Krieg gegen den Terror

Israel: »Wir sind entschlossener denn je«

Herzi Halevi, scheidender Generalstabschef der IDF Foto: copyright (c) Flash90 2023

Während die versehentliche Tötung von drei israelischen Geiseln im Gazastreifen durch eigene Soldaten die Menschen weiter aufwühlt, setzt die Regierung den Krieg gegen die palästinensische Terrorgruppe Hamas unbeirrt fort. Benjamin Netanjahu betonte, der militärische Druck auf die Hamas müsse aufrechterhalten bleiben. Nur so könne der Terror besiegt und die Rückkehr aller Entführten erreicht werden.

»Wir sind entschlossener denn je, bis zum Ende weiterzumachen, bis wir die Hamas vernichtet haben und alle unsere Entführten zurückgebracht haben«, erklärte der Ministerpräsident.

Am Samstagabend demonstrierten erneut freigelassene Geiseln, Angehörige von Geiseln sowie Hunderte Unterstützer in Tel Aviv für die Freilassung der noch im Gazastreifen verbliebenen Verschleppten. Noam Perry, Angehöriger einer Geisel, warf dem Kriegskabinett um Netanjahu vor, es habe militärischen Druck als nötig bezeichnet, damit die Geiseln freikämen. »Inzwischen kommen immer mehr Geiseln als Leichen zurück«, sagte Perry. Nach israelischen Schätzungen werden noch 112 Geiseln festgehalten.

Frustration bei IDF

Israelischen Medienberichten zufolge herrscht bei den Streitkräften Frustration darüber, dass die Geiseln in Gaza nicht längst lokalisiert werden konnten. Dieser Unmut hat sich demnach nach der versehentlichen Tötung der Geiseln Yotam Haim, Alon Shamriz und Samer Fuad El-Talalka noch verstärkt.

Israels Generalstabschef Herzi Halevi übernahm derweil die Verantwortung für die versehentliche Tötung der drei israelischen Geiseln. »Die Armee und ich als ihr Kommandeur sind für das, was passiert ist, verantwortlich und wir werden alles tun, um zu verhindern, dass sich solche Fälle in der Zukunft der Kämpfe wiederholen«, sagte er in einem auf X veröffentlichten Video.

Zugleich stellte er klar, dass auf Menschen mit weißer Flagge, die sich ergeben wollen, nicht geschossen werden darf. Bei der Tötung der Geiseln am Freitag seien Einsatzregeln verletzt worden. »Die drei Geiseln haben alles getan, damit wir sie als solche erkennen - sie hatten ihre Hemden ausgezogen, damit wir sehen, dass sie keine Sprenggürtel tragen, und sie hielten eine weiße Flagge«, sagte Halevi.

Aktive Kampfzone

Zugleich gab er zu bedenken, dass sich die Soldaten in einer aktiven Kampfzone befanden. Terroristen seien dort in Zivilkleidung aktiv und jede Entscheidung könne im Bruchteil einer Sekunde über Leben oder Tod entscheiden.

Der einzige Trost für die Familien der gefallenen Soldaten sei, dass ihr Tod nicht umsonst gewesen sei, erklärte derweil der israelische Ministerpräsident laut der Zeitung »The Times of Israel«. Daher werde man »sicherstellen, dass wir weiter kämpfen, bis wir einen kompletten Sieg erringen«, sagte Benjamin Netanjahu.

Bei den Kämpfen im Gazastreifen zwischen Israel und der islamistischen Hamas sind nach Armeeangaben zwei weitere israelische Soldaten getötet worden. Wie die israelische Armee am Sonntagmorgen bekanntgab, wurde einer der beiden Soldaten bei Kämpfen im Norden des von Israel abgeriegelten Küstenstreifens getötet. Der andere sei im Süden gefallen. Damit wurden seit Beginn der israelischen Bodenoffensive Ende Oktober schon 121 Soldaten getötet.

Derweil bleibt wegen des von der Hamas begonnenen Krieges auch die Lage der palästinensischen Zivilbevölkerung unerträglich. Das schwer beschädigte größte Krankenhaus von Gaza, al-Schifa, sei nur »minimal funktionsfähig« und müsse dringend zumindest die grundlegendsten Funktionen wieder aufnehmen können, »um die Tausenden von Menschen, die lebensrettende medizinische Versorgung benötigen, weiter zu versorgen«, erklärte die WHO am Sonntag.

Schwierige Bedingungen

In dem größten Krankenhaus im Gazastreifen würden nur noch eine Handvoll Ärzte, einige wenige Krankenschwestern sowie 70 Freiwillige unter »unglaublich schwierigen« Bedingungen arbeiten. Die Operationssäle seien nicht funktionsfähig, weil es an Treibstoff, Sauerstoff, Fachpersonal und Vorräten mangele. Auch gebe es kein Blut für Transfusionen, hieß es.

Nach dem Tod eines Kameramanns des arabischen Fernsehsenders Al-Dschasira im Gazastreifen will das Unternehmen den Fall unterdessen vor den Internationalen Strafgerichtshof bringen. Das teilte der in Katar ansässige Sender am Samstag mit. Der als sehr Israel-kritisch Sender spricht von einer »Ermordung«. Der Kameramann sei bei einem israelischen Drohnenangriff im Süden Gazas ums Leben gekommen, hieß es dort. Die IDF wiesen Vorwürfe zurück, gezielt gegen Journalisten vorzugehen.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und ihr britischer Kollege David Cameron verlangten derweil in einem gemeinsamen Beitrag für die britische »Sunday Times« einen dauerhaften Waffenstillstand: »Unser Ziel kann nicht einfach ein Ende der Kämpfe heute sein. Es muss ein Frieden sein, der über Tage, Jahre, Generationen andauert. Wir unterstützen daher einen Waffenstillstand, aber nur, wenn er dauerhaft ist.«

Soldat auf Golanhöhen getötet

Ein Ende der Kämpfe ist jedoch derzeit nicht in Sicht. Die Hamas hatte die letzte Waffenruhe mit neuen Raketenangriffen und einem Anschlag in Jerusalem gebrochen. Zuvor hatte die Terrororganisation aufgrund des durch Israel aufrechterhaltenen militärischen Drucks einem Waffenstillstand und einem Austausch von Geiseln gegen palästinensische Gefängnisinsassen zugestimmt.

Unterdessen wurde auch auf den von Israel annektierten Golanhöhen bei einem Drohnenangriff aus dem Libanon ein israelischer Soldat getötet. Die mit Sprengstoff beladene Drohne sei in den Ort Margaliot eingeschlagen, bestätigte die israelische Armee am Samstagabend.

Die Luftabwehr habe am Morgen ein zweites feindliches Flugobjekt aus dem Libanon abfangen können. Als Reaktion seien Ziele im Libanon angegriffen worden. Seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober kommt es immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah in der israelisch-libanesischen Grenzregion.

Austin im Nahen Osten

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin besucht den Nahen Osten. Die Stationen sind Israel, Katar und Bahrain. In Israel will er mit der Militärführung auch über ein eventuelles Ende der intensiven Bodenoperationen und der Luftangriffe sprechen. In Katar will Austin unter anderem dort stationierte US-Streitkräfte treffen. In Bahrain will der Minister das Zentralkommando der US-Marinetruppen besuchen. dpa/ja

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