Nachruf

Schulamit Aloni ist tot

Rechtsanwältin, Menschenrechtsaktivistin und Schriftstellerin: Schulamit Aloni sel. A. (1928–2014) Foto: Flash 90

Nachruf

Schulamit Aloni ist tot

Bürgerrechtspolitikerin mit 85 Jahren verstorben

 24.01.2014 12:42 Uhr

Die frühere Erziehungsministerin und Vorsitzende der Meretz-Partei, Schulamit Aloni, ist heute Morgen im Alter von 85 Jahren in ihrem Haus in Kfar Schmarjahu verstorben. Die Rechtsanwältin, Menschenrechtsaktivistin und Schriftstellerin wurde 1928 in Tel Aviv geboren.

Als Jugendliche schloss sie sich der Bewegung Haschomer Hatzair an und kämpfte als Mitglied der Palmach im Unabhängigkeitskrieg von 1948. Ende der 50er-Jahre trat die Juristin der Arbeitspartei bei und wurde 1965 zum ersten Mal in die Knesset gewählt. Nachdem sie sich mit der Führung der Avoda überworfen hatte, gründete sie die Bürgerrechtspartei Ratz, die sich 1991 mit Shinui und Mapam zur Meretz-Partei vereinigte.

israel-preis Unter der Regierung von Yitzhak Rabin war Aloni von 1992 bis 1993 Erziehungsministerin und von 1993 bis 1996 Ministerin für Wissenschaft und Künste. In diesem Jahr zog sie sich aus der aktiven Politik zurück. Insgesamt verfasste sie sechs Bücher über Bürger-, Frauen- und Kinderrechte. Im Jahr 2000 wurde ihr der Israel-Preis für ihr lebenslanges Engagement für die israelische Gesellschaft verliehen. Leser des Nachrichtenportals Ynet wählten Aloni im Jahr 2005 auf Platz 57 der Liste der 200 wichtigsten Israelis aller Zeiten.

Schulamit Aloni war nicht unumstritten. Wegen ihres Einsatzes für die Palästinenser machte sie sich auch Feinde. Als sie dem ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter in seiner Aussage zustimmte, Israel betreibe gegenüber den Palästinensern eine Apartheidpolitik, reagierten viele ihrer Landsleute mit Unverständnis. Weniger kontrovers waren ihre Warnungen vor dem wachsenden Einfluss der religiösen Rechten auf die Politik des Staates. Ihr letztes Buch Demokratia BeAzikim (Demokratie in Scherben, 2008) war diesem Thema gewidmet.

kämpferin »Sie war eine Kämpferin für den Frieden und für die Rechte der israelischen Bürger«, sagte Staatspräsident Schimon Peres nach Bekanntwerden ihres Todes. »Sie hat sich für die Rechte der Frauen, der Minderheiten und der Benachteiligten eingesetzt.« Der frühere Knessetsprecher Reuven Rivlin sagte über Aloni, sie sei die letzte Politikerin ihrer Generation gewesen, die offen ihre Meinung sagte. Auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu würdigte die Verstorbene: »Trotz der heftigen Kontroversen, die wir über die Jahre hatten, schätzte ich ihre Beiträge zur israelischen Öffentlichkeit und ihre Entschlossenheit, mit der sie für ihre Überzeugungen einstand.«

Auch in Deutschland wird Aloni betrauert. Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende, und Cem Özdemir, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, schreiben in einer gemeinsamen Erklärung: »Schulamit Aloni hat stets die engen Kontakte zwischen Meretz und Bündnis 90/Die Grünen gefördert. In zahlreichen Begegnungen in Israel und in Deutschland hat sie viel zu unserer Positionsfindung in dem komplexen Dreieck ›Deutsche – Israelis – Palästinenser‹ beigetragen.« ja

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Palästinensischer Terror

Auch Hamas-Geisel Guy Gilboa-Dalal wurde in Gaza sexuell missbraucht

Der Täter setzte ihm ein Messer an den Hals und sagte: »Wenn du jemandem davon erzählst, bringe ich dich um.«

 21.11.2025

Tourismus

Totes Meer: »Enttäuschende Sehenswürdigkeit«

Warum bekommt ein so schöner Ort eine so miese Bewertung? Welche Touristenorte stehen noch auf der wenig ruhmreichen Liste der enttäuschendsten Urlauberziele auf der Welt?

 21.11.2025

Jerusalem

Gideon Sa’ar verurteilt steigende Terror-Renten der Palästinenser

»Die Palästinensische Autonomiebehörde hat ihre Zahlungen an Terroristen nicht eingestellt. Tatsächlich verdoppelt sie diese fast«, so der Außenminister

 21.11.2025

Meinung

Alles muss ans Licht

Eine unabhängige Untersuchungskommission über die Terroranschläge des 7. Oktober ist ein Akt von Pikuach Nefesch

von Sabine Brandes  21.11.2025

Jerusalem

US-Botschafter: Radikale Siedler nicht repräsentativ für gesamte Gemeinschaft

US-Botschafter: Israel nimmt das Problem ernst und dämmt die gewalttätigen Gruppen ein

 21.11.2025

Geiseln

»Alon – du bist nicht allein«

Der israelisch-deutsche Doppelstaatsbürger Alon Ohel spielt auf dem Klavier, das eigens auf dem Platz der Geiseln für ihn aufgestellt wurde

von Sabine Brandes  20.11.2025

Gaza-Gefangenschaft überleben

»Wut zerstört dich«

Der nach mehr als zwei Jahren aus der Hamas-Gefangenschaft entlassene Avinatan Or hat eine zutiefst bewegende und motivierende Rede über Resilienz gehalten. Eine Dokumentation

von Avinatan Or  20.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025