-Effekt

Seit mehr als fünf Jahrhunderten beflügelt das zum Schutz der Juden geschaffene Wesen aus Staub und Worten die Fantasie. Ein Blick zurück mit Büchern, Filmen und den »Simpsons«

von Sophie Albers Ben Chamo  11.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025