In Israel haben am Morgen landesweite Proteste für die Freilassung der von der Terrororganisation Hamas verschleppten Geiseln und ein Ende des von ihr begonnenen Krieges begonnen. Angehörige der Verschleppten und Tausende Unterstützer blockieren seit den frühen Morgenstunden zentrale Straßen, darunter die Ayalon-Autobahn in Tel Aviv, sowie wichtige Kreuzungen im ganzen Land.
Der Aktionstag startete um 6.29 Uhr Ortszeit, dem Zeitpunkt des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober 2023. Vor der US-Botschaft in Tel Aviv wurden israelische Fahnen entrollt. Anschließend legten Demonstranten an Verkehrsknotenpunkten im ganzen Land den Verkehr lahm. Am Abend ist eine zentrale Kundgebung in Tel Aviv geplant.
Auch vor den Häusern mehrerer Minister versammelten sich Demonstranten. Am Wohnsitz von Außenminister Gideon Sa’ar in Ness Ziona wurden die Namen der Geiseln verlesen. Vor den Häusern von Bildungsminister Yoav Kisch und Ron Dermer, Minister für strategische Fragen, hielten Dutzende weitere Menschen Schilder und riefen Parolen. Auch am Wohnort von Wirtschaftsminister Nir Barkat kam es zu Protestaktionen.

Gleichzeitige Freilassung aller Geiseln
In Tel Aviv traten Angehörige der Geiseln am »Hostages Square« vor die Presse. »Nach 690 Tagen Krieg ohne klares Ziel ist klar, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nur vor einer Sache Angst hat – dem Druck der Öffentlichkeit«, erklärte Einav Zangauker, deren Sohn Matan verschleppt wurde. »Die Regierung hat die Geiseln im Stich gelassen. Aber die Nation wird sie zurückholen.«
Itzik Horn, Vater einer verschleppten Geisel, warf der Regierung vor, bewusst eine Einigung zu torpedieren. Die Hamas, die Israel erklärtermaßen vernichten will und neue Massaker im Stil des 7. Oktobers 2023 angekündigt hat, hatte kürzlich erklärt, einer Vereinbarung zur schrittweisen Freilassung der Geiseln zugestimmt zu haben.
Netanjahu lehnt dies ab und besteht darauf, dass nur ein Abkommen zur gleichzeitigen Freilassung aller Geiseln infrage komme. Parallel trieb sein Kabinett Pläne für eine Offensive zur Einnahme von Gaza-Stadt voran. Horn sprach von einem »Stich ins Herz der Familien und der ganzen Nation«.

Großer Marsch zum Geisel-Platz
Auch Yehuda Cohen, dessen Sohn Nimrod im Oktober 2023 aus einem Panzer verschleppt wurde, stellte sich hinter die Proteste. »Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung wollen ein Ende des Krieges und ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln«, sagte er. »Heute, am 690. Tag, fordern wir die Regierung auf, endlich zu handeln. Ihr schuldet es den Geiseln.«
Der Tag der Proteste soll am Abend mit einem großen Marsch vom Bahnhof Savidor in Tel Aviv bis zum »Hostages Square« enden, wo die Abschlusskundgebung geplant ist. im