Polen

Auschwitz nach dem Hochwasser

Verfall: die Ruinen das Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau Foto: Marco Limberg

»Wegen Hochwasser geschlossen« stand Mitte Mai an den Toren des ehemaligen deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Die Holzbaracken waren unterspült, die Ruinen der früheren Gaskammern und Krematorien voll Wasser gelaufen, die Wege in den Fluten untergegangen. Im Stammlager Auschwitz I brachten Mitarbeiter der Gedenkstätte wichtige Archivalien und Ausstellungsstücke in den oberen Stockwerken in Sicherheit. Ende Mai regnet es noch immer. Doch Monika Korzeniowska, die Sprecherin der Gedenkstätte, versichert: »Wir haben alles unter Kontrolle. Auschwitz und Auschwitz-Birkenau können wieder besichtigt werden.«

deichbau Die Pegelstände der Flüsse Weichsel und Sola waren so hoch gestiegen, dass Feuerwehrmänner und Mitarbeiter der Gedenkstätte sowie Hunderte freiwillige Helfer zum Deichbau ausrückten. Kaum zu bändigen war der sonst harmlos dahinplätschernde Bach Plawianka nahe der Gedenkstätte. Innerhalb weniger Tage hatte er sich von zwei Metern auf 40 Meter verbreitert. Bis heute liegen die Sandsäcke zur Verstärkung auf den leckenden Deichen und an den Rändern der neuen Bachufer.

Die Konservatoren der Gedenkstätte kämpfen allerdings schon seit Jahren gegen die Zerstörung der Holzbaracken durch die Naturgewalten an. Die ständige Nässe auf den Wiesen und im nahen Birkenwäldchen lässt das Holz der nur für kurze Zeit errichteten Häftlingsbaracken rasch faulen. Rund 200 Hektar Land, 155 Gebäude und 300 Ruinen, 13 Kilometer Stacheldrahtzaun und knapp 5.000 Betonsäulen stehen unter der Obhut der Konservatoren. Außerdem die Sammlungen, die in den früheren Baracken gezeigt werden. Neben Tausenden von Schuhen, Töpfen und Brillen sind dies Kunstwerke, die im Lager entstanden, Briefe an die Häftlinge, Totenbücher sowie Hunderte Bände von Dokumenten der Waffen-SS und der Polizei.

stiftung In Auschwitz ermordeten die deutschen Nazis zwischen 1940 und 1945 mehr als 1,1 Millionen Menschen, darunter eine Million Juden aus ganz Europa. Über Jahrzehnte hinweg war es der polnische Staat allein, der für den Erhalt des Ortes aufkam. Erst im letzten Jahr wurde eine internationale Stiftung gegründet, die die Instandhaltung von Auschwitz langfristig finanziell sichern soll. Kaum Geld hingegen gibt es für Treblinka, Majdanek, Großrosen, Stutthof, Sobibor, um nur einige der anderen ehemaligen KZs zu nennen. Sie verfallen allmählich und geraten in Vergessenheit. Auch ohne Hochwasser und spektakuläre Rettungsaktionen.

Lebende Legenden

Trevor Rabin feiert Solo-Comeback

Als Gitarrist von Yes prägte er den Rock-Sound der 1980er. Nun ist er zurück

von Philip Dethlefs  03.10.2023

Wissenschaft

Drew Weissman: Lieber im Labor als im Rampenlicht

Der US-Immunologe erhielt 2021 den Lasker-Preis - für seine Forschung über mRNA-Moleküle

 02.10.2023

Stockholm

Medizin-Nobelpreis für jüdischen Immunologen Drew Weissman

Er und Katalin Kariko hätten zu einem beispiellosen Tempo der Impfstoffentwicklung beigetragen, so die Begründung

 02.10.2023

USA

Trauer um Dianne Feinstein

Die demokratische Senatorin wurde 90 Jahre alt

 29.09.2023

USA

Biden intensiviert Kampf gegen Judenhass

Die Administration nimmt acht Ministerien in die Pflicht

 29.09.2023

London

»Zoo-kah« unter Tieren

Zoo-Direktor Matthew Gould, früher Botschafter in Israel, lässt zwischen den Käfigen eine Sukka aufstellen

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  29.09.2023

Antony Blinken

US-Außenminister überrascht mit Auftritt an der E-Gitarre

Bei dem Termin wurde eine Initiative zur Förderung von Musik als diplomatisches Mittel vorgestellt

 29.09.2023

USA

Bohemien im besten Sinne

Beatnik, Künstler, Aktivist: Vor 100 Jahren wurde Naphtali »Tuli« Kupferberg in New York geboren

von Katharina Cichosch  28.09.2023

Großbritannien

Nazis früh auf dem Radar

Die Wiener Holocaust Library feiert mit zwei Ausstellungen den 90. Jahrestag ihrer Gründung

von Sabine Schereck  27.09.2023