Krise

Netanjahu unter Druck

Etwa 1000 Menschen gingen am Donnerstag in Tel Aviv auf die Straße, um gegen die »schwache Reaktion der Regierung auf die Raketen« zu demonstrieren. Foto: Flash90

Im Angesicht der Regierungskrise hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu seine geplante Reise nach Österreich abgesagt. Stattdessen traf er sich mit Vertretern der südlichen Gemeinden. Nachdem Verteidigungsminister Avigdor Lieberman am Mittwoch zurückgetreten war, werden die Stimmen innerhalb der Koalition, die nach Neuwahlen rufen, immer lauter.

Allen voran setzt Koalitionspartner und Bildungsminister Naftali Bennett (Jüdisches Haus) den Premier unter Druck, um das Verteidigungsministerium zu erhalten. Dem jedoch wollen weder Netanjahu noch Finanzminister Mosche Kachlon von Kulanu zustimmen. Bennett jedoch bestärkte seinen Willen auf einer Konferenz in Ramat Gan mit den Worten, dass er persönlich damit »Israel wieder zum Siegen bringen« würde.

SCHWÄCHE Bennett bezog sich mit seinen Ausführungen auf die jüngste Gaza-Krise, während der die Hamas und andere Terrororganisationen in zwei Tagen mehr als 450 Raketen auf Israel feuerten. Die IDF antwortete mit rund 160 Angriffen auf Hamas-Stellungen und -Infrastruktur.

Netanjahu hatte gemeinsam mit der Armeeführung – und gegen den Willen Liebermans – in letzter Minute einen Krieg mit der Regierung in Gaza verhindert. Etwas, das Bennett und viele Israelis ihm jetzt als Schwäche auslegen. Eine aktuelle Umfrage des Rechercheinstituts Midgam zeigt, dass 74 Prozent der Bevölkerung mit Netanjahus Politik in Sachen Gaza unzufrieden sind.

Netanjahu hatte gemeinsam mit der Armeeführung in letzter Minute einen Krieg mit der Regierung in Gaza verhindert.

Dazu gehören auch viele Bewohner des Südens, die von den Geschossen aus dem Palästinensergebiet regelmäßig terrorisiert werden. Etwa 1000 von ihnen gingen am Donnerstag in Tel Aviv auf die Straße, um gegen die »schwache Reaktion der Regierung auf die Raketen« zu demonstrieren. Unter dem Motto »Der Süden wird nicht schweigen« blockierten sie verschiedene Hauptstraßen in der Metropole. Einige forderten Netanjahus Rücktritt.

POSTEN Kurz zuvor hatte der Minister für regionale Kooperation, Zachi Hanegbi, die Demonstrationen angefeuert und den Ministerpräsidenten mit seiner Äußerung verärgert, dass mit dem Raketenbeschuss anders umgegangen würde, wenn Tel Aviv betroffen wäre. Netanjahu bezeichnete dies als infame Unterstellung, die in keiner Weise der Realität entspreche. Um dem Ausdruck zu verleihen, lud er verschiedene Vorsitzende der südlichen Gemeinden nach Jerusalem ein.

Bei den Gesprächen dabei waren Finanzminister Kachlon, Innenminister Arie Deri, Armeechef Gadi Eizenkot und der Kommandant des Südens, Herzl Halevi. Netanjahu und Eizenkot erläuterten die Maßnahmen gegen den Terrorismus und präsentierten ein sogenanntes Widerstandsprogramm für den Süden in Höhe von 500 Millionen Schekeln. Es soll 2019/20 umgesetzt werden.

Der Premier wird von verschiedenen Seiten unter Druck gesetzt, während er versucht, seine geschrumpfte Mehrheit, die nach Liebermans Ausstieg auf 61 von 120 Mandaten gesunken ist, zusammenzuhalten. Derzeit hält er persönlich drei bedeutende Posten in der Regierung: den des Ministerpräsidenten, den des Außen- und jetzt zudem den des Verteidigungsministers. Koalitionspartner forderten ihn auf, mindestens einen abzugeben oder sofort Neuwahlen abzuhalten.

Jerusalem

Netanjahu: »Zunächst einmal müssen wir die Geiseln befreien«

Eine Äußerung des Premierministers deutet darauf hin, dass es eine Verschiebung der israelischen Prioritäten im Krieg gegen die Hamas gibt. Die Hintergründe

 30.06.2025

Israel

Früherer Geheimdienstchef der israelischen Armee: Jerusalem musste das Atomprogramm der Mullahs stoppen

Im Juni 1981 war Amos Yadlin an der Zerstörung von Saddam Husseins Kernreaktor beteiligt. Nun hat er ausführlich über Israels Präventivschlag gegen das Mullah-Regime und den angeblichen »Völkermord« in Gaza Auskunft gegeben

von Imanuel Marcus  29.06.2025 Aktualisiert

Essay

Die nützlichen Idioten der Hamas

Maxim Biller und der Eklat um seinen gelöschten Text bei der »ZEIT«: Ein Gast-Kommentar von »WELT«-Herausgeber Ulf Poschardt

 29.06.2025

Inlandsgeheimdienst Schin Bet

Großes Hamas-Netzwerk in Hebron zerschlagen

Das Netzwerk der islamistischen Terrororganisation habe zeitnah Anschläge in Israel und dem Westjordanland geplant

 29.06.2025

Kommentar

Gelöscht!

»Freunde Israels« wie »Die Zeit« haben die deutsche Vergangenheit nicht bewältigt, sondern überwältigt. Wie auch den Autor Maxim Biller. Indem sie ihn depublizieren

von Samuel Schirmbeck  30.06.2025 Aktualisiert

Nahost

Dobrindt unterstützt Zerstörung des iranischen Atomprogramms

Bei einem Überraschungsbesuch in Israel stellt der Bundesinnenminister sich klar an die Seite des jüdischen Staates

 29.06.2025

USA

Trump an Israels Justiz: Lasst Netanjahu gehen

Gegen Israels Ministerpräsident läuft ein Prozess wegen Betrugs, Untreue und Bestechlichkeit. Der US-Präsident springt ihm erneut zur Seite

 29.06.2025

Politik

Dobrindt in Israel - Treffen mit Netanjahu geplant

Innenminister: »Ich will zeigen, dass wir Israel als engsten Partner im Kampf gegen den Terror unterstützen.«

 28.06.2025

Medien

Exklusiv: »Die Zeit« begründet, warum sie Maxim Billers Text gelöscht hat

Warum die Wochenzeitung einen Beitrag des Schriftstellers zum Verhältnis der Deutschen zu Israel depubliziert hat

von Michael Thaidigsmann  27.06.2025