Debatte

Jüdischer Weltkongress verurteilt israelfeindlichen Weltkirchenrat

Maram Stern, Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Der Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses, Maram Stern, zeigt sich enttäuscht über den Apartheids-Vorwurf des Weltkirchenrats gegenüber Israel. »Ich teile das Entsetzen über die hohe Zahl der Opfer in Gaza«, schreibt Stern in der aktuellen »Zeit«. »Doch die Verfasser vergessen: Dieser Krieg wurde Israel aufgezwungen durch eine Hamas, die nicht kapituliert.«

Lesen Sie auch

Stern fragt, ob es die Kirchen nicht störe, dass Israel seit dem Herbst 2023 fast täglich mit Raketen beschossen werde. »Dass ein Terrorstaat wie der Iran und Terrorarmeen wie die Hisbollah das Land auslöschen wollen? Die Aggressoren sagen es offen. Die Kirchen schweigen. Warum?«

Den Vorwurf der Apartheid nennt Stern »faktisch falsch«. Er führe lediglich »zur einseitigen Verdammung Israels« und mache Verständigung unmöglich.

Stern bezieht sich auf eine Erklärung des Weltkirchenrats (ÖRK), die jüngst hohe Wellen geschlagen hat. Der ÖRK-Zentralausschuss hatte bei seiner Tagung im Juni Israels Politik gegenüber den Palästinensern verurteilt und gefordert, »dass die Realität der Apartheid beim Namen genannt wird«.

Weiter hieß es unter anderem: »Wir (...) verurteilen das System der Apartheid, das Israel dem palästinensischen Volk auferlegt und damit das Völkerrecht und das moralische Gewissen verletzt.«

Dem ÖRK mit Sitz in Genf gehören nach eigenen Angaben derzeit 356 Mitgliedskirchen in mehr als 120 Ländern weltweit an, die rund 580 Millionen Christen vertreten. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet aber mit dem Weltkirchenrat seit Jahrzehnten zusammen. Vorsitzender des ÖRK-Zentralausschusses ist der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm.

Die EKD hatte sich von der Verwendung des Begriffs »Apartheid« distanziert. Die Erklärung des ÖRK-Zentralausschusses relativiere den Beschluss der Vollversammlung des ÖRK vom September 2022, demzufolge Israel nicht als Apartheidstaat bezeichnet werden solle: »Diese Relativierung kann die EKD nicht teilen. Die EKD hält an ihrer Positionierung von 2022 fest, dass der Begriff ›Apartheid‹ die komplexe Realität in Israel und den palästinensischen Gebieten nicht in geeigneter Weise beschreibt.«

Kritik an konkreten politischen Entscheidungen und am militärischen Handeln Israels sei legitim, so die EKD weiter. »Sie muss jedoch eingebettet sein in ein Bewusstsein für die Komplexität der Lage und die besonderen historischen und sicherheitspolitischen Herausforderungen des Staates Israel.«

Bedford-Strohm erklärt zum Apartheids-Begriff nun in der aktuellen »Zeit«: »Ich selbst halte ihn nicht für hilfreich, weil es ein Trigger-Begriff ist, der starke Emotionen weckt und ein sachliches Gespräch eher erschwert.«

Gazakrieg

Palästinenser trainieren in Ägypten für den »Tag danach«

Rund 10.000 Mann sollen für den in Gaza als Sicherheitskräfte eingesetzt werden, sobald der Krieg zu Ende ist

von Sabine Brandes  28.08.2025

Nahost

Israel kündigt zwei neue Hilfszentren im Gazastreifen an

Die Bauarbeiten laufen bereits. Zwei neue Verteilstellen für Hilfsgüter werden eingerichtet. Betreiber soll die amerikanische GHF-Stiftung werden

 28.08.2025

Geiseln

Geiselvater: »Ich habe nichts mehr zu verlieren«

Der Vater des jungen von der Hamas verschleppten Deutsch-Israelis Rom Braslavski äußert sich zunehmend verzweifelt

von Sabine Brandes  28.08.2025

Diplomatie

Blair berät Trump und Kushner bei Gaza-Wiederaufbau

Der ehemalige britische Premier und sein Tony Blair Institute sollen einen Plan für die Zukunft des Gazastreifens ausgearbeitet haben

 28.08.2025

Krieg

Wie weiter in Gaza?

Israelische Sicherheitsexperten diskutieren über die Chancen und Risiken der geplanten Ausweitung der Militäroperation im Kampf gegen die Hamas-Terroristen

von Sabine Brandes  28.08.2025

Appell

Nennt ihre Namen!

Deutschland redet geradezu obsessiv über Israel. Über den angeblichen »Völkermord.« Über die Siedlungen. Aber über die deutschen Geiseln spricht fast niemand. Es ist, als existierten sie nicht mehr

von Andreas Büttner  28.08.2025

Krieg

Israels Armee: Evakuierung der Stadt Gaza »unvermeidlich«

Vor der geplanten Umquartierung der Einwohner von Gaza Stadt laufen die Vorkehrungen für die Einrichtung humanitärer Hilfszentren auf Hochtouren

von Robert Messer  27.08.2025

Antisemitismus

Vuelta: Demonstranten stoppen Israel-Team

Sportdirektor Daryl Impey: »Es war ein Schock für uns«

von Stefan Tabeling  27.08.2025

Krieg

»Manipulierte Daten«: Israel fordert Rücknahme von Bericht über Hungersnot in Gaza 

Israel kritisiert den IPC-Bericht über eine Hungersnot in Teilen Gazas scharf und fordert dessen sofortige Rücknahme

von Robert Messer  27.08.2025