Kurzmeldungen

Mail aus Jersu@lem

Protest
Der ehemalige Knessetpräsident und Likud-Politiker Dov Shilansky ist in Tel Aviv im Alter von 86 Jahren gestorben. Der Holocaust-Überlebende Shilansky hatte zweimal Spuren im israelisch-deutschen Verhältnis hinterlassen. Im Jahre 1952 wurde er mit einer Bombe im israelischen Außenministerium verhaftet. Der entschiedene Gegner jeglicher Beziehungen zu Deutschland stand im Verdacht, aus Protest gegen das Reparationsabkommen mit der Bundesrepublik ein Attentat geplant zu haben, und wurde zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Im Sommer 1990 weigerte er sich als Knessetpräsident anfänglich, Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth und Volkskammerpräsidentin Sabine Bergmann-Pohl bei deren Israel-Besuch zu empfangen. Zum Schluss gab es dann doch ein bewegendes zweistündiges Gespräch und einen – von Shilansky zunächst ebenfalls verweigerten – Händedruck.

programm
Ein Erfolg für den Umweltschutz in Israel: Die Regierung hat ein Programm zur Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen be-
schlossen. Unter anderem sollen Investitionen in klimafreundliche Produktions- und Bauverfahren gefördert und die Nutzung des öffentlichen Verkehrs unterstützt werden. Das erklärte Ziel: Rückgang der Emissionen von Kohlendioxid um ein Siebtel. Durch andere, gegenwärtig im Prüfungsstadium befindliche Maßnahmen, soll der Effekt sogar auf ein Fünftel gesteigert werden. Ganz freiwillig geschieht all das jedoch nicht: Einer der Schlüsselfaktoren für das gestiegene Ökobewusstsein der Ministerrunde sind die sich für Israel aus dem Kyoto-Protokoll ergebenden Auflagen.

Parallele
In der vergangenen Woche ehrte der Vorsitzende der Palästinensischen Nationalbehörde, Mahmoud Abbas, die palästinensischen Feuerwehrleute, die vor zwei Wochen Schulter an Schulter mit ihren israelischen Kollegen an der Löschung des Waldbrandes im Carmelgebirge teilgenommen haben. »Es war«, erklärte Abbas, »unsere Pflicht, bei der Rettung von Menschenleben und der Umwelt zu helfen.« Dann aber zog der palästinensische Präsident eine gewagte historische Parallele. Als König Richard Löwenherz erkrankt sei – man schrieb das 12. Jahrhundert –, habe der moslemische Herrscher Saladin dem Feind seinen eigenen Leibarzt zur Verfügung gestellt, obwohl Englands König »unser Land erobern wollte«. Hoffentlich wird der Kampf gegen die Kreuzfahrer kein Vorbild für die künftigen Beziehungen zwischen den Palästinensern und dem Judenstaat.

Problem
Geschiedene Eltern von Schulkindern haben ein besonderes Problem: Die Schulen pflegen nur jeweils ein Elternteil über die Lernerfolge und über etwaige Probleme der Sprösslinge zu unterrichten. Ebenso wird nur ein Elternteil – in der Regel ist es die Mutter, bei der die Kinder in den meisten Fällen auch leben – zu Elternsprechtagen und Schulfeiern eingeladen. Falls die Geschiedenen miteinander nicht kommunizieren, bleibt der andere Elternteil außen vor. Um diese Situation zu vermeiden, hat das Erziehungsministerium jetzt die Schulleitungen angehalten, die entsprechenden Benachrichtigungen an die Adressen beider Eltern zu versenden. Der israelische Elternverband hat die Entscheidung begrüßt.

Passagier
Auf einer zwischen den neuseeländischen In-seln verkehrenden Fähre wurde ein terrorismusverdächtiger Israeli verhaftet. Sein Vergehen: Er hatte Tefillin angelegt. Der Kapitän der Fähre aber hielt die Gebetskapseln und -riemen für eine verkabelte Bombe und alarmierte die Sicherheitsbehörden. Nach Ankunft wurde der »Terrorist« von neuseeländischen Polizisten vernommen. Glücklicherweise erkannten die Ordnungshüter rasch, dass er lediglich im Einklang mit den Geboten seines Glaubens zu Gott gebetet hatte. Daraufhin durfte der fromme Passagier ungehindert seines Weges gehen.

Papa
Manchmal bleibt es nicht aus, dass Eltern ihre kleinen Kinder auf den Besorgungsrundgang mitnehmen. Das war auch bei dem Vater eines vierjährigen Mädchens aus Obernazareth nicht anders, der das schlafende Töchterchen im Kinderwagen zur Bankfiliale mitbrachte. Das Ungewöhnliche an dem Fall: Beim Verlassen des Finanzinstituts vergaß er, die tief schlafende Kleine mitzunehmen. Als er sich an sie erinnerte und zwei Stunden später zurückkam, war das Mädchen bereits in Obhut der von besorgten Kunden herbeigerufenen Sozialbehörden. Nach Feststellung des Sachverhalts durfte der vergessliche Papa sein verschrecktes Töchterchen wieder in Empfang nehmen.

Panne
Jeder Beruf verlangt einen gewissen IQ – auch der eines Räubers. Drei Kriminelle aus Aschdod verkleideten sich als Ultraorthodoxe und überfielen mit gezückter Waffe einen Juwelierladen. Und weil alles so glatt gegangen war, beschlossen sie, einen weiteren Raubüberfall zu verüben, zogen das Strenggläubigen-Kostüm an und machten sich zu Fuß auf den Weg zur nächsten Postfiliale. Allerdings unterlief ihnen eine Panne: Noch bevor sie ihr Ziel erreichten, fiel einem Passanten auf, dass die drei Banditen zur religiösen Kluft weiße Joggingschuhe trugen. Mit solcher Fußbekleidung würden sich echte Ultraorthodoxe jedoch niemals blicken lassen. Der misstrauische Bürger alarmierte die Polizei, die die Verkleidungskünstler festnehmen konnte.

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Kommentar

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Geiseln

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Die SP im moralischen Blindflug

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