Kurzmeldungen

Mail aus Jerusalem

Streitfall: geschmückte Geliebte Foto: Fotolia

Gezänk
Auf den ersten Blick war der Ehestreit, in dem das Rabbinatsgericht in Netanya zu schlichten hatte, ein Fall wie viele andere auch. Der gut verdienende Ehemann hielt sich eine Geliebte, die er nicht nur mit Liebe, sondern auch mit materiellen Gütern des Lebens reichlich bedachte. Die Ehefrau war ebenso gekränkt wie wütend. Dann aber bekannte der Gatte, er handele aus Eifersucht, schenke die Gemahlin dem Haushund doch weitaus mehr Aufmerksamkeit als ihm. Zum Schluss wurden sich die bereits seit 28 Jahren verheirateten Eheleute handelseinig: Er trennte sich von der Freundin, sie von dem Hund.

Gefahr
Chattet das Kind im Internet mit einem pädophilen Verführer, ohne dass die Eltern es ahnen? Jetzt hat eine israelische Firma einen Filter entwickelt, der die Online-Kommunikation des Nachwuchses analysiert und typische Anmach-Muster potenzieller Kinderschänder erkennt. Dabei werden nicht nur offenkundige Indizien wie die Bitte um ein Foto, sondern auch subtilere Methoden erkannt. Liegt ein Verdacht vor, blockt das Programm weitere Kontaktversuche ab. Noch ist die ausgeklügelte Software nicht auf dem Markt, doch werden sich viele Mütter und Väter über den elektronischen Aufpasser gewiss freuen.

Güter
In früheren Jahrzehnten galten in Israel ausländische Produkte als schick, einheimische Ware dagegen als öde. Heute aber vertrauen Bürger des Judenstaates ihrer eigenen, inzwischen auch weltweit geachteten Industrie. Laut einer vom Industrie- und Handelsminis-terium durchgeführten Umfrage glauben 87 Prozent der Israelis, dass einheimische Produkte qualitativ besser als Importwaren sind. Jeder zweite Konsument gibt dem Aufdruck »made in Israel« auch dann den Vorzug, wenn die betreffende Ware bis zu fünf Prozent teurer als ein importiertes Konkurrenzprodukt ist. Ein wichtiger Gesichtspunkt ist dabei auch der Wunsch, einheimische Arbeitsplätze zu retten.

Gesang
In Israel wird die erste Musikakademie für orthodoxe Studenten geplant. Die gläubige Alma Mater wird sich ausschließlich jüdischer Gesangskunst und Komposition widmen. Zudem werden die angehenden Künstler religiöse Texte studieren, um sie als eine Quelle der Inspiration zu nutzen. Allerdings bedeutet streng fromm im Inhalt nicht unbedingt traditionell in der Form. So etwa befindet sich unter Werken, die bereits in der Planung sind, eine Rockoper zum Leben und Wirken Rabbi Nachmans von Uman, des Rabbiners und Mystikers, der vor zwei Jahrhunderten den bis heute hochaktiven Hof der Bratzlawer Chassidim gegründet hat.

Gier
Gierige Manager sollen in Israel jetzt an die Kandare genommen werden. Nach einem Gesetzentwurf der Knessetabgeordneten Scheli Jachimowitsch sollen die Gehälter leitender Angestellter eines Unternehmens nicht das Fünfzigfache des von der jeweiligen Firma gezahlten niedrigsten Gehalts übersteigen. Auch die Regierung arbeitet an einem eigenen Vorschlag, um die Betriebsleiter in die Schranken zu weisen. Ob das Vorhaben – von vielen Bürgern ausdrücklich begrüßt – zum Erfolg führen wird, ist indessen offen. Nach Auffassung von Beamten des Finanzministeriums wäre staatlich verordnete Gehälterkontrolle in der freien Wirtschaft in rechtlicher Hinsicht nämlich kaum zu vertreten.

Gemeinheit
Wegen seines fortgeschrittenen Alters wurde ein Computerexperte bei der Arbeitssuche immer wieder abgewiesen. Endlich bekam er einen guten Posten: EDV-Leiter an der Wingate-Sportakademie. Allerdings hatte er die Zahl seiner Lenze bei der Bewerbung drastisch reduziert. Zuerst bekam er die begehrte Stelle, dann aber entdeckten seine Vorgesetzten, dass sich der Rechnerexperte gleich um ein volles Jahrzehnt jünger gemacht hatte: 46 statt 56 Jahren. Da setzten die Chefs den Mann gleich vor die Tür. Ob zu Recht oder nicht, darüber lässt sich streiten. Die wichtigere Frage lautet aber, warum der Arbeitsmarkt so altersfeindlich ist, dass sich der verzweifelte Kandidat – an dessen Fachqualifikationen anscheinend nichts auszusetzen war – zu einer Notlüge gezwungen sah.

Geheimnis
Hat die Gedankenlosigkeit von Knesset-Angestellten Israels Sicherheit nicht ebenso viel Schaden zugefügt, wie es ein Akt der Spionage getan hätte? Wie die Tageszeitung Haaretz enthüllte, wurde vor einigen Wochen aus Versehen ein parlamentarisches Dokument mit den Klarnamen ranghoher Beamter des In-
landssicherheitsdienstes Schabak und des Nachrichtendienstes Mossad in den Internetauftritt des Parlaments gestellt. Auch wenn der Fehler korrigiert wurde, bleibt die Frage, ob sich ausländische Dienste Zugriff auf die der Geheimhaltung unterliegenden Namen verschaffen konnten. Wie Haaretz ferner enthüllte, ist der Knesset im vergangenen Jahr eine vielleicht noch schwerwiegendere Panne unterlaufen: Damals wurden, wenngleich nur für kurze Zeit, Informationen über streng geheime Waffensysteme ins Netz gestellt. Wie man sieht, hat der Frankreichs berühmtem Staatsmann Charles-Maurice de Talleyrand zugeschriebene Spruch: »Es war schlimmer als ein Verbrechen. Es war eine Dummheit« auch nach 200 Jahren einen Beigeschmack der Wahrheit.

Berlin

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