Jerusalem

Konferenz jüdischer Medienmacher

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beim »Jewish Media Summit« Foto: Flash 90

Jennifer Frazer arbeitet für die älteste jüdische Zeitung der Welt, den britischen »Jewish Chronicle«. Das Blatt erscheint bereits seit 1841. Nicht nur inhaltlich hat sich seitdem vieles geändert, sagt sie. Vor allem in den vergangenen Jahren hat sich die journalistische Arbeit besonders stark gewandelt, so Frazer.

Aber nach wie vor ist für die erfahrene Redakteurin und ihre Kollegen die Frage, was aus dem Gemeindeleben berichtet werden soll, wie Leser für jüdische Themen überhaupt interessiert werden können.

Diese und ähnliche Fragen stellen sich auch andere jüdische Journalisten. 100 Vertreter jüdischer Medien aus 25 Ländern treffen sich nun erstmals beim »Jewish Media Summit«: Seit Sonntag sind Reporter, Korrespondenten und Herausgeber von Zeitungen, Online-Medien, Radio- und Fernsehstationen aus Nordamerika, Dänemark, Chile, Südafrika und anderen Ländern für vier Tage in Jerusalem.

Dazu eingeladen haben die Presseabteilung der israelischen Regierung, das Außen-, Tourismus- und das Diasporaministerium. Dessen Sprecher, Jeremy Ruden, sagte: »Aufgabe der Konferenz ist, jüdische Medienvertreter aus aller Welt zusammenzubringen, mit ihnen über die wichtigen Themen zu sprechen, die sie und uns beschäftigen.«

Identität Ein Schwerpunkt ist die Verbindung Israels mit der Diaspora und die gegenseitige Wahrnehmung. Jeremy Ruden räumt ein, dass sie durchaus »noch etwas besser sein könnte«. Die Jerusalemer Gastgeber interessiert, wie jüdische Medien in der Welt Israel darstellen.

Die Journalisten können sich bei Touren ein eigenes Bild unter anderem von der Situation in Gush Etzion oder an der Grenze zu Ägypten machen, hochkarätige Experten geben ihnen Einblicke in Sicherheitsfragen.

Das Geschehen im jüdischen Staat ist unbestritten ein Themenschwerpunkt in den jüdischen Medien. Hingegen schildert der portugiesische Journalist Henrique Cymerman aus seiner Reportertätigkeit das eher geringe Interesse israelischer Medien an Storys aus der jüdischen Welt. Jennifer Frazer kritisiert zudem, dass jüdische Medien häufig von israelischer Seite nicht genügend gewürdigt würden.

Darüber kann sich die britische Journalistin allerdings beim »Jewish Media Summit« nicht beklagen. Die politische Spitze des Landes macht ihre Aufwartung: Präsident Schimon Peres, Knessetsprecher Yuli Edelstein und Naftali Bennett, Minister für Diasporafragen, sprechen zu den Konferenzteilnehmern. Und zum Auftakt formuliert Premierminister Benjamin Netanjahu die drei besonderen Herausforderungen, die aus seiner Sicht für jüdische Medien in der Welt gelten: der steigende Antisemitismus insbesondere in Ost- und Westeuropa, der Verlust jüdischer Identität, besonders in den Vereinigten Staaten, und die immer stärker werdenden radikal-islamischen Kräfte im Nahen Osten.

Hightech Netanjahu unterstrich in seiner Rede zugleich die Errungenschaften Israels in vielen Bereichen – unter anderem in Landwirtschaft und Hightech – und forderte die Journalisten auf: »Erzählt unserem Volk unsere Geschichte.«

Bei der Diskussion über das Selbstverständnis jüdischer Medien am Tag darauf sagt Gary Rosenblatt, Chefredakteur der New Yorker Jewish Week: »Wir müssen über Israels Erfolge berichten. Aber wenn wir gute Journalisten sein wollen, darf auch der kritische Blick nicht fehlen.«

Henrique Cymerman versichert seinen Kollegen, dass viele Nichtjuden wenig von den Fragen wissen, mit denen Israel und die jüdische Gemeinschaft täglich umgehen. Er verweist auch auf die Entführung der drei israelischen Talmudschüler, von der die Weltöffentlichkeit wenig Notiz nimmt. »Jüdische Medien sollten darüber berichten und die israelisch-jüdische Perspektive darstellen«, fordert er.

Zukunft Bei den Diskussionen geht es auch um allgemeine Branchenthemen – die Zukunft gedruckter Zeitungen oder die Entwicklung multimedialer Inhalte und deren ökonomische Chancen –, aber immer wieder kommt das Gespräch auf die besondere jüdische Perspektive.

Das sei eine der Besonderheit dieses Medientreffens, meint Geoff Sifrin aus Johannisburg. Er ist Redakteur der Wochenzeitung »South African Jewish Report«, der einzigen jüdischen Zeitung der 70.000 Mitglieder zählenden Gemeinde Südafrikas. In der täglichen Arbeit habe er keinen Kontakt zu anderen jüdischen Kollegen, deswegen sei ihm dieser Austausch in Jerusalem besonders wichtig.

Auch Jennifer Frazer betont zum Schluss: »Es ist von großer Bedeutung, dass wir uns klar machen, welche Gemeinsamkeiten wir haben und wie wir zusammenarbeiten können. Es ist sehr wichtig, dass wir hier zusammenkommen konnten.«

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025

Jerusalem

Sa’ar kritisiert geplante Umbenennung des Dubliner Chaim-Herzog-Parks

Israels Präsident und Außenminister üben scharfe Kritik. Von einem »schändlichen und beschämenden Schritt« ist im Büro Isaac Herzogs die Rede

 01.12.2025

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Tel Aviv

Tausende demonstrieren für Ran Gvili und Sudthisak Rinthalak

Der Vater von Ran Gvili sagt, es dürfe keinen »nächsten Schritt« geben, solange die Terroristen die letzten Leichen nicht herausgäben

 01.12.2025

Jerusalem

Bennett befürwortet Begnadigung Netanjahus – unter einer klaren Bedingung

Israel sei »ins Chaos und an den Rand eines Bürgerkriegs geführt worden«, so der Oppositionspolitiker. Um das Land aus dieser Lage herauszuholen, unterstütze er ein »verbindliches Abkommen«

 01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Jerusalem

Netanjahu bittet Israels Präsidenten um Begnadigung

US-Präsident Trump hat eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten Regierungschefs Netanjahu gefordert. Nun schreibt Netanjahu selbst ein Gnadengesuch. Israels Opposition übt scharfe Kritik

 30.11.2025