Bei iranischen Raketenangriffen auf Israel wurden in der Nacht mindestens zehn Menschen getötet und rund 200 weitere verletzt, wie örtliche Medien unter Berufung auf die Rettungskräfte berichteten. Aus mehreren Städten des jüdischen Staates wie der Hafenmetropole Tel Aviv sowie Jerusalem und Bat Jam gab es Berichte über getroffene Gebäude.
Bei den iranischen Angriffen kamen am frühen Morgen in der israelischen Stadt Bat Jam nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom ein 13 Jahre altes Kind und mindestens zwei weitere Menschen ums Leben, als eine Rakete in ein Wohngebäude einschlug. Später wurden weitere Todesopfer gefunden. Örtlichen Medienberichten zufolge wurden am frühen Morgen noch etwa 20 Menschen unter den Trümmern der Hausruine vermutet, die komplett einzustürzen drohte.
Bei einer vorherigen Angriffswelle aus dem Iran waren in dem Ort Tamra im Norden Israels neuesten Berichten zufolge vier Frauen getötet worden, die alle zur selben Familie gehören. Am frühen Morgen gab die israelische Armee dann bekannt, dass die Menschen die Schutzräume in einer Reihe von Gebieten in Zentral- und Nordisrael wieder verlassen dürfen. Die Such- und Rettungskräfte seien an mehreren Orten im ganzen Land im Einsatz, wo Geschosse eingeschlagen sein sollen.
Verteidigungsministerium bombardiert
Israels Luftwaffe wiederum attackierte in der iranischen Hauptstadt Teheran nach eigenen Angaben das Verteidigungsministerium sowie »Infrastruktureinrichtungen des iranischen Atomwaffenprojekts« und Öllager.
Zu den Angriffszielen in Teheran habe auch das Hauptquartier einer staatlichen Atom-Forschungsorganisation gehört, erklärte die Armee. Hinzu kämen Attacken auf weitere Ziele, mit denen - vom Iran dementierte - Bemühungen zum Bau von Atomwaffen unterbunden werden sollten, darunter das Versteck des staatlichen Atomarchivs.
Die als Sprachrohr der iranischen Revolutionsgarden geltende Nachrichtenagentur Tasnim hatte zuvor berichtet, eine militärische Forschungseinrichtung im Norden der Metropole sei getroffen worden. Die Revolutionsgarden sind die Elitestreitkräfte der Islamischen Republik.
»Teheran brennt«
Auch die Angriffe auf das Kommando des Verteidigungsministeriums wurden im Iran gemeldet. Im Nordwesten Teherans gerieten zudem Teile eines Öllagers in Brand. Die Lage sei unter Kontrolle, meldete das Portal SNN. Auch aus anderen Teilen der Stadt berichteten Augenzeugen von heftigen Explosionen. Israels Verteidigungsminister Israel Katz schrieb auf der Plattform X: »Teheran brennt«.
Israel attackiert seit der Nacht zu Freitag militärische Ziele im Iran - darunter Atomanlagen, Verteidigungsstellungen, ranghohe Militärs, Atomwissenschaftler und Berichten zufolge auch Öl- und Erdgasfelder. Die Islamische Republik wertete die Luftangriffe als Kriegserklärung und feuerte in mehreren Angriffswellen Hunderte Raketen und Drohnen auf Israel ab.
In den vergangenen Jahrzehnten hatten die vom Iran finanzierten Terrororganisationen Hamas und Hisbollah Israel in Kriege hineingezogen und mit Terrorwellen überzogen. Seit den Massakern der Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 kam es auch zu zwei direkten Konfrontationen zwischen dem Iran und Israel, als Teheran den jüdischen Staat in zwei Großangriffen direkt attackierte.
Die größte Gefahr droht Israel durch das Atomprogramm des Teheraner Regimes. Es zu zerstören, bevor der Iran eine Atombombe baut, ist Ziel der Luftschläge gegen die Islamische Republik, zu deren Staatsdoktrin es gehört, Israel auszulöschen.
Keine Atom-Gespräche
Eigentlich hätten Delegationen des Irans und der USA als Israels wichtigstem Verbündeten am Sonntag im Oman Gespräche über das iranische Atomprogramm führen sollen - diese Runde in der Hauptstadt Maskat wurde jedoch wegen der militärischen Eskalation abgesagt. Diplomatie und Dialog seien dennoch »der einzige Weg zu dauerhaftem Frieden«, teilte Omans Außenminister Badr al-Bussaidi auf X mit. Das Sultanat fungiert als Vermittler.
In den seit rund zwei Monaten laufenden Verhandlungen zwischen Washington und Teheran über das umstrittene Atomprogramm gab es zuletzt keine Fortschritte mehr. Nach der Absage ist fraglich, ob es nun überhaupt noch zu einer weiteren Runde kommen wird.
In Medienberichten war auch von Raketenangriffen aus dem Jemen auf israel die Rede, die in der Nacht erfolgt sein sollen. Der arabische Nachrichtensender Al-Arabija berichtete derweil unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen, dass ein mutmaßlich von Israel geführter Angriff eine Zusammenkunft ranghoher Huthi-Funktionäre getroffen haben könnte. (mit ja)