Glosse

Bibi wieder obenauf

Führt die Liste der 50 einflussreichsten Juden an: Benjamin Netanjahu Foto: IMAGO/Chris Emil Janßen

Es ist ein tiefer Fall, wie ihn so wahrscheinlich nur ganz wenige Menschen erleben müssen: Doug Emhoff war letztes Jahr noch erster jüdischer Second Gentleman der USA. Er stand treu an der Seite seiner nichtjüdischen Gattin Kamala Harris, die sich anschickte, Joe Biden im Weißen Haus zu beerben. Doch Harris verlor gegen Donald Trump. Nun hat auch Emhoff es nicht mehr auf die »Liste der 50 einflussreichsten Juden« geschafft.

Diese Hitliste der jüdischen Influencer wird alljährlich zu Rosch Haschana von der »Jerusalem Post« herausgegeben. Nicht nur Antisemiten dürften sie genauestens studieren, auch wenn viele anzweifeln, dass das Ranking auf wissenschaftlich belastbaren Kriterien basiert. Schon die Tatsache, dass viel mehr als nur fünfzig Namen zu den 50 wichtigsten Juden gezählt werden, müsste Anlass zu kritischen Nachfragen geben. Die hinteren zehn Plätze teilen sich 27 Individuen und zwei Unternehmen.

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Verdrängt wurde Doug Emhoff als einflussreichster Jude weltweit von einem gewissen Benjamin Netanjahu. Israels dienstältester Ministerpräsident, dessen Rede vor dem US-Kongress Emhoffs Frau als Präsidentschaftskandidatin boykottierte, wurde von der »Jerusalem Post« letztes Jahr nur auf Platz 5 geführt, noch hinter zwei weiteren Demokraten, dem Gouverneur von Pennsylvania Josh Shapiro und US-Außenminister Antony Blinken.

Republikaner auf dem Vormarsch

Shapiro ist im Gegensatz zu Blinken zwar noch im Amt. Seinen Einfluss auf das Weltgeschehen hat offenbar aber auch er eingebüßt. Die Politiker aus den Reihen der Demokraten wurden nun fast vollständig von jüdischen Republikanern auf der Liste ersetzt.

Trump-Adlatus Steve Witkoff ist so einer. Der Sonderbeauftragte des Präsidenten für den Nahen Osten, Russland und die übrigen Konfliktherde landete auf Platz 2 der einflussreichsten Juden des Planeten Erde. Vor einem Jahr war Witkoff wohl auch den Redakteuren der »Jerusalem Post« ein Unbekannter; so schnell kann es gehen. Auch Trumps Chefberater Stephen Miller und Adam Boehler (ex aequo auf Platz 5) sowie sein Jugendfreund, der jetzige amerikanische Handelsminister Howard Lutnick (Platz 6), haben aktuell was zu melden.

Abgestürzt, aber noch auf der Liste, ist dagegen ein anderer Republikaner:  Trumps Studienfreund Ronald S. Lauder. Der 81-jährige New Yorker ist seit 2007 Präsident des Jüdischen Weltkongresses. 2024 wurde Lauder noch in den Top Ten geführt, nur zwei Plätze hinter Netanjahu. Doch aus und vorbei. Nun muss er sich mit dem hinteren Platz 44 begnügen und diesen auch noch mit Mark Wilf teilen, dem völlig unbekannten jungen Vorsitzenden des Vorstands der Jewish Agency for Israel. Beide, schreibt die »Jerusalem Post« in ihrer Würdigung, setzten sich vehement gegen Antisemitismus ein.

Lauders Verdienste bestünden darin, schreibt die »Jerusalem Post«, dass er einst Formel-Eins-Chef Bernie Ecclestone für dessen Lob von Adolf Hitler gerügt, Israels Aufnahme in die NATO gefordert und Schweden zu mehr Engagement im Kampf gegen den Judenhass ermahnt habe. Dass das schon ein paar Jährchen zurückliegt, verschwieg die »Jerusalem Post« aus Höflichkeit.

Kaum Frauen

Schenkt man der Liste der israelischen Tageszeitung Glauben, scheint der Einfluss der jüdischen Diaspora rückläufig zu sein. Anders als Lauder sind andere Chefs großer jüdischer Organisationen wie ADL oder AJC 2025 gar nicht mehr vertreten.

Die diesjährige Top Ten der mächtigsten Juden wird von israelischen Offizielle dominiert. Auf Platz 3 findet sich Mossad-Direktor David Barnea, gefolgt von IDF-Generalstabschef Eyal Zamir. Netanjahus wichtigste Minister Ron Dermer, Israel Katz und Gideon Sa’ar teilen sich Platz 7, noch vor dem rechtsextremen Minister für nationale Sicherheit Itamar Ben-Gvir, der auf Platz 8 steht.

Schenkt man der »Jerusalem Post« Glauben, haben Frauen nicht so viel zu melden. Man muss bis zu Platz 23 durchscrollen, um auf die erste jüdische Influencerin zu treffen. Es handelt sich dabei um die stellvertretende US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Morgan Ortagus. Sie wurde letzte Woche einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, als sie im UN-Sicherheitsrat im richtigen Moment die Hand hob und eine Resolution zum Gaza-Krieg verhinderte.

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