Terror

Ein Land unter Schock

Trauer und Fassungslosigkeit vor dem Café Le Carillon, in dem am Freitagabend 14 Menschen erschossen wurden. Foto: dpa

Nach den Terroranschlägen am Freitagabend steht Paris unter Schock. Am Sonntagabend gab es in der Großen Synagoge in Paris einen Trauergottesdienst. Zudem wurden die Sicherheitsmaßnahmen für jüdische Einrichtungen im Land erhöht.

Die Regierung verhängte noch Freitagnacht den Ausnahmezustand, die Straßen der französischen Hauptstadt waren am Samstag merklich leerer als sonst, mehrere Métro-Linien haben ihren Betrieb noch nicht wiederaufgenommen, es gilt höchste Sicherheitsstufe. Der französische Präsident Francois Hollande ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.

Bei den sechs Anschlägen im Pariser Stadtzentrum, zu denen sich die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) bekannt hat, sollen mindestens 129 Menschen getötet worden sein, 352 Menschen wurden verletzt, 99 davon schwer.

Reaktionen Roger Cukierman, Vorsitzender der Dachorganisation jüdischer Gemeinschaften in Frankreich, CRIF, äußerte sich in einer Presseerklärung: »Kein Wort kann den Horror beschreiben, der Frankreich ereilt hat. Unser Land ist mit dem Blut so vieler unschuldiger Leben getränkt, die durch die Kugeln dieser Barbaren getötet wurden. Man muss gegen den Terror erbarmungslos und unnachgiebig vorgehen.« Der weltweite Krieg gegen den fanatischen Dschihadismus müsse absolute Priorität der demokratischen Staaten werden, betonte Cukierman, der den Familien der Opfer sein tiefes Mitgefühl ausdrückte.

Der European Jewish Congress twitterte am Samstagabend: »Unser Mitgefühl gilt allen Familien der Opfer, den Verletzten und allen Franzosen.« Bereits am Freitagabend hatte der World Jewish Congress per Twitter mitgeteilt, man stehe an der Seite der Franzosen und habe einen Krisenstab aktiviert. Auch der Bund jüdischer Studenten, UEJF, ist »schockiert« von den Attentaten. Auf seiner Facebook-Seite verurteilte der Verein die Anschläge aufs Schärfste. »Wir müssen den Terroristen zeigen, dass die Angst nicht die Oberhand gewinnt. Wir werden auch weiterhin zusammenarbeiten, um Brücken zwischen den Franzosen unterschiedlicher Herkunft zu bauen.«

gebete Der Oberrabbiner von Frankreich, Haim Korsia, äußerte sich nach Schabbat. Korsia drückte seine Trauer aus und nannte die Anschläge »scheußliche Grausamkeiten«. Er rief alle Juden auf, die dreitägige Staatstrauer mit Gebeten zu unterstützen.

Auch B’nai B’rith International zeigte sich entsetzt über die Anschläge. Deren Ausmaß sei nur schwer zu verstehen, hieß es in einer Presseerklärung. »Die Konzerthalle, das Sportstadion, die Bars und Restaurants, die attackiert wurden, waren voller Leben, Kultur und Feiern. Die Waffen und Granaten, die diesen Abend zerstört haben, sind ein weiteres Zeichen, dass die zivilisierte Welt vom Bösen verändert wird.«

Die Israelitische Kultusgemeinde Wien verurteilte die Anschläge in Paris aufs Schärfste. »Angesichts dieser Bedrohung müssen nationale Interessen hintanstehen und Europa und seine Politiker näher zusammenrücken«, erklärte der Präsident der Kultusgemeinde, Oskar Deutsch.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drückte seine Erschütterung und Trauer gegenüber den Opfern und deren Familien aus. Zudem betonte er, Israel stehe im Kampf gegen den Terror Seite an Seite mit Frankreich. Am Samstagabend fand auf dem Rabin-Platz in Tel Aviv eine Solidaritätskundgebung statt.

Sicherheit Die französische Organisation SPCJ (Service de Protection de la Communauté Juive) postete auf ihrer Facebook-Seite (www.facebook.com/spcjfr) einen Sicherheitsleitfaden für Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Wegen der erhöhten Sicherheitskontrollen an Synagogen und anderen Einrichtungen wird empfohlen, keine großen Taschen mit sich zu tragen. Wie sich die Situation auf die jüdischen Schulen im Land auswirkt, dazu gab es bislang noch keine Informationen.

Das Ziel von einem der Attentate war der Klub »Bataclan« im Zentrum der französischen Hauptstadt. Dort gab die amerikanische Rockband »Eagles of Death Metal« ein Konzert. Nach dem sechsten Lied, berichtete der Bruder des Schlagzeugers, begann ein Attentäter, um sich zu schießen. Der Klub im 11. Arrondissement, der von einem jüdischen Eigentümer geleitet wird, soll in der Vergangenheit schon des Öfteren Ziel von antisemitischen Aktionen gewesen sein. Die Eagles of Death Metal bekennen sich zu Israel und sind trotz Protesten von BDS-Anhängern (Boycott, Divestment, Sanctions) in Tel Aviv aufgetreten.

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

Österreich

Neue Direktorin für das Jüdische Museum Hohenems

Historikerin Irene Aue-Ben-David übernimmt die Leitung und bringt internationale Erfahrung aus Jerusalem mit

von Nicole Dreyfus  16.12.2025

Basel

Mann wollte Juden während des ESC angreifen

Kurz vor dem »Eurovision Song Contest« in der Schweiz wurde ein 25-Jähriger wegen konkreter Gewaltdrohungen festgenommen und ausgewiesen

von Nicole Dreyfus  16.12.2025

Australien

Wie geht es dem »Helden von Sydney«?

Ahmed al-Ahmed gehe es schlechter als angenommen, sagt sein Anwalt. Der muslimische Familienvater drohe, seinen Arm zu verlieren

 16.12.2025

Sydney

Jüdisches Ehepaar stirbt beim Versuch, einen der Angreifer zu stoppen

Boris und Sofia Gurman versuchten, das Massaker vom Bondi Beach zu verhindern, und bezahlten dafür mit ihrem Leben

 16.12.2025

Attentat in Sydney

»Was würden die Opfer nun von uns wollen?«

Rabbiner Yehuda Teichtal hat bei dem Attentat in Sydney einen Freund verloren und wenige Stunden später in Berlin die Chanukkia entzündet. Ein Gespräch über tiefen Schmerz und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit

von Mascha Malburg  16.12.2025

Sydney

Opera House erstrahlt mit Bild von Chanukkia

Es ist ein Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft

 16.12.2025

Australien

Faktencheck zum Terroranschlag in Sydney

Nach dem Blutbad am Bondi Beach ist noch vieles unklar. Solche Situationen nutzen Menschen in sozialen Netzwerken, um Verschwörungsmythen zu verbreiten

 15.12.2025

Faktencheck

Ahmed Al Ahmed hat einen Angreifer am Bondi Beach entwaffnet

Ein Passant verhindert Schlimmeres - und wird im Netz umbenannt. Angeblich soll Edward Crabtree einen der Täter von Sydney entwaffnet haben. Doch die Geschichte stammt von einer Fake-Seite

 15.12.2025