Radsport

Israel im Peloton

Michael Woods (M.) belegte auf der ersten Etappe der Tour de France in Bilbao den fünften Platz für Team »Israel – Premier Tech«. Foto: picture alliance / Roth

Die Tour de France ist zwar das größte Radrennen der Welt. Sie ist aber auch eine Modenschau. Jedes Jahr kommen einige Rennställe mit besonders gestalteten Trikots zur »Mutter aller Radrennen«. Dieses Jahr reiht sich auch das israelische Team »Israel – Premier Tech« in die Reihe der Modebewussten ein.

Der Rennstall, der vom israelisch-kanadischen Bauunternehmer und Radsport­enthusiasten Sylvan Adams maßgeblich finanziert wird, tritt mit einem Trikot an, das den rund 1100 Kilometer langen Fernwanderweg »Israel National Trail« symbolisch aufnimmt. »Wir wollen das Israel, das wir kennen, den Augen der 2,5 Milliarden TV-Zuschauer der Tour de France über die gesamten drei Wochen nahebringen«, beschrieb Adams das Anliegen.

auftakt Die Konturen der baskischen Berge zum Auftakt der Tour de France spiegelten sich prächtig in den Trikots von Israel – Premier Tech wider. Denn dort sind auf mal tiefblauem, mal himmelblauem Grund Zackenlinien zu entdecken, die auch an die Topografie des Baskenlands erinnern. Die Linie auf den Trikots zeichnet indes den Wanderweg von Eilat am Roten Meer durch die Negev-Wüste, am Katan-Krater vorbei zum Toten Meer und dann über Tel Aviv zum Kibbuz Dan hoch im Norden am Fuße des Golan nach.

Auf der etwa 1100 Kilometer langen Strecke müssen mehr als 21.400 Höhenmeter überwunden werden.

Auf dieser etwa 1100 Kilometer langen Strecke müssen mehr als 21.400 Höhenmeter überwunden werden. Das ist durchaus einer Tour de France würdig. Bei der diesjährigen Ausgabe des Rennens müssen auf 3404 Kilometer Streckenlänge 55.460 Höhenmeter erklommen werden. Der Trail ist zwar nur ein Drittel so lang wie die Tour, dafür aber insgesamt bergiger. Ein schönes Prädikat.

Der israelische Rennstall selbst hat es auch auf die Berge abgesehen. Eine starke Kletterfraktion ist am Start. »Kletterer«, so werden im Radsport leichte Fahrer genannt, die auf hügeliges Terrain oder Bergrennen spezialisiert sind. Allen voran der Kanadier Michael Woods, der 2018 WM-Dritter auf dem bergigen Parcours in Innsbruck wurde und zweifacher Bergetappensieger bei der Vuelta a Espana ist.

kletterer Aber auch der Australier Nick Schultz, im letzten Jahr Etappenzweiter in Frankreich, dessen Landsmann Simon Clarke, der es im Vorjahr noch besser machte und für den Rennstall einen Etappensieg holte, sowie der Lette Krists Neilands sind gute Kletterer. Und mit dem Belgier Dylan Teuns, bereits zweifacher Etappensieger bei der Tour und Gewinner des Klassikers Lüttich – Bastogne – Lüttich, ist ein tempo­harter und bergfester Mann für die Überführungsetappen im Kader.

»Wir wollen wie auch im vergangenen Jahr vor allem auf Etappensiege gehen. Es wird nicht einfach, unsere Bilanz vom letzten Jahr mit zwei Tageserfolgen zu erreichen. Aber wir haben die acht Fahrer ausgewählt, die am besten geeignet sind, dieses Ziel zu erreichen«, meinte Team-Manager Kjell Carlström. 2022 gewann neben Clarke auch der kanadische Sprinter Hugo Houle eine Etappe. Beide gehören auch jetzt zum Touraufgebot.

Nicht dabei ist Chris Froome. Der vierfache Tour-de-France-Sieger zeigte sich nicht ganz einverstanden mit der Nicht-Berücksichtigung. »Natürlich bin ich enttäuscht. Die Tour de France hat einen besonderen Platz in meinem Herzen«, sagte er. Aber seine Leistungen nach einem schweren Sturz im Jahr 2019 waren auch nicht angetan, ihn erneut zur Tour mitzunehmen. Zudem hat die mediale Strahlkraft des einstigen Weltstars nachgelassen.

Erstmals fuhr der israelische Rennstall auch ohne einen israelischen Fahrer zur Tour. Das überraschte, auch weil es stets das erklärte Ziel war, Sportler aus dem eigenen Land zu entwickeln.

TOURISMUS Aber immerhin ist Israel nun ganz prominent auf den Trikots präsent. »Mit unserem Trikot, das den Israel National Trail präsentiert, der selbst zu vielen Attraktionen Israels führt, hoffen wir, Interesse bei den Hunderten Millionen Fans zu erwecken. Das soll zu touristischen Reisen nach Israel führen«, sagte Teamfinanzier Adams.

Die Fahrer selbst, die die Tourismuswerbung auf ihrem Körper tragen, zeigten sich ebenfalls begeistert von der Idee. »Ich denke, das Trikot sieht richtig gut aus. Der Fernwanderweg ist ein gutes Thema. Ich war bereits in Israel und fand es toll dort. Und das Land jetzt auch mehr von der kulturellen Seite kennenzulernen, ist einfach interessant«, meinte etwa der Kanadier Woods.

Einbußen an Tragekomfort oder aerodynamischen Vorteilen müssen die Profis dabei nicht befürchten. Hersteller Ekoï integrierte auch hier temperaturregulierende Technologien, deren Materialien teilweise von der US-Weltraumagentur NASA im Weltall getestet wurden, in die Trikots. Sie dienen vor allem dazu, den Körper kühl zu halten, was zu besseren Leistungen führen soll.

FRAUENRADSPORT Der Rennstall engagiert sich seit dieser Saison auch im Frauenradsport. Er stieg beim Schweizer Team Roland Cogeas Edelweiss ein, das jetzt »Israel – Premier Tech Roland« heißt und weiter in der Schweiz lizenziert ist. Bedeutendster Erfolg der Frauenabteilung war am vergangenen Wochenende der Sieg der Schweizerin Elena Hartmann bei der neu aufgelegten Tour de Berlin Feminin. Sieben weitere Fahrerinnen sind derzeit bei der Italien-Rundfahrt der Frauen unterwegs. Israelische Sportlerinnen befinden sich nicht im Team.

»Wir wollen wie im letzten Jahr vor allem auf Etappensiege gehen.«

Kjell Carlström

Der Männerrennstall hat mit Landesmeister Itamar Einhorn, dem früheren Tour-de-France-Teilnehmer Omer Goldstein und Vizemeister Guy Sagiv immerhin drei Fahrer aus Israel im Kader. Zudem gehört der Nachwuchsrennstall »Israel – Premier Tech Academy« zum Radsport-Ökosystem, das Unternehmer Sylvan Adams aufgebaut hat. Unter den insgesamt 19 Talenten befinden sich sieben Israelis. Das nächste wichtige Rennen für die jungen Fahrer ist der Giro Ciclistico della Valle d›Aosta – Mont Blanc. Bei dieser fünftägigen Rundfahrt haben sie immer wieder Europas höchsten Berg, den Mont Blanc, im Blick.

Bis an den Fuß des Mont Blanc führt auch die 15. Etappe der Tour de France. Der höchste Gipfel der Frankreichrundfahrt wird aber zwei Tage später am 19. Juli mit dem 2304 Meter hohen Col de la Loze erreicht. Mal sehen, wie dort die Trikots mit dem Israel National Trail leuchten werden. Die Tour de France endet am 23. Juli wie gewohnt auf den Champs Élysées in Paris.

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