Dominikanische Republik

Christlich wider Willen

Fast 70 Jahre, nachdem Anne Frank im KZ Bergen-Belsen an Typhus starb, ist sie in einem Mormonen-Tempel in Santo Domingo symbolisch getauft worden. Die Autorin des berühmten Tagesbuchs sei im Taufregister der sektenmäßig organisierten Kirche zur Christin erklärt worden, berichtet die Huffington Post.

Die US-Online-Zeitung beruft sich dabei auf Helen Radkey, ein ehemaliges Mitglied der »Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage«. Radkey habe in einem internen Informationssystem den Taufschein von Anne Frank gefunden.

Taufschein In der Bildschirmkopie des Taufscheins, die der Huffington Post vorliegt, steht: »Annelies Marie Frank (1929–1945), Taufe vollzogen, 18. Februar 2012, Santo Domingo, Dominikanische Republik, Tempel«. Radkey, die nach Angaben der Huffington Post über hervorragende Informationen über die aus Salt Lake City gesteuerte Kirche verfügt, habe die Daten in einem Genealogie- und Personenregister gefunden, das nur Mitgliedern zugänglich ist, berichtete die US-Zeitung. Die Mormonen haben vor Jahren ein weltweites Programm zur Registrierung aller Menschen aufgebaut, zu dem auch Gemeindemitglieder Zugang haben.

Taufen wie die von Anne Frank finden meist auf Antrag von Mitgliedern der Gemeinschaft statt. Sie wollen damit verstorbene Familienangehörige in die Kirche aufnehmen. Wie Mormonensprecher erklärten, erfahre die getaufte, verstorbene Person von dem Symbolakt und könne dann selbst entscheiden, ob sie die Taufe akzeptiere.

Der Sprecher der Kirchengemeinde in Santo Domingo, Rafael Guillermo Gutierrez, bestätigte auf Anfrage der Jüdischen Allgemeinen, dass eine »Vollmachts-Taufe« stattgefunden habe. Der Kirchenvorstand sei dabei, den Sachverhalt zu klären und werde später Details dazu veröffentlichen.

Nach Aussagen der in Salt Lake City lebenden Forscherin Helen Radkey hätten Mormonen in den Jahren 1989 und 1999 insgesamt 15-mal die junge Jüdin aus Amsterdam zur Taufe vorgeschlagen, neun Mal sei diese sogenannte Vollmacht-Taufe vollzogen worden.

Vereinbarung Wie Radkey sagte, habe sie aber erst jetzt einen offiziellen Taufschein Anne Franks gefunden. Die Mormonen-Kirche verstößt damit gegen eine im Jahr 2010 mit jüdischen Institutionen getroffene Vereinbarung, wonach sie die Missionierung sowie posthume »Vollmacht-Taufen« von nicht direkten Verwandten einstellt.

Zum konkreten Fall äußerte sich die Kirchenleitung nicht, doch erklärte sie der Huffington Post schriftlich, sie bedauere es, wenn »Personen mutwillig gegen die Politik der Kirche« verstoßen haben sollten. Deren Sprecher Michael Purdy versicherte vergangene Woche, dass die Kirche ihr Wort nicht breche und »daran festhält, Vollmacht-Taufen von Holocaust-Opfern nicht zu akzeptieren«.

Dem Fall Anne Frank war die Taufe der Eltern von Simon Wiesenthal vorausgegangen. Und auch Elie Wiesel verlangt zusätzliche Aufklärung von den Mormonen. Von ihm sind Daten im Infosystem gefunden worden, dass seine »posthume Taufe« vorbereitet worden sei.

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Damaskus

Syriens Regierung erteilt erster jüdischer Organisation Lizenz

Mit Rabbiner Henry Hamras Stiftung »Jüdisches Erbe in Syrien« wird erstmals seit dem Ende der Assad-Dikatur wieder eine jüdische Organisation in dem arabischen Land aktiv sein

 11.12.2025

Museum

Auschwitz-Gedenkstätte zeigt neue Ausstellung

Mit einer neuen Ausstellung will die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau das Schicksal der Häftlinge des Konzentrationslagers zeigen

von Christiane Laudage  11.12.2025

USA

An der Columbia University war Theodor Herzl Antisemit

Ein Abschlussbericht zum Antisemitismus an der New Yorker Elite-Universität zeigt, wie tief die Israel- und Judenfeindlichkeit im Lehrplan verankert war

 11.12.2025

USA

Wer hat Angst vor Bari Weiss?

Sie gilt als eine der einflussreichsten konservativen Medienmacherinnen des Landes. Aber was will die neue Chefin von CBS News eigentlich?

von Sarah Thalia Pines  11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Nachruf

Gebäude wie Jazzmusik

Frank Gehry hat die Architektur tanzen lassen – was auch mit seinem Judentum zu tun hatte

von Johannes Sadek, Christina Horsten  10.12.2025

Hollywood

»Stranger Things« trotzt Boykottaufrufen

Während Fans den Start der letzten Staffel des Netflix-Hits feiern, rufen Anti-Israel-Aktivisten zur Ächtung der Serie auf

von Sophie Albers Ben Chamo  10.12.2025

Toronto

20 Mesuot aus Seniorenheim gestohlen

Die Polizei geht von einem Hassverbrechen aus

 09.12.2025