Regierungsbildung

Koalitionspoker in Jerusalem

Likud-Vertreter im Präsidialamt Foto: Flash 90

Israels Präsident Reuven Rivlin war in den letzten Tagen sehr beschäftigt. Nach den Parlamentswahlen musste er sich mit sämtlichen Parteien der künftigen Knesset treffen. Am Mittwochabend entschied er, wen er mit der Regierungsbildung beauftragt. Bei Redaktionsschluss galt als sicher, dass er dem bisherigen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu den Auftrag geben wird. Sein Likud hatte am 17. März 29 Mandate geholt, Isaac Herzog von der Zionistischen Union 24.

»In einer Demokratie entscheidet die Mehrheit. Und diese Mehrheit hat bei den Wahlen sehr deutlich gesprochen«, ließ Rivlin beim Auftakt der Gespräche wissen. »Wir sind durch eine stürmische und leidenschaftliche Wahlperiode gegangen, und nun ist die Zeit, in der die israelische Gesellschaft zusammengeführt und geheilt werden muss. Die Regierung ist von der Mehrheit gewählt worden, doch sie muss allen Bürgern des Landes gerecht werden.«

Vorschläge Rivlin schlug vor, dass auch Yair Lapids Jesch Atid an der Regierung beteiligt werden soll. Denn: »Die politischen Anliegen und der Druck, den unsere besten Freunde in Europa und den USA ausüben, benötigt eine breite Koalition in der nächsten Knesset.« Doch der ehemalige Finanzminister erteilte dem Präsidenten eine Absage und schlug niemanden als Premier vor.

Insgesamt haben 67 Abgeordnete Netanjahu als Ministerpräsidenten empfohlen, mit Mosche Kahlon von Kulanu (zehn Mandate) als Letztem in der Runde. »Die Menschen haben sich für Netanjahu entschieden, deshalb gebe ich ihm meine Stimme«, begründete Kahlon im Anschluss.

Fristen Es wird erwartet, dass Netanjahu daraufhin sofort mit seinen Koalitionsverhandlungen beginnt. Das Gesetz gibt ihm vier Wochen Zeit, um eine funktionierende Regierung auf die Beine zu stellen, mit der Option einer Verlängerung um weitere zwei Wochen. Die Partei hat angekündigt, die Schlüsselministerien Verteidigung und Bildung sowie das Außenministerium für sich beanspruchen zu wollen.

Die Regierung der 20. Knesset Israels wird aller Voraussicht nach eine rechts-religiöse aus den Parteien Likud, Kulanu, Jüdisches Haus, Israel Beiteinu, Schas und Vereintes Tora-Judentum mit insgesamt 67 Mandaten sein.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  18.11.2025

Westjordanland

Terroranschlag: Ein Israeli getötet, drei Verletzte

Am Gusch-Ezion-Knotenpunkt rammen palästinensische Terroristen Passanten mit ihrem Fahrzeug

 18.11.2025

Meinung

Die Gut-Wetter Freunde Israels sind zurück! 

De Wiederaufnahme der Waffenexporte ist richtig und notwendig. Doch das ändert nichts daran, dass die Bundesregierung das Vertrauen Israels und der Juden vorerst verloren hat

von Sarah Cohen-Fantl  18.11.2025

Riad/Washington

USA liefern F-35-Kampfjets an Saudi-Arabien

Bislang wurden diese in der Region nur an den engen Verbündeten Israel abgegeben

von Christoph Meyer, Cindy Riechau, Franziska Spiecker  18.11.2025

Justiz

Urteil: Mehr Macht für den Justizminister

Kritiker warnen, dass die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes im Fall Sde Teiman die Tür für eine Politisierung der Strafverfolgung öffnet

von Sabine Brandes  18.11.2025

Internationaler Strafgerichtshof

Israel beantragt Aufhebung des Haftbefehls gegen Netanjahu

Auch fordert fordert Jerusalem die vollständige Enthebung von Chefankläger Karim Khan von allen Verfahren, die den jüdischen Staat betreffen

 18.11.2025

Westjordanland

Israel will gegen illegale Selbstjustiz vorgehen

Zuletzt häuften sich Angriffe radikaler Siedler. Generalstabschef Zamir: Israels Militär wird das nicht tolerieren

 17.11.2025

Auszeichnung

»Fair auf Israel blicken, ohne Schaum vor dem Mund«

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat den Augsburger Friedenspreis erhalten. In seiner Dankesrede warb er für einen unvoreingenommenen Blick auf den jüdischen Staat

 17.11.2025

Debatte

Netanjahu: Gewalttätige Siedler sind Minderheit

Israels Premier: Die große Mehrheit der Siedler ist gesetzestreu und dem Staat gegenüber loyal

 17.11.2025