Zentralamerika

Drogen und Geldwäsche

Bei der Einreise in die USA verhaftet: Yankel Rosenthal Foto: dpa

Zentralamerika

Drogen und Geldwäsche

Der Fall Rosenthal erschüttert Honduras

von Andreas Knobloch  12.10.2015 18:24 Uhr

Vergangene Woche wurde Yankel Rosenthal Coello, Fußballklubbesitzer und ehemaliger Investitionsminister von Honduras, am Flughafen von Miami verhaftet. Am Tag darauf veröffentlichten die US-Behörden die Anklageschrift: Darin werden auch Yankels Onkel, Jaime Rolando Rosenthal Oliva, Ex-Vizepräsident von Honduras, dessen Sohn Yani Benjamin sowie der Anwalt der Familie, Andrés Acosta García, beschuldigt, im großen Stil Drogengeld in den USA gewaschen zu haben.

Die Rosenthals gehören zu den reichsten und einflussreichsten Familien von Honduras. Politisch sind sie vor allem in der oppositionellen Liberalen Partei engagiert. Yani Rosenthal arbeitete früher für die Regierung und kandidierte bei den Präsidentschaftswahlen. Die von der Familie kontrollierte Continental-Gruppe umfasst Banken, Versicherungen, Medien, Zucker- und Zementfabriken. Dieses Firmengeflecht soll seit 2004 benutzt worden sein, um für einen der größten zentralamerikanischen Drogenclans, die Cachiros, Geld zu waschen.

anklage Angesichts der Bedeutung der Familie schlug Rosenthals Festnahme und Anklage wie eine Bombe ein. Für die ihm zur Last gelegten Delikte drohen ihm bis zu 20 Jahre Gefängnis. Honduras hat zwar ein Auslieferungsabkommen mit den USA, aber ob die drei anderen Angeklagten wirklich überstellt werden, ist unklar. In einer von Jaime und Yani Rosenthal unterzeichneten Stellungnahme weist Continental alle Beschuldigungen zurück.

Beobachter gehen davon aus, dass die Anklage eine Warnung der USA an die kleine Kaste der mächtigen Familien in Honduras ist. »Ein Schuss vor den Bug der Elite«, sagt Steven Dudley von der investigativen Journalistenplattform InSight Crime. Washingtons Botschafter in Honduras, James Nealon, kommentierte die Festnahme per Twitter: »Die heutigen Aktionen machen deutlich, dass die Straflosigkeit vorbei ist.«

Das hofft vor allem die Bevölkerung. Seit Längerem beschäftigen das Land Korruptionsskandale von hohen Regierungsfunktionären. Rücktrittsforderungen und Proteste treiben die Honduraner seit Wochen auf die Straße. Und nun kommt der Fall Rosenthal hinzu. Dass die Familie jüdisch ist, spielte in der Berichterstattung keine Rolle. Im Vordergrund steht, dass ein weiterer Teil der Elite mutmaßlich in schmutzige Geschäfte verwickelt ist. Wie tief, das werden die Ermittlungen in den USA ans Licht bringen.

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

 12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Damaskus

Syriens Regierung erteilt erster jüdischer Organisation Lizenz

Mit Rabbiner Henry Hamras Stiftung »Jüdisches Erbe in Syrien« wird erstmals seit dem Ende der Assad-Dikatur wieder eine jüdische Organisation in dem arabischen Land aktiv sein

 11.12.2025

Museum

Auschwitz-Gedenkstätte zeigt neue Ausstellung

Mit einer neuen Ausstellung will die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau das Schicksal der Häftlinge des Konzentrationslagers zeigen

von Christiane Laudage  11.12.2025

USA

An der Columbia University war Theodor Herzl Antisemit

Ein Abschlussbericht zum Antisemitismus an der New Yorker Elite-Universität zeigt, wie tief die Israel- und Judenfeindlichkeit im Lehrplan verankert war

 11.12.2025

USA

Wer hat Angst vor Bari Weiss?

Sie gilt als eine der einflussreichsten konservativen Medienmacherinnen des Landes. Aber was will die neue Chefin von CBS News eigentlich?

von Sarah Thalia Pines  11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Nachruf

Gebäude wie Jazzmusik

Frank Gehry hat die Architektur tanzen lassen – was auch mit seinem Judentum zu tun hatte

von Johannes Sadek, Christina Horsten  10.12.2025

Hollywood

»Stranger Things« trotzt Boykottaufrufen

Während Fans den Start der letzten Staffel des Netflix-Hits feiern, rufen Anti-Israel-Aktivisten zur Ächtung der Serie auf

von Sophie Albers Ben Chamo  10.12.2025