Rund 2000 Menschen hatten sich am Bondi-Strand bei Sydney versammelt, um das jüdische Lichterfest zu feiern, als am Sonntagabend um 18.30 Uhr Ortszeit zwei Attentäter begannen, von einer Fußgängerüberführung und einem Parkplatz in unmittelbarer Nähe des Sandstrandes aus in die Menge zu feuern. Polizeiangaben zufolge gab es mindestens zwölf Tote. 29 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Unter den Verwundeten war auch ein Kind. Zudem wurde einer der beiden Attentäter erschossen.
Auf Videos, die in den sozialen Netzwerken kursierten, sind zahlreiche Menschen zu sehen, die leblos am Strand liegen. Die Polizei von New South Wales teilte mit, zwei Personen seien im Zusammenhang mit dem Attentat festgesetzt worden, einer von ihnen sei tot.
Die britische »Daily Mail« veröffentlichte Fotos eines der Schützen. Zudem kursierten in den sozialen Netzwerken Videoclips, die zeigen, wie einer der Attentäter von einem unbewaffneten Passanten überwältigt wird.
Israelische Geheimdienste vermuten laut einem Bericht der Zeitung »Israel Hayom«, dass der Iran hinter dem Terroranschlag steckt.
Jeremy Leibler, Präsident der Zionist Federation of Australia, sagte der israelischen Zeitung »Jerusalem Post«: »Die jüdische Gemeinde ist im Schockzustand.« Bei der Feier handelte es sich um die Veranstaltung »Chanukah by the Sea« der Chabad-Lubawitsch-Bewegung, die um 17 Uhr Ortszeit begann und zu der sich Angaben von Leibler zufolge rund 2000 Menschen eingefunden hatten.
Die australische Zeitung »Sydney Morning Herald« berichtete, dass mindestens 50 Schüsse abgefeuert worden seien, und zitierte eine Augenzeugin mit den Worten: »Ich sah mindestens zehn Menschen am Boden liegen. Überall war Blut.« Unter den Toten ist auch der Emissär der Chabad-Lubawitsch-Bewegung in Bondi Beach, Rabbiner Eli Schlanger, wie die in New York ansässige Organisation bestätigte.
Zudem fand die Polizei in der Nähe des Tatorts mehrere verdächtige Gegenstände gefunden, darunter einen selbst gebauten Sprengsatz im Wagen eines der Attentäter. Ein Zeuge berichtete der »Daily Mail«: »Die Männer hielten mit ihrem Auto an, befestigten eine schwarze Flagge mit einem Emblem an der Windschutzscheibe, gingen dann über die Fußgängerbrücke und begannen zu schießen.« Einige Menschen hätten sich hinter einer Mauer versteckt, andere seien ins Wasser gerannt, um den Schützen zu entkommen.
Der Influencer und Jurist Arsen Ostrovsky, der erst vor kurzem nach Australien zurückgekehrt war, wurde ebenfalls von einer Kugel getroffen. »Ich bin jetzt im Krankenhaus und erhole mich«, schrieb Ostrovsky, der sich in Behandlung befindet, später in einer Nachricht an die »Jerusalem Post«, für die er als Kolumnist tätig ist.
Die Kugel habe seinen Kopf gestreift, so Ostrovsky. »Ich habe stark geblutet. Die Ärzte sagten, es sei ein Wunder, dass ich überlebt habe, so knapp war es. Ich wurde jetzt genäht. Das Schlimmste war, in diesem Moment von meiner Frau und meinen Kindern getrennt zu sein. Ich wurde getroffen, als ich auf sie zuging. Zum Glück sind sie unverletzt geblieben. Es war ein absolutes Blutbad, überall Kinder und ältere Menschen.«

Alex Ryvchin, Co-Vorsitzender des Executive Council of Australian Jewry, sagte dem Nachrichtensender »Sky News«: »Wenn es sich um das handelt, was wir vermuten, dann sind unsere schlimmsten Befürchtungen wahr geworden.«

Die Veranstaltung am Strand von Bondi sei jedes Jahr ein Höhepunkt im Gemeindekalender. »Es ist das Ende des Jahres, der erste Abend von Chanukka. Hunderte von Menschen, Familien versammeln sich am Bondi Beach, um die Chanukka-Lichter anzuzünden und die Feiertage einzuläuten. Es gibt Streichelzoos, Schminken und Imbissstände. Es ist ein Familienfest. Ein wunderschönes Ereignis, das jedes Jahr stattfindet.« Er selbst sei nur deshalb nicht dort gewesen, weil er eine Bar Mitzwa in der Familie hatte.
Sein Pressesprecher Evan Zlatkis sei jedoch dort gewesen und habe Schussverletzungen davongetragen, so Ryvchin weiter. Zlatkis sagte der Zeitung »Daily Telegraph«, er habe »Dutzende und Aberdutzende« von Schüssen gehört. »Plötzlich hörten wir knallende Geräusche, Dutzende und Aberdutzende von knallenden Geräuschen. Ich bin dann weitergegangen und habe gemerkt, dass ich blutete.« Es gehe ihm aber gut, sagte Zlatkis.
Australiens Premierminister Albanese erklärte in einer ersten Reaktion: »Die Szenen in Bondi sind schockierend und erschütternd. Polizei und Rettungskräfte sind vor Ort und versuchen, Leben zu retten. Meine Gedanken sind bei allen Betroffenen.«
Später ergänzte Albanese: »Dies ist ein gezielter Angriff auf australische Juden am ersten Tag von Chanukka, der ein Tag der Freude und des Glaubens sein sollte – ein Akt des Bösen, des Antisemitismus und des Terrorismus, der das Herz unserer Nation getroffen hat.«

Israels Staatspräsident sprach von einem Anschlag auf die jüdische Gemeinschaft Australiens. »In genau diesen Momenten sind unsere Schwestern und Brüder in Sydney von abscheulichen Terroristen angegriffen worden – bei einem äußerst grausamen Angriff auf Juden, die sich versammelt hatten, um am Bondi Beach die erste Chanukka-Kerze zu entzünden.«
Lauder: »Das wird uns nicht brechen«
Der Zentralrat der Juden in Deutschland schrieb auf X: »Unsere Gedanken sind in Sydney. Berichte über eine Schießerei in Bondi Beach haben viele Menschen erschüttert. Noch sind die Hintergründe unklar. In diesen schweren Stunden sind wir in Gedanken bei den Betroffenen, den Verletzten und den Angehörigen der Opfer.«
Der PrÄsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, erklärte am Nachmittag: »Das wird uns nicht brechen. Wir werden weiterhin stolz und vereint gegen alle Formen von Gewalt und Hass aufstehen und unerschütterlich solidarisch sein mit den jüdischen Gemeinden überall.«
Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner (CER), erklärte: »Wir sind erschüttert über den mörderischen Angriff auf eine Chanukka-Versammlung am Bondi Beach, wo ein Lichterfest durch Terror zerstört wurde. Wir trauern mit der jüdischen Gemeinde von Sydney und mit den Familien, die um ihre Angehörigen trauern, die kaltblütig ermordet wurden, nur weil sie Juden waren. Dieser brutale Hass, der im Westen ungebremst ist, muss bekämpft und gestoppt werden.«