Archäologie

Israelische Forscher finden Hinweis auf steinzeitliche Anbetung

In der Manot-Höhle nördlich der israelischen Hafenstadt Haifa fanden die Forscher einen Felsen mit geometrischen Gravuren Foto: picture alliance / dpa

Archäologen haben in einer Höhle in Nordisrael einen altsteinzeitlichen Ritualort entdeckt. Er symbolisiere den »Übergang von unstrukturierter Anbetung zum Beginn fester öffentlicher Rituale«, hieß es am Dienstag in einer gemeinsamen Mitteilung der israelischen Antikenbehörde und der Universitäten Haifa und Tel Aviv. Die Entdeckung sei der älteste Nachweis in der Region für gemeinschaftliche Anbetung. Die Forschungsergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift »PNAS« veröffentlicht.

In der Manot-Höhle nördlich der israelischen Hafenstadt Haifa fanden die Forscher demnach einen Felsen mit geometrischen Gravuren, die einem Schildkrötenpanzer ähneln. Er sei »absichtlich in einer Nische im tiefsten und dunkelsten Teil der Höhle« und damit fernab von den täglichen Aktivitätsbereichen platziert worden, so die Forscher. Die Dunkelheit symbolisiere Wiedergeburt und Erneuerung und verkörpere zugleich heilige Eigenschaften. Die Art der Gravur deute ferner darauf hin, dass »es sich um ein Totem oder eine mythologische oder spirituelle Figur handeln könnte«.

Der Komplex verfügt laut den Forschern über eine natürliche Akustik, die für gemeinschaftliche Aktivitäten wie Gebet, Gesang und Tanz geeignet sei. Ferner seien Aschereste gefunden worden, die auf die Verwendung von Feuer zur Beleuchtung des Ritualraums hinwiesen. »Dies ist eine beispiellose Entdeckung eines Raums mit «audiovisueller Ausstattung», der um ein rituelles Objekt (die Schildkröte) herum angeordnet ist und den ersten Beweis für gemeinschaftliche Rituale in der Levante darstellt«, so der in Tel Aviv lehrende Ko-Leiter der Studie, Israel Herschkowitz. Ein ebenfalls gefundenes Hirschgeweih mit Gebrauchsspuren könnte mit rituellen Aktivitäten in der Höhle in Verbindung stehen.

Die Forscher werten den Fund als seltenen »Einblick in die spirituelle Welt der paläolithischen Jäger- und Sammlergruppen« vor 35.000 Jahren. Die Schaffung von rituellen Zentren sei ein wesentliches Element beim Übergang von isolierten Jäger- und Sammlergruppen hin zu einer kollektiven Identität und komplexen Gesellschaften gewesen.

Bei den seit 2010 andauernden Grabungen in der für ihre Stalaktiten bekannten Höhle wurden laut Mitteilung bereits Reste von Behausungen mehrerer altsteinzeitlicher Kulturen gefunden, darunter ein rund 55.000 Jahre alter Schädel eines modernen Menschen, der älteste derartige Fund außerhalb Afrikas. kna

Debatte

Netanjahu: Video-Leak verursachte schlimmsten Image-Schaden

Die Affäre um ein geleaktes Video aus dem Gefängnis Sde Teiman in Israel zieht weiter Kreise. Der Regierungschef kündigte eine unabhängige Untersuchung an

 02.11.2025

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Umfrage

Mehrheit der Palästinenser findet Angriff vom 7. Oktober richtig

Die People’s Company for Policy and Survey Research hat die Einstellungen von Palästinensern in Gaza und dem Westjordanland abgefragt

von Imanuel Marcus  02.11.2025

Berichte

Wunden und Narben

Nach der Freilassung von Bar Kupershtein und anderer ehemaliger Geiseln wird immer mehr über ihr grausames Schicksal in Gefangenschaft der Hamas bekannt

von Sabine Brandes  02.11.2025

Yitzhak Rabin

Der Falke, der zur Taube wurde

Vor 30 Jahren wurde der Ministerpräsident von einem extremistischen Juden erschossen. Im Rabin Center in Tel Aviv kann man dem Lebenswerk des Staatsmannes nachspüren

von Sabine Brandes  02.11.2025

Tel Aviv

Israels Militäranwältin tritt wegen Video-Leaks zurück

An der Spitze der Militärjustiz war Tomer-Jeruschalmi nicht immer bequem. Jetzt ermittelt die Polizei wegen eines brisanten Videos aus dem Vorjahr. Für die Militärjuristin wurde die Lage unhaltbar

 02.11.2025

Interview

»Wir hatten keine Verwandten«

Erst seit einigen Jahren spricht sie über ihre jüdischen Wurzeln: Bildungsministerin Karin Prien erzählt, warum ihre Mutter davon abriet und wann sie ihre eigene Familiengeschichte erst begriff

von Julia Kilian  02.11.2025 Aktualisiert

Nahost

Leichname von Amiram Cooper und Sahar Baruch in Israel

Mit viel Verspätung kommen die sterblichen Überreste zweier Verschleppter nach Hause. Elf Geiseln fehlen noch

 02.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  02.11.2025