Israel

Rückführen oder Abschieben?

Afrikanische Flüchtlinge in Tel Aviv Foto: Flash 90

Vor sieben Jahren schlüpften die ersten afrikanischen Flüchtlinge über die löchrige Grenze mit Ägypten ins Land. Heute leben schätzungsweise 60.000 Menschen hauptsächlich aus dem Sudan, Eritrea und Äthiopien in Israel, die meisten illegal. Angefacht durch gewalttätige Übergriffe gegen die Flüchtlinge ist das Thema derzeit auf der Agenda von Politikern sämtlicher Parteien.

Premierminister Benjamin Netanjahu machte zum Wochenauftakt klar: »Das Phänomen der illegalen Einwanderung bedroht die nationale Sicherheit und unsere Identität als demokratischer und jüdischer Staat.« Seine Regierung arbeite daran, »den Fluss der Migranten einzudämmen«. Aus den 60.000 könnten schnell 600.000 werden. Daher werde eine Grenzmauer zum südlichen Nachbarn gebaut, so Netanjahu. Im Oktober soll sie fertiggestellt sein.

Wenige Tage zuvor hatte Polizeichef Jochanan Danino Schlagzeilen mit seiner Aussage gemacht, man solle die Afrikaner arbeiten lassen, damit der Kreislauf aus Armut und Gewalt durchbrochen werde. Sicherheitsminister Yitzchak Aharonovich sowie Gruppen, die sich für die Flüchtlinge einsetzen, hatten Danino beigepflichtet.

Vergewaltigungen Nicht so Innenminister Eli Yishai. Er hatte bereits gefordert, alle afrikanischen Einwanderer ins Gefängnis zu stecken. Nach Raubüberfällen und Vergewaltigungen durch Afrikaner in Tel Aviv will Yishai nun noch gnadenloser gegen die Flüchtlinge vorgehen. Der größte Fehler wäre es, diesen Menschen Jobs zu besorgen, meint der Politiker der Schas-Partei. »Sie haben hier ohnehin schon Wurzeln geschlagen.«

Die meisten der Afrikaner leben im südlichen Tel Aviv. Hier war es in den letzten Wochen zu Spannungen und Demonstrationen der Anwohner gegen die ungewollten Nachbarn gekommen. Die Stimmung eskalierte, als Molotowcocktails auf Einrichtungen der Immigranten geworfen wurden.

Bei einem Rundgang durch die Gegend stellte Umweltminister Gilad Erdan fest, dass sich das Leben von Tausenden Israelis drastisch verändert habe. »Sie fühlen sich, als lebten sie nicht mehr in Israel.« Gleichzeitig machte Erdan deutlich, dass die Afrikaner aus Verzweiflung geflohen seien und viel gelitten hätten. »Wir müssen sie menschlich behandeln. Nicht einfach abschieben, sondern in ihre Heimatländer zurückführen, eventuell mit etwas wirtschaftlicher Hilfe.«

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025

Jerusalem

Sa’ar kritisiert geplante Umbenennung des Dubliner Chaim-Herzog-Parks

Israels Präsident und Außenminister üben scharfe Kritik. Von einem »schändlichen und beschämenden Schritt« ist im Büro Isaac Herzogs die Rede

 01.12.2025

Tel Aviv

Tausende demonstrieren für Ran Gvili und Sudthisak Rinthalak

Der Vater von Ran Gvili sagt, es dürfe keinen »nächsten Schritt« geben, solange die Terroristen die letzten Leichen nicht herausgäben

 01.12.2025

Jerusalem

Bennett befürwortet Begnadigung Netanjahus – unter einer klaren Bedingung

Israel sei »ins Chaos und an den Rand eines Bürgerkriegs geführt worden«, so der Oppositionspolitiker. Um das Land aus dieser Lage herauszuholen, unterstütze er ein »verbindliches Abkommen«

 01.12.2025

Jerusalem

Netanjahu bittet Israels Präsidenten um Begnadigung

US-Präsident Trump hat eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten Regierungschefs Netanjahu gefordert. Nun schreibt Netanjahu selbst ein Gnadengesuch. Israels Opposition übt scharfe Kritik

 30.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025