Hassbotschaften

FC Chelsea: Lebenslanges Stadionverbot für Antisemiten

Der Verurteilte wird nie wieder ein Spiel des FC Chelsea an der Stamford Bridge besuchen Foto: imago

Weil er Hassbotschaften an einen jüdischen Sportjournalisten verschickte, darf ein 35-jähriger Chelsea-Fan für den Rest seines Lebens nicht mehr zu seinem Lieblingsklub ins Stadion. Der Engländer hatte in Tweets Juden als »Yids« (Jidden) und »Ungeziefer« (Vermin) bezeichnete.

Kerry Hardwell aus Bognor in Sussex, war im August 2022 von dem jüdischen Chelsea-Fan Dan Levene, der sich gegen Rassismus im Fußball engagiert, bei der Polizei von Sussex angezeigt worden.

Schuldspruch Hardwell bekannte sich am 25. Juli vor dem Worthing Magistrates‹ Court in drei Fällen des Versendens von Nachrichten mit beleidigenden Inhalten und in einem Fall des Versendens einer beleidigenden Nachricht über ein öffentliches Kommunikationsnetz für schuldig. Die Tweets wurden über einen Zeitraum von zehn Jahren, von 2012 bis 2022, verschickt.

Der Antisemit wurde vom Gericht mit einem dreijährigen Verbot belegt, das ihm den Besuch von Profifußballspielen in England untersagt. Außerdem wurde er zu 200 Stunden unbezahlter Arbeit verurteilt, die aufgrund der rassistisch motivierten Straftat von 120 Stunden aufgestockt wurde.

Lebenslang Der FC Chelsea erklärte in einer Stellungnahme, dass er »antisemitische Beschimpfungen und Hassreden in all ihren Formen verurteilt« und »in unserem Verein keine Toleranz dafür zeigt«. Der Verein fügte hinzu: »Sobald die Polizei von Sussex uns informiert hatte, wurde Herr Hardwell bis zum Abschluss des Strafverfahrens suspendiert. Nach der Verurteilung von Herrn Hardwell können wir bestätigen, dass er mit einer lebenslangen Sperre beim FC Chelsea belegt worden ist. Wir danken Dan Levene dafür, dass er sich gemeldet hat. Niemand sollte diese Art von widerlichen Beschimpfungen ertragen müssen.«

Antisemitismus Levene, ein freiberuflicher Sportjournalist, sagte, mehr als 50 antisemitische Tweets enttarnt zu haben, die von Hardwells Konto aus veröffentlicht wurden. In einer Zeugenaussage, die vor Gericht verlesen wurde, sagte Levene: »Das ›J-Wort‹ wird häufig scheinbar achtlos von Menschen benutzt, die behaupten, dass sie dessen kollektive Bedeutung nicht vollständig verstehen; darunter sind auch einige Fußballfans. Aber jeder, insbesondere der Angeklagte hier, sollte sich darüber im Klaren sein, dass es ein rassistisch beleidigendes Wort ist – und dass dessen Verwendung in einem abwertenden Sinne, wie in diesem Fall, ein Hassverbrechen darstellt. Dieses Wort und seine Varianten wurden im Laufe der Geschichte von Extremisten verwendet, um eine Minderheit zu dämonisieren und zu verfolgen. Meine Minderheit.«

Anerkennung Levene lobte den FC Chelsea ausdrücklich dafür, dass dieser sich zu einer lebenslangen Sperre verpflichtet habe und wies darauf hin, dass in der Vergangenheit häufig kürzere Sperren für Hassreden unter Fans verhängt worden seien. »Der Antisemitismus ist auf dem Vormarsch. Aber auch das Wissen darüber nimmt zu, und das ist zu einem großen Teil der hervorragenden Arbeit der früheren Eigentümer zu verdanken«, sagte Levene.

»Ich finde, dass sowohl der jetzige als auch der frühere Besitzer von Chelsea Anerkennung verdient. Und diejenigen unter den Anhängern des Klubs, die meinen, mit Rassismus/Antisemitismus davonkommen zu können, sollten sich jetzt bewusst sein: Es gibt keine zweite Chance. Andere Vereine sollten das zur Kenntnis nehmen und nachziehen.

Platzverweis Der Fußballbeauftragte der Polizei von Sussex, Police Constable Darren Balkham, sagte: »Die Hassbotschaften wurden in dem Glauben verschickt, die Person hinter der Tastatur würde nicht identifiziert werden. Der Angeklagte hat sich geirrt – Hardwell wird seine Lektion nun gelernt haben. Es gibt keinen Platz für antisemitische und rassistische Beschimpfungen, weder im Fußball noch in der Gesellschaft.«

Die Bürgerrechtsorganisation »Campaign Against Antisemitism« (Kampagne gegen Antisemitismus) erklärte: »Jüdische Fußballfans sollten das schöne Spiel frei von abscheulichen antisemitischen Beschimpfungen genießen. Wir begrüßen es sehr, dass Chelsea diesen rassistischen Online-Troll mit einer lebenslangen Sperre belegt hat, und unser Respekt gilt Dan Levene, dass er den Mut und die Hartnäckigkeit hatte, diesen Fall zu melden und zu verfolgen.«

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025

Georgien

Sicher und schön

Der Kaukasus-Staat pflegt Erbe und Zukunft der Juden. Und bietet atemberaubende Natur. Ein Besuch

von Michael Khachidze  11.09.2025

Belgien

Argerich, Maisky, Schiff empört über Gent-Festival

Bekannte jüdische und nichtjüdische Musiker haben eine Petition gestartet, um gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani zu protestieren

 11.09.2025

Imanuels Interpreten (13)

Herb Alpert: Der Universalkünstler

Vom Trompeter zum Philantropen: Der Sohn jüdischer Einwanderer aus Kalifornien erreichte in den 90 Jahren seines bisherigen Lebens viel

von Imanuel Marcus  10.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  10.09.2025 Aktualisiert

Südafrika

Unvergessliche Stimme

Die Schoa-Überlebende Ruth Weiss hat sich als Journalistin, Schriftstellerin und Kämpferin für Menschenrechte einen Namen gemacht. Sie wurde 101 Jahre alt. Ein Nachruf

von Katrin Richter  10.09.2025

Belgien

Aus der Straße des Antisemiten wird die Straße der Gerechten

In Brüssel gibt es jetzt eine Rue Andrée Geulen. Sie ist nach einer Frau benannt, die im 2. Weltkrieg mehr als 300 jüdische Kinder vor den deutschen Besatzern rettete. Doch bei der Einweihung herrschte nicht nur eitel Sonnenschein

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025