Ein Wochenende der Superlative: In Crown Heights im New Yorker Stadtteil Brooklyn trafen sich 6500 Rabbiner aus mehr als 100 Ländern. Veranstalterangaben zufolge war das die größte Rabbinerkonferenz weltweit, und beim abschließenden Gala-Bankett am Sonntag wurde das größte koschere Dinner der Welt serviert.
Auch das am Vormittag aufgenommene »Familienfoto« ist rekordverdächtig. Vor dem Haus am 770 Eastern Parkway, dem Hauptquartier der weltweiten Chabad Lubawitsch-Bewegung, drängten sich tausende Rabbiner auf einer riesigen Gerüstkonstruktion, um gemeinsam abgebildet zu werden.
Sie waren zum alljährlichen »Kinus Hashluchim«, der Internationalen Konferenz der Gesandten (Schluchim) von Chabad Lubawitsch, zusammengekommen. Zum Programm gehörten Workshops, Seminare, Vorträge und Diskussionen, gemeinsame Gebete sowie der Besuch am Ohel, der Grabstätte von Rabbiner Menachem Mendel Schneerson auf dem Old-Montefiore-Friedhof in Queens.
Beim Kongress gehe es darum, sich auszutauschen, einander zu inspirieren, zu stärken und neuen Schwung für die Arbeit in allen Teilen der Welt zu schöpfen, so die Veranstalter. Es sei ein wachsendes Interesse an der Einhaltung jüdischer Tradition und der Wahrung der jüdischen Identität festzustellen – insbesondere in einer Zeit erhöhter Unsicherheit. Ein Thema des Treffens war daher auch der Schutz der Gemeinden, Synagogen, Schulen und anderen kommunalen Einrichtungen.
Zum Auftakt am Mittwoch sprach unter anderem Rabbi Daniel Walker aus dem britischen Manchester über den tödlichen Terrorangriff auf seine Synagoge an Jom Kippur. Beim abschließenden Bankett am Sonntag berichtete Rabbi Yaakov Raskin aus Jamaika von den alltäglichen Herausforderungen seiner Arbeit sowie von seiner Hilfsaktion nach dem verheerenden Wirbelsturm vor wenigen Tagen. Rabbiner und Soldaten, die bei den US-Streitkräften dienen, erzählten von ihrem Militärdienst.
Rabbi Mendy Kotlarsky, Direktor der Internationalen Konferenz, rief den Anwesenden zu: »Jeden Tag kommen neue Herausforderungen auf uns zu. Doch unsere Mission hat sich nicht geändert. Und wir auch nicht, denn der Ruf des Rebben bleibt derselbe: Wir wollen jeden einzelnen Juden an jedem Ort erreichen, auf jede erdenkliche Weise.«
Beim Bankett wurden Momente der Freude und Trauer der weltweiten Gemeinschaft geteilt, von Erfolgen sowie neuen Initiativen berichtet – und ausgelassen zu chassidischen Rhythmen getanzt.
Rabbiner Teichtal dabei
Aus Deutschland waren in diesem Jahr 15 Rabbiner dabei. Aus Berlin war unter anderem Rabbiner Yehuda Teichtal angereist. Er sagt: »In diesem Jahr, mehr als je zuvor, spüren wir, wie wichtig Zusammenhalt, Glaube und gegenseitige Ermutigung sind.« In Zeiten des Kriegs in Israel und wachsenden Antisemitismus weltweit setze das Treffen »ein Zeichen für jüdische Stärke, Sichtbarkeit und Lebensfreude«.
Die Seminare und Workshops seien inspirierend gewesen, doch das eigentlich Besondere sei die Atmosphäre des Wiedersehens mit alten Freunden und Weggefährten, so Rabbiner Teichtal. »Ich habe mich gefreut, dort Freunde aus meiner Schulzeit zu treffen – den einen, der heute in Bogotá wirkt, den anderen in China, einen in Alaska, einen in Thailand und einen in Neuseeland. Überall bringen sie dieselbe Botschaft: Freude, Hoffnung und Liebe für alle Menschen, unabhängig von Herkunft oder Hintergrund.« ddk