Kurzmeldungen

Mail aus Jerusalem

Börse: nicht für Gottesfürchtige? Foto: Flash 90

Börse
Vorsicht, Börse! In einem richtungsweisenden Urteil hat der rabbinische Gerichtshof der ultraorthodoxen Gemeinde der Gottesfürchtigen (Eda Charedit) in Jerusalem Investitionen in börsengängige Unternehmen für mit der Halacha unvereinbar erklärt. Der Grund: Nach Ermittlungen der Schriftgelehrten gibt es in Israel kaum eine an der Börse gehandelte Firma, die nicht auf die eine oder andere Weise gegen den Schabbat verstößt. Nun aber ist es einem Juden, im vorliegenden Fall dem Investor, verboten, Nutzen aus der von anderen Juden, im vorliegenden
Fall Mitarbeitern des betreffenden Unternehmens, begangenen Entweihung des heiligen Tages zu ziehen. Da sich ein großer Teil der israelischen Ultraorthodoxen nach der Meinung der Eda-Charedit-Rabbiner richtet, könnte das Urteil das Börsengeschehen spürbar beeinflussen.

Beschluss
Gute Nachrichten für Israels Bürger – und zwar aus Washington. Auf Beschluss von Präsident Barack Obama stellen die USA dem Judenstaat 205 Millionen Dollar für die Installierung des von der israelischen Rüstungsfirma Rafael gegen Kurzstreckenraketen entwi-ckelten Abwehrsystems »Eiserne Kuppel« zur Verfügung. Bisher hat Israels Armee wegen knapper Etats nur zwei Batterien der supermodernen Waffe geordert; mit dem Geldgeschenk von Onkel Sam können nun mehr als zehn weitere bestellt werden. Innerhalb eines Jahres kann ein großer Teil des israelischen Territoriums gegen Kassam- und Katjuscha-Raketen geschützt sein. Die Indienststellung eines gegen Mittelstreckenraketen gerichteten Verteidigungssystems namens »Zauberstab« ist für 2014 geplant.

Betreiber
Bekommt Eilat doch noch seine Eisenbahn? Nachdem die Regierung von Benjamin Netanjahus die Forderung, eine Bahnstrecke zur Stadt am Roten Meer zu verlegen, vor nur zwei Monaten wegen hoher Kosten abgelehnt hatte, will das Verkehrsministerium die Trasse jetzt von Privatinvestoren bauen und betreiben lassen. In den kommenden Wochen wird das Ressort internationale Unternehmen zur Abgabe einschlägiger Angebote auffordern. Von einem Anschluss ans landesweite Schienennetz erhoffen sich die Befürworter des Plans einen kräftigen Aufschwung der stagnierenden Urlaubsmetropole. Mit einer Bahnverbindung, so etwa der bekannte Ökonom Yacov Sheinin, könnte Eilat »eine zweite Riviera« werden. Bleibt nur noch abzuwarten, ob die potenziellen Betreiber es auch so sehen.

Bestattungen
In Israel leben schätzungsweise 300.000 Menschen, die nach ihrem Tode nicht nach jüdisch-religiöser, sondern nach säkularer Manier beigesetzt werden möchten. Rechtlich gesehen ist das statthaft, gibt es doch seit 14 Jahren das von der Knesset verabschiedete Gesetz über bürgerliche Bestattungen. In der Praxis jedoch gibt es landesweit nur zwei amtlich zugelassene weltliche Friedhöfe, so dass die Nachfrage das Angebot übersteigt. In die Bresche sind jetzt mehrere Moschawim gesprungen, die Grabstätten für laizistische Beisetzungen verkaufen. Das wiederum ist mit rund 5.000 Euro pro Ruhestätte nicht nur teuer, sondern auch illegal, dürfen doch die Agrarsiedlungen nur ihren eigenen Mitgliedern das letzte Geleit bieten. Es ist schon ironisch: Überirdisch blüht in Israel die freie Marktwirtschaft, während unterirdisch der Schwarzmarkt gedeiht.

Babyboom
Die Zahl der Straßenkatzen gerät in Israel zunehmend außer Kontrolle. Schätzungen zufolge leben allein in Tel Aviv 40.000 streunende Katzen, Tendenz steigend. Da wird der Kampf ums Überleben schwer: rund neun von zehn neugeborenen Katzenbabys vollenden nicht das erste Lebensjahr. Zudem stellen die Tiere, die sich hauptsächlich von Küchenabfällen ernähren, eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar. Jetzt fordern Tierschützer umfassende Sterilisierungen, durch die sich die Zahl der Neugeburten in Schach halten lässt. Indessen sind die Gesundheitsämter damit überfordert. Damit das Projekt gelingt, werden deshalb zahlreiche ehrenamtliche Katzenfänger benötigt.
Bilder
Drogenschmuggel ist eine Kunst. Nach diesem Motto führten zwei israelische Dealer Opium in den Rahmen von Kunstgemälden ein, die sie in der Türkei einkauften. Dann aber kam ihnen die Polizei auf die Schliche, verfolgte eine am internationalen Ben-Gurion-Flughafen angekommene Sendung von vier Gemälden bis in die bei Tel Aviv gelegene Stadt Holon und nahm die Empfänger – zwei Geschäftsinhaber – fest. Dank geschickter Nutzung von Hohlräumen enthielt jedes Kunstwerk im Durchschnitt 4,1 Kilogramm Rauschgift. Bald haben die Kunstliebhaber wahrscheinlich viel Zeit, um sich hinter Gittern selbst als Hobbymaler zu versuchen – ohne Opium.

Beruf
In der modernen Gesellschaft gehört es zum Berufsalltag, dass Frauen auch während der Schwangerschaft arbeiten. So verfuhr auch eine Mittzwanzigerin aus Jerusalem. Allerdings ging sie einer für werdende Mütter etwas untypischen Beschäftigung nach: Auch noch im neunten Monat brach sie in Wohnungen ein und räumte sie leer. Dabei wurde sie von ihrem Lebensgefährten, dem Vater des ungeborenen Kindes fürsorglich unterstützt und konnte jedes Mal unerkannt entkommen. Sie wurde erst nach einem Hinweis aus der Bevölkerung festgenommen. In der Wohnung des Paares stellte die Polizei reichlich Beute sicher. Wenn das keine vorbildliche Arbeitsmoral ist.

Jerusalem

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