Fussball

Sie weichen der Gewalt

Jubel ohne Prügel: begeisterte Fans von Hapoel Tel Aviv beim Titelgewinn im Jerusalemer Teddy Stadion am vergangenen Samstag Foto: Flash 90

Wie erwartet war es dramatisch. Die Fans schrien sich die Lungen aus dem Hals, die Spieler gaben alles, was in ihren durchtrainierten Körpern steckte und die Zuschauer auf ihren Sofas daheim knackten vor Aufregung doppelt so viele Sonnenblumenkerne wie sonst. In einem Killerspiel holte Hapoel Tel Aviv am vergangenen Samstag die Meisterschaft in der Premier League nach Hause. Drei Tage vorher hatte sich die Elf von Trainer Eli Gutman bereits den Pokal gesichert. Ausgelassen wurde anschließend gefeiert – ein schöner Tag. Nicht so für den eigentlichen Favoriten Makkabi Haifa. Das 1:1 gegen Bnei Jehuda hatte am Ende nicht ausgereicht. Grund genug für die Fans, gewalttätig zu werden. Keine Ausnahme im israelischen Fußball. Sondern die Regel.

Hooligans Immer öfter dreschen Hooligans nicht nur aufeinander ein, sondern richtet sich die Gewalt gegen Trainer, Schiedsrichter oder Manager, die dabei nicht selten um ihr Leben fürchten müssen. Am vergangenen Samstag traf es Avi Luzon, den Vorsitzenden der israelischen Fußballvereinigung. Als er am Samstagabend aus dem VIP-Bereich des Bloomfield-Stadions in Jaffa kam, warteten etwa hundert Fans von Makkabi Haifa auf ihn und skandierten »Avi Luzon ist tot!«. Viele machen ihn offenbar für das das schlechte Abschneiden ihrer Mannschaft verantwortlich. Zu Beginn der Saison hatte er einer Änderung des Punktesystems in der Liga zugestimmt, durch die Haifa entscheidende Punkte fehlten. Irgendwie gelang es Luzon trotz der bedrohlichen Menschenmasse, in sein Auto zu flüchten, doch auch dort ließen die Randalierer nicht von ihm ab. Sie traten nach seinem Wagen, schlugen auf Karosserie wie Scheiben ein und verfluchten ihr Opfer weiter. Warum sich weder Einsatzkräfte der Polizei noch Bodyguards in seiner Nähe aufhielten, ist bislang ungeklärt. Luzon versuchte, den Vorfall anschließend herunterzuspielen: »Die meisten der Fans von Makkabi Haifa sind wunderbar, und die wenigen bösen Buben unter ihnen werden wir vor Gericht bringen.«

Konsequenzen Andere Offizielle im Fußball haben beschlossen, die zunehmende Gewalt nicht mehr hinzunehmen und zogen die Konsequenzen. Darunter Daniel Jammer, der deutsch-jüdische Geschäftsmann, der den kickenden Makkabianern des Küstenstädtchens Netanja nach eigenen Angaben mit 25 Millionen Dollar zum Erfolg verhalf. Dreieinhalb Jahre leitete er als Geldgeber die Geschicke, brachte sogar Lothar Matthäus mit, der sich hier als Trainer versuchte. Doch dann hatte Jammer genug. »Ich spüre keine Anerkennung«, sagte er bei der Bekanntgabe, dass er den Club früher als geplant abgeben wolle, »sondern fühle stattdessen so viel Wut und Hass gegen mich. Ich möchte Spaß bei dem haben, was ich tue.« In den ersten drei Jahren habe er seine Zeit in Netanja genossen, »nun aber höre ich Flüche und muss beschützt werden. Es ist Zeit zu gehen.«

So sieht es auch Alona Barkat. Die Eigentümerin des Teams von Hapoel Beer Shewa kündigte kürzlich an, dem Verein endgültig den Rücken zu kehren und gleichzeitig den Geldhahn zuzudrehen. Schlechte Zeiten für den Club in der Negev-Wüste, dem es seit Barkats Übernahme im Sommer 2007 relativ gut ging. Zwar sind die Roten es gewöhnt, dass Trainer vor dem Ende ihrer Vertragslaufzeit entnervt ihren Hut nehmen, doch bisher hatte es die Eigentümerin vermieden, es ihnen gleichzutun. Bis jetzt. Die Fans waren einfach zu weit gegangen: Nach einem Unentschieden gegen Achi Nazareth rasteten einige aus und verfolgten Trainer Guy Asuri in seinem Auto und drängten ihn von der Straße. Asuri hatte Glück, dass er unverletzt blieb. Am folgenden Tag legte er, sichtlich bewegt, seine Kündigung auf den Tisch.

Nur einen Tag darauf folgte Barkat: »Ich habe es mir gut überlegt. Aber ich kann mit diesem Club nicht weiter zusammenarbeiten, nachdem es in den letzten Monaten immer schlimmer wurde. Die Geschehnisse, die mit Asuris Kündigung zusammenhängen, haben Grenzen überschritten. Ich respektiere den Protest von Fans, doch sobald dieser zu Gewalt wurde, musste ich die Entscheidung treffen.«

Reaktionen Diese Saison ist zwar vorbei, fest steht jedoch, dass es für einige Clubs in der nächsten sehr schwer werden wird. Darunter Makkabi Netanja, Hapoel Beer Schewa und auch Beitar. Die offizielle Erklärung der israelischen Fußballvereinigung lautet: »Daniel Jammer und Alona Barkat haben Millionen von Dollar gegeben und verlassen die Clubs wegen extremer Gewalt.« Jüngst sagte ein Fußballkommentator im Fernsehen dazu: »Es ist schnell geschrien: ›Hau ab, du Loser!‹. Doch die Fans sollten aufpassen, was sie sich wünschen. Denn wie wir sehen, wird schnell traurige Wirklichkeit, was in den Stadien skandiert wird.«

Tel Aviv

Sorge vor weiteren Anschlägen auf jüdische Ziele weltweit

Laut »Chadschot 13« warnt der Mossad vor »vor einem beispiellosen Anstieg von Zusammenschlüssen zur Durchführung von Terroranschlägen gegen Juden und Israelis im Ausland durch Iraner und Palästinenser«

 16.12.2025

Tel Aviv

Nach Anschlag von Bondi Beach: IDF verschärfen Sicherheitsregeln für Soldaten im Ausland

Unter anderem rät die Einsatzführung der Streitkräfte Soldaten davon ab, ihre Zugehörigkeit zur Armee offenzulegen

 16.12.2025

Diplomatie

US-Gesandter Barrack führt Gespräche in Jerusalem

Vor dem Fristende zur Entwaffnung der Hisbollah besucht der US-Gesandte Barrack die israelische Hauptstadt

 15.12.2025

Sydney

Australiens Premierminister widerspricht Netanjahu

Nach dem Anschlag in Sydney betont Premierminister Albanese: Die Anerkennung Palästinas durch Australien steht nicht im Zusammenhang mit der Tat

 15.12.2025

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Australien

15 Tote bei antisemitischem Massaker in Sydney

Zwei Attentäter schießen auf Juden, die sich am Bondi Beach in Sydney zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten

von Michael Thaidigsmann  15.12.2025 Aktualisiert

Jerusalem

Israels Außenminister kritisiert Australien nach Schüssen

Israels Außenminister Sa’ar sieht nach tödlichen Schüssen beim Chanukka-Fest in Sydney die australische Regierung mit in der Verantwortung – und fordert Konsequenzen

 14.12.2025

Terror

Herzog: »Grausamer Angriff auf Juden« in Sydney

Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog äußerte sich zu dem Angriff auf eine Chanukka-Feier in Australien mit vielen Toten und Verletzten

 14.12.2025

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

von Christiane Oelrich  12.12.2025