Es war ein Moment, auf den viele seit mehr als zwei Jahren gehofft hatten – und kaum jemand hatte wirklich daran geglaubt, ihn noch zu erleben. Als US-Präsident Donald Trump am frühen Morgen bekanntgab, dass Israel und die Terrororganisation Hamas der ersten Phase eines Abkommens zur Freilassung aller noch lebenden Geiseln zugestimmt haben, brach in Tel Aviv eine Welle der Emotionen los. Darüber berichteten die »Times of Israel« und andere israelische Medien.
Auf dem »Hostages Square«, wo seit Monaten wöchentlich Kundgebungen für die Freilassung der Verschleppten stattfinden, fielen sich Angehörige, ehemalige Geiseln und Unterstützer demnach in die Arme. Viele weinten, einige tanzten, andere starrten minutenlang schweigend auf die Videoleinwand, auf der Trumps Erklärung übertragen wurde. In der Menge riefen manche: »Nobelpreis für Trump!«
»Endlich! Ich kann es nicht fassen«, schrieb der ehemalige Geisel Omer Wenkert auf Instagram. »Avia und Guy – ich warte auf euch!« Auch die befreite Eliya Cohen postete: »Kann mir jemand sagen, wer in diesem Land überhaupt noch atmen kann?« Dies war eine Anspielung auf die monatelange Anspannung, die viele Angehörige an ihre Grenzen gebracht hatte.
»Kein größeres Glück«
Die Reaktionen an diesem Morgen folgten laut »Times of Israel« einem Muster: Erleichterung, Tränen, Unglaube. »Ich lächle über das ganze Gesicht – mit Freudentränen«, sagte Danny Miran, dessen Sohn Omri seit dem Überfall vom 7. Oktober 2023 in Gaza festgehalten wurde.
Silvia Cunio, Mutter der verschleppten Brüder David und Ariel, sprach unter Tränen in eine Fernsehkamera: »Ich träume von den Umarmungen, den Küssen. Von David, wie er Sharon, Emma und Yuli in die Arme schließt, und von Ariel, wie er Arbel umarmt. Die Wärme, die wir in diesen zwei Jahren von so vielen Menschen gespürt haben, hat uns die Kraft gegeben, weiterzumachen.«
Liran Berman, deren Zwillingssöhne Gali und Ziv noch immer in Gaza festgehalten werden, schrieb: »Meine Gali, mein Zivi – ich liebe euch so sehr. Ihr kommt nach Hause.« Ihre Tante, Maccabit Meir, sagte dem israelischen Fernsehen: »Es gibt kein größeres Glück als dieses. So viele Menschen sind glücklich. Ich bekomme ununterbrochen Nachrichten.«
»Aufregung, Hoffnung – und Sorge«
»Es passiert wirklich, es passiert«, wiederholte sie immer wieder. »Wir hatten solche Angst – und jetzt weine ich endlich vor Freude, nicht mehr vor Furcht.« Auch Merav Gilboa-Dalal, deren Sohn Guy ebenfalls zu den Geiseln gehört, wurde in Zeitungen zitiert: »Das Wichtigste ist, dass mein Sohn gesund zurückkommt, auf eigenen Beinen. Alles, was danach kommt, ist ein Geschenk.«
Sie sprach auch für viele andere: »Diese schreckliche Zeit, mit Krieg, Verletzten, Toten, mit all dem Schmerz unserer Soldaten, die ihr Leben gegeben haben – sie findet vielleicht ein Ende. Und hoffentlich kommen auch die sterblichen Überreste der Getöteten bald zurück, damit wir endlich abschließen können.« »Wir ruhen nicht, bis alle zurück sind«
Das Forum der Geisel- und Vermisstenfamilien veröffentlichte kurz nach Trumps Rede eine Erklärung, in der es hieß, man begrüße die Ankündigung »mit Aufregung, Hoffnung – und Sorge«. »Dies ist ein bedeutender Schritt, um alle nach Hause zu bringen«, so das Statement. »Aber unser Kampf ist noch nicht vorbei. Er endet erst, wenn der letzte Geisel zurückgekehrt ist.«
»Versprechen gehalten«
Die Organisation der Geisel-Familien forderte die Regierung auf, das Abkommen ohne Verzögerung zu bestätigen: »Jede Verzögerung kann einen hohen Preis haben – für die Geiseln wie für die Soldaten.«
Man sei zuversichtlich, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine klare Mehrheit für die Umsetzung erhalte, hieß es weiter. In einem späteren offenen Brief an Trump schrieben die Familien: »Sie haben uns etwas zurückgegeben, von dem wir dachten, wir hätten es für immer verloren. Sie haben Ihr Versprechen gehalten, und dafür sind wir Ihnen ewig dankbar.«
Der Brief schloss mit einer Bitte um ein persönliches Treffen während Trumps geplanter Nahost-Reise: »Wir möchten Ihnen in die Augen sehen und das sagen, was Worte allein nicht ausdrücken können: dass Sie uns unsere Familien zurückgegeben haben – und mit ihnen unsere Hoffnung.«
Laut offiziellen Angaben befinden sich derzeit noch 48 Geiseln in der Hand von Terrorgruppen im Gazastreifen – darunter 20 lebend, 26 Tote und zwei weitere, deren Zustand unklar ist. Unter den festgehaltenen Leichen befindet sich auch ein israelischer Soldat, der bereits 2014 in Gaza gefallen war. ja