Innovation

Wein aus der Wüste

Dass Wein am besten trocken sein sollte, wissen Kenner ganz genau. Aber können edle Tropfen aus der Wüste schmecken? »Auf jeden Fall«, sagen die Winzer, die es wissen müssen. Der neue israelische Trinkgenuss kommt aus einer der wasserärmsten Gegenden der Welt: der Negevwüste.

Israelische Weine aus dem Norden des Landes, etwa aus Obergaliläa und dem Golan, sind bereits seit Langem berühmt und beliebt. Doch jetzt wollen die Wüstenweine den Markt erobern. Neun Weinkellereien sind innerhalb der vergangenen Jahre entlang der alten Wein- und Gewürzroute im Negev entstanden.

Projekt Mithilfe des Projekts »Weinroute« der Regionalverwaltung von Ramat Hanegev, die den Weinbauern Land und Know-how zur Verfügung stellte, hauchten die ambitionierten Winzer den antiken Traubenterrassen der Nabatäer neues Leben ein.

Sie pflanzten weiße und rote Trauben an und sollten schon bald Erfolge sehen. Auch Mutter Natur hilft kräftig beim Anbau mit: Das Klima ist bestens für die Trauben geeignet und sorgt für eine ganz besondere Qualität. Zu den neun Kellereien gehören unter anderem Karmey Ashdat, Nana, Rota, Kadesh Barnea und Derech Eretz. Die Weingüter laden allesamt zum Testen ihrer Erzeugnisse ein. In der Sde-Boker-Kellerei können die Tropfen der verschiedenen Hersteller sogar an einem Ort gekostet werden.

temperaturen »Das Wüstenwetter ist wirklich hervorragend für die Trauben«, weiß Gilad Zadok, der in zweiter Generation in der Weinkellerei seiner Eltern, Kadesh Barnea, im Bereich Marketing arbeitet. »Tagsüber heiß und nachts kalt – das gibt ganz wunderbare Weine, denn auf diese Weise wird die Säure ausbalanciert.« Einer der Gründe für die Qualität sei der sandige, luftdurchlässige Boden, der die Hitze des Tages nicht speichert und demzufolge auch nachts nicht abgibt. »Anders als etwa im Golan, wo die Erde noch immer heiß ist, wenn die Sonne schon längst untergegangen ist.«

Auch die hohen Temperaturen während des Tages würden den Pflanzen nichts anhaben. Denn die Trauben verlören erst ab etwa 45 Grad Celsius an Zucker. Gewöhnlich klettert das Thermometer aber auch in diesen unwirtlichen Gefilden selten höher als auf 38 Grad. Ein weiterer Vorteil sei die trockene Luft, die Krankheiten und Schädlinge erst gar nicht entstehen ließe, erklärt Zadok. Nur müssten die Trauben nachts geerntet werden. »Dazu ist es tagsüber schon zu heiß.«

wasser Bewässert werden die Terrassen mit entsalztem Wasser per Tröpfchen-Irrigation – eine israelische Innovation. »Dadurch ist eine ganz genaue Wassermenge einstellbar«, erklärt der Fachmann, »und das kommt den Pflanzen ungemein zugute.«

Im Jahr 2000 gründeten Nira und Alon Zadok ihr Weingut Kadesh Barnea im gleichnamigen Moschaw tief im Süden des Landes. Nachdem sie ihre Produkte eine Weile an die zweitgrößte Kellerei des Landes, Barkan, lieferten, wollte der Winzer 2003 seine Herstellung selbst vermarkten. Er tat es – und der Erfolg gab ihm recht. Heute produziert Kadesh Barnea etwa 80.000 Flaschen im Jahr – und gehört dabei immer noch zu einer der Boutique-Weinkellereien des Landes. »Jede Flasche erhält die ultimative Behandlung, Zuwendung und Liebe«, heißt es auf der Website der Firma.

Koscher Die Kellerei verfügt über die neuesten Technologien für das Pressen, die Fermentation und das Reifen. Die roten und weißen Weine verbleiben etwa zehn bis 18 Monate in amerikanischen und französischen Eichenfässern, um weicher zu werden und um an Aroma und Charakter zu gewinnen. Alle Weine aus Kadesh Barnea sind koscher. »Das ist für uns wichtig«, erläutert Gilad Zadok, »denn auf diese Weise können wir Marktnischen ausnutzen und unsere Produkte nicht nur in Israel verkaufen, sondern auch an jüdische Gemeinden in der ganzen Welt liefern.«

Israel verfügt derzeit über mehr als 250 Weinkellereien, die circa 36 Millionen Flaschen pro Jahr abfüllen. Die Exporte der guten Tropfen belaufen sich auf 27 Millionen US-Dollar. Noch kann das Heilige Land nicht mit Marktführern wie Frankreich oder Italien mithalten, doch der Trend zeigt, dass israelische Weine eindeutig an Beliebtheit zunehmen.

Die Wüstengegend produziert heute lediglich fünf Prozent aller israelischen Weine, doch die Macher hoffen bald auf viel mehr. »Es ist etwas Neues und ganz Besonderes«, so die Winzer von Kadesh Barnea, »das sich auch wunderbar für den Tourismus eignet.«

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

Netanjahu fordert »entmilitarisierte Pufferzone« in Syrien

 02.12.2025

Israel

Israel erhält »Befunde« aus Gazastreifen

Israel wartet auf die Übergabe der beiden letzten getöteten Geiseln durch die Hamas. Nun ist die Rede von »Befunden«, die übermittelt worden seien. Der genaue Hintergrund ist unklar

 02.12.2025

Ehemalige Geiseln

»In Gaza war ich wie ein toter Mensch«

Der junge Israeli Alon Ohel erlebte in den Tunneln der Hamas unvorstellbare Qualen und sexuelle Gewalt. Jetzt spricht er zum ersten Mal darüber

von Sabine Brandes  02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Westjordanland

Messer- und Autoangriff auf israelische Soldaten

Innerhalb weniger Stunden kam es zu gleich zwei Anschlägen auf Vertreter des israelischen Militärs

 02.12.2025

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025