ZDF-Moderatorin Andrea Kiewel hat dem »Zeit«-Magazin ein ausführliches Interview über ihr Leben zwischen ZDF-»Fernsehgarten« und Bunker gegeben. Die 59-Jährige pendelt seit Jahren zwischen Tel Aviv und Mainz – auch in Kriegszeiten. Inzwischen ist sie mit ihrem israelischen Partner verlobt.
Gegenüber dem Co-Chefredakteur des Magazins, Sascha Chaimowicz, dessen Vater Kind polnischer Holocaust-Überlebender ist, äußerte sie sich nun erneut deutlich politisch zu ihrer Wahlheimat.
»Ich bin emotional erschöpft vom Besorgtsein«, gesteht Kiewel. Nicht erst seit den Raketen aus dem Iran, sondern seit dem 7. Oktober sei Israel wie ein Patient auf der Intensivstation. »Manchmal schlägt die Therapie an, und dann gibt es wieder schlimme Rückfälle.« Wenn die Sirenen in Tel Aviv heulen, erzählt Kiewel, renne sie aus dem fünften Stock in den Keller ihres Hauses »wie um mein Leben«.
Verlobung mitten im Krieg
Noch während der iranischen Angriffe reiste Kiewel über den Landweg nach Ägypten und flog nach Deutschland, um den »Fernsehgarten« zu moderieren. Doch statt über den Krieg zu sprechen, hielt sie ihren Verlobungsring in die Kamera: »Ich wollte den Menschen sagen: Schaut mal, was ich für ein großes Glück habe. Ich bin gebettet in Liebe.« Ihr Partner, ein ehemaliger Soldat, der nach dem Hamas-Angriff als Reservist reaktiviert wurde, schaute aus Israel zu.
Auf die Bemerkung des Interviewers, viele dächten bei israelischen Soldaten zuallererst an Kriegsverbrechen, kontert Kiewel: »Wer nicht versteht, dass dieses Land sich verteidigen muss, den frage ich: Was erwartet ihr eigentlich? Sollen die Israelis sich einfach abschlachten lassen?« Und erinnert: »Die Hamas ist noch nicht zerschlagen. Sie hält immer noch Dutzende Geiseln.«
Kiewel bekräftigt Israels Bedrohung durch Iran
Wie die Mehrheit der Israelis habe sie auch den Angriff auf den Iran befürwortet. Sie ist sich sicher: Hätte das iranische Regime es geschafft, Atomsprengköpfe zu bauen, »wäre Israel ausradiert worden.« Merz Aussage, Israel erledige im Iran die Drecksarbeit für uns, habe sie gerührt.
Kritisch äußert sich die Moderatorin zur monatelangen Blockade humanitärer Hilfe für Gaza im Frühjahr: »Das war ein großer Fehler«, so Kiewel. In ihrem Umfeld gebe es niemanden, der das nicht so sehe. Unter der Blockade hätten vor allem die Zivilisten gelitten. »Ich weine, wenn ich Bilder von Menschen in Gaza sehe, die ihre Hände in den Himmel recken.«
Auch wenn sie in ihrem deutschen Umfeld viel Interesse und Zuneigung spüre, setze es ihr zu, Bilder von anti-israelischen Aktionen, wie die der verwüsteten Hörsäle in Berlin, zu sehen. Ihre Eltern seien glühende Kommunisten gewesen. Dass sich nun Linke mit Israelhassern verbünden, mache sie wütend und beschämt.
Vergangenen Sommer war Andrea Kiewel in die Kritik geraten, weil sie im Fernsehgarten eine Kette mit einem Israelanhänger trug, der die Umrisse des Landes mit Gazastreifen und Westjordanland zeigte. Darauf im Interview angesprochen erklärt sie, sie habe sich sehr bewusst dagegen entschieden, die Kette noch einmal im Fernsehen zu tragen. Ihr Mann habe ihr geraten, sich zu überlegen, welche Schlachten sie schlagen wolle. »Stattdessen bin ich in der nächsten Sendung in einem blau-weißen Kleid aufgetreten.«
Auch wurde in den sozialen Medien diskutiert, ob Kiewel ihre wöchentlichen Flüge aus Tel Aviv nach Mainz von Rundfunkgeldern finanziere. Im Interview stellt sie aber klar: »Ich zahle immer alles selbst.« ja