Diplomatie

Tiefpunkt erreicht

John Kerry (l.) und Mosche Yaalon Foto: Flash 90

Auch wenn es die offiziellen Stellen vehement abstreiten – in Israel wird nicht einmal mehr hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, dass es um die Beziehung der einst engsten Verbündeten miserabel bestellt ist. Die Freundschaft zwischen Israel und den USA steckt in einer Krise, eine Negativschlagzeile jagt die nächste.

Jüngster Tiefpunkt ist der Skandal um einen Bericht im angesehenen Magazin »The Atlantic«, in dem anonyme Quellen aus dem Weißen Haus zitiert werden, die Premier Benjamin Netanjahu als »chickenshit coward« – also etwa »Feigling mit Schiss« – gegenüber dem Iran bezeichnen.

Am Freitag rief US-Außenminister John Kerry, der von Israels Verteidigungsminister Mosche Yaalon selbst bereits sein Fett abbekommen hatte, daraufhin Netanjahu an, um sich bei ihm zu entschuldigen. Er bezeichnete die Kommentare als »inakzeptabel und destruktiv« und machte deutlich, dass das nicht die Linie der amerikanischen Regierung sei. »Worte wie diese machen alles nur schwerer«, fügte Kerry frustriert hinzu.

Abwatschen Doch die Krise war schon da, bevor Jeffrey Goldberg im Atlantic über den »chickenshit« berichtete. Bei seinem jüngsten Besuch in den USA wurde Yaalon ein Treffen nach dem anderen abgesagt, sodass er am Ende lediglich mit Politikern der zweiten Riege sprechen durfte – ein klares Abwatschen seitens der Obama-Regierung für die wiederholte Kritik und die Beschimpfungen vonseiten Yaalons, vor allem während Kerrys Bemühungen um Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern.

»Solange Obama an der Regierung ist, wird sich an der Situation zwischen Washington und Jerusalem nichts mehr ändern lassen«, hieß es in einem Editorial der linksliberalen Zeitung Haaretz nach dem jüngsten Zwischenfall. Doch zugleich werden immer mehr Stimmen laut, dass die Regierung in Jerusalem alles tun müsse, um das Verhältnis zu entspannen. »Israel braucht die USA«, lautet der Tenor.

Allen voran ruft Finanzminister Yair Lapid dazu auf, reinen Tisch zu machen und die Beziehung mit Amerika in Ordnung zu bringen: »Man muss sagen, was wirklich los ist. Wir befinden uns in einer Krise und sollten damit umgehen wie mit einer Krise – und daran arbeiten, dass es besser wird.«

Sexualisierte Gewalt

Ex-Geisel: »Ich dachte, ich werde für immer ihre Sexsklavin sein«

Fast ein Jahr nach ihrer Freilassung spricht die junge Israelin Romi Gonen zum ersten Mal über ihre zutiefst verstörenden Erlebnisse in Gaza

von Sabine Brandes  26.12.2025

Israel

Zwei Tote bei Terrorangriff mit Auto und Messer

Palästinenser rammte Passanten mit seinem Auto und stach auf Frau ein – ein Sicherheitsmann schoss auf den Attentäter und verletzte ihn

 26.12.2025

Israel

Winterwarnungen und das Warten auf Schnee

Am Samstag zieht ein stärkeres Tiefdruckgebiet auf, begleitet von Starkregen, starken Winden und spürbarer Kälte

von Sabine Brandes  26.12.2025

Gazastreifen

Erneut tödlicher Zwischenfall

Israels Armee: Zwei Terroristen wurden getötet, die eine »unmittelbare Bedrohung« dargestellt hätten

 26.12.2025

ANU-Museum Tel Aviv

Jüdische Kultobjekte unterm Hammer

Stan Lees Autogramm, Herzls Foto, das Programm von Bernsteins erstem Israel-Konzert und viele andere Originale werden in diesen Tagen versteigert

von Sabine Brandes  25.12.2025

Sicherheit

Katz sagt erneut, Israel werde nicht komplett aus Gaza abziehen

Nach Kritik nach ähnlichen Äußerungen war der Verteidigungsminister zunächst zurückgerudert. Nun erklärt er: »Ich lege nie den Rückwärtsgang ein«

 25.12.2025

Israel

US-Botschafter: Iran zieht falsche Lehren aus Angriffen auf Atomanlagen

»Ich hoffe, sie haben die Botschaft verstanden, aber offenbar haben sie sie nicht vollständig verstanden«, sagte Mike Huckabee

 25.12.2025 Aktualisiert

Spionage-Verdacht in Israel

Ex-Premier Bennett im Visier des Iran

Ein israelischer Staatsbüger soll den einstigen Ministerpräsidenten Naftali Bennett ausspioniert haben. Dem Verdächtigen steht eine Anklage bevor

von Sabine Brandes  25.12.2025

Israel

Regierung will Waffenproduktion des Landes ausbauen

Laut Premier Netanjahu ist dafür eine Summe von 93 Milliarden Euro vorgesehen – Lehre aus Rüstungsbeschränkungen verbündeter Staaten

 25.12.2025