Hollywood

80 Jahre Goldie

Der blonde Wuschelkopf, das große Lachen und ihr noch größeres Talent haben sie berühmt gemacht. Sechs Jahrzehnte umspannt die Hollywoodkarriere von Goldie Hawn, der es immer gelang, in Komödie und Drama gleichermaßen zu brillieren. Auch mit fast 80 Jahren ist sie nicht zu bremsen. Vor wenigen Wochen postete die Schauspielerin ein TikTok-Video mit dem »verrückten Achtsamkeitsmoment ihres Tages«. Der Clip zeigt sie auf einem Trampolin, sie springt, wirbelt mit den Armen und die blonde Mähne fliegt. »Tanze, hüpfe und wirble herum, als ob niemand zuschaut«, schrieb sie dazu. Hawn wird am 21. November 80 Jahre alt.

Den runden Geburtstag allerdings werde die Familie ruhiger angehen, erzählte Sohn Oliver Hudson der US-Zeitschrift »People«. Er werde nur mit der Familie gefeiert. Neben vier Kindern und acht Enkelkindern bedeutet das vor allem Hawns langjährigen Partner, Hollywoodstar Kurt Russell (74). Seit 1983 sind sie ein Paar, ganz locker ohne Trauschein, aber felsenfest zusammen. »Ich bin gern unverheiratet, weil ich mich dafür entschieden habe, jeden Tag mit jemandem zusammenzuleben.«

Enkelin jüdischer Einwanderer aus Ungarn

Die zweifach geschiedene Hawn brachte die Kinder Kate und Oliver in die Beziehung, Russell einen Sohn. Ihr gemeinsames Kind, Sohn Wyatt, ist inzwischen 39 Jahre alt. Der Nachwuchs folgte den Eltern geschlossen ins Showgeschäft.

Hawn wurde 1945 in Washington geboren. Ihre Mutter Laura, Tochter jüdischer Einwanderer aus Ungarn, leitete eine Tanzschule. Ihr Vater, Musiker, stammte aus einer deutsch-englischen presbyterianischen Familie. Goldie Hawn, die ihren Namen einer Tante der Mutter verdankt, wuchs jüdisch auf. Heute bezeichnet sie sich als »jüdisch-buddhistisch«.

Über Jahrzehnte war Goldie Hawn fester Bestandteil der Publikumserwartung.

Die quirlige Frau hat sich auf altmodische Weise, nämlich über die zweite Reihe, ihren Weg nach Hollywood erkämpft. Eigentlich wollte sie wie ihre Mutter Tänzerin werden. Doch Hollywood kam dazwischen. Sie drehte Klamauk-Sendungen fürs Fernsehen. 1969 spielte sie ihre erste kleine Filmrolle in Die Kaktusblüte neben Walter Matthau und Ingrid Bergman, und gewann auf Anhieb den Oscar als beste Nebendarstellerin. Den großen Augenblick verpasste sie jedoch, weil sie gerade in London drehte und nicht glaubte, eine Chance auf den Goldjungen zu haben. Das bedauere sie bis heute, sagte Hawn einmal. Den Oscar hebt sie übrigens im Schrank auf.

Steven Spielberg, Warren Beatty, Kurt Russell

Nach dem frühen Erfolg ging es Schlag auf Schlag weiter. Steven Spielberg holte sie für den Thriller Sugarland Express (1974) vor die Kamera. Mit Shampoo (1975) an der Seite von Warren Beatty und Eine ganz krumme Tour (1978) festigte sie ihren Ruf als Comedy-Star. Schütze Benjamin, der erste Film ihrer eigenen Produktionsfirma, war 1980 ein Kassenschlager und brachte ihr die nächste Oscar-Nominierung ein, diesmal für die beste Hauptrolle.

Regisseur Jonathan Demme gewann Hawn bald darauf für das Liebesdrama Swing Shift (1984), das vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs spielt. Bei den Dreharbeiten sollte sie die Liebe ihres Lebens treffen: Kurt Russell. Zusammen drehten sie drei Jahre später die beliebte Komödie Overboard, in der Hawn eine Millionärin spielt, die ihr Gedächtnis verliert, er einen Schreiner, der die Chance nutzt, sich eine Mutter für seine Söhne ins Haus zu holen.

Und Hollywood wollte mehr Hawn: 1990 jagte Mel Gibson sie durch die Actionkomödie Ein Vogel auf dem Drahtseil. 1992 brillierte sie neben Meryl Streep und Bruce Willis in der Satire Der Tod steht ihr gut. Mit Bette Midler und Diane Keaton nahm sie 1996 in Der Club der Teufelinnen Rache an treulosen Ehemännern. 1999 war sie mit Steve Martin Schlaflos in New York, in Mädelstrip (2017) schlug sie mit Amy Schumer über die Stränge. Über Jahrzehnte war Goldie Hawn fester Bestandteil der Publikumserwartung an Hollywood.

Lesen Sie auch

Neben der Filmkarriere nahm sie sich immer auch Zeit für soziales Engagement. 2003 gründete sie die »Goldie Hawn Foundation«, die Kinder mit emotionalen Problemen bei der Stressbewältigung unterstützt. Dazu hat Hawn mit Ärzten und Psychologen Achtsamkeits- und Meditationsprogramme entwickelt. Laut Webseite haben diese bereits mehr als sechs Millionen Schulkinder erreicht. Grund für das Thema sei ihre Biografie: Zu Beginn ihrer Karriere habe sie selbst unter Ängsten und Panikattacken gelitten. »Ich wusste nicht, was mit meiner Fröhlichkeit passiert war«, erzählte Hawn 2024 in einem Podcast. Damals habe sie ihr Lächeln vorgetäuscht. »Das werde ich nie vergessen. Es ist das Beängstigendste, was mir je passiert ist.«

In Hollywood haben Hawn und Russell seit 2017 einen festen Platz auf dem Walk of Fame mit zwei Sternenplaketten Seite an Seite. Tochter Kate Hudson (Almost Famous, Glass Onion), auf die Hawn, ganz jiddische Mamme, extrem stolz ist, würdigte ihre Eltern damals mit einem Augenzwinkern. Sie sollte wohl besser diese Gelegenheit für eine Ansprache nutzen, denn eine Hochzeit sei nicht geplant.

Mazal tov, Goldie Hawn! Namaste!

TV-Tipp

TV-Premiere: So entstand Claude Lanzmanns epochaler Film »Shoah«

Eine sehenswerte Arte-Dokumentation erinnert an die bedrückenden Dreharbeiten zu Claude Lanzmanns Holocaust-Film, der vor 40 Jahren in die Kinos kam

von Manfred Riepe  21.11.2025

USA

Zwölf Familien, eine Synagoge

Die meisten Juden in Nordamerika leben in Großstädten, auf dem Land gibt es nur wenige Gemeinden – aber gerade dort wächst eine besonders starke Identität. Ein Besuch in der Kleinstadt Rome im Bundesstaat Georgia

von Katja Ridderbusch  21.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  21.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  21.11.2025

Judenhass

»Wir wollen keine Zionisten«: Mamdani reagiert auf antisemitische Kundgebung vor Synagoge

Die Teilnehmer schrien unter anderem »Tod den IDF!« und »Globalisiert die Intifada!«

von Imanuel Marcus  21.11.2025 Aktualisiert

New York

Neonazi wollte als Weihnachtsmann jüdische Kinder mit Süßigkeiten vergiften

Der Antisemit soll zudem »Interesse an einem Massengewaltakt« gezeigt und Anleitungen zum Bau von Bomben geteilt haben. Nun wird er angeklagt

 21.11.2025

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  20.11.2025

Russland

Der Vater der israelischen Rüstungsindustrie

Emanuel Goldberg war ein genialer Erfinder in der Weimarer Republik. Die Nazis sorgten dafür, dass er in Europa vergessen wurde. Doch bis heute macht der Mann aus Moskau Israel sicherer

von Leif Allendorf  20.11.2025

New York

Rekordpreis für »Bildnis Elisabeth Lederer« bei Auktion

Bei den New Yorker Herbstauktion ist wieder ein Rekord gepurzelt: Ein Klimt-Gemälde wird zum zweitteuersten je versteigerten Kunstwerk – und auch ein goldenes Klo wird für einen hohen Preis verkauft

von Christina Horsten  19.11.2025