Ofer-Brüder

In schwerer See

Es war ein Begräbnis erster Klasse. Die Elite des Landes aus Politik und Wirtschaft fand sich am Sonntagnachmittag auf dem Tel Aviver Trumpeldor-Friedhof ein, um sich von Sammy Ofer, einem der mächtigsten Männer des Landes, zu verabschieden. Die mediale Aufmerksamkeit war um so größer, als die Reeder-Familie seit Tagen wegen angeblicher Geschäfte mit dem Iran für Schlagzeilen sorgt.

Das US-Außenministerium hatte Sanktionen gegen die Ofer-Brüder verhängt, weil diese gemeinsam mit der Firma Tanker Pacific an dem Verkauf des Schiffes für 8,65 Millionen Dollar (etwa sechs Millionen Euro) an die staatliche iranische Reederei IRISL beteiligt gewesen seien sollen. Zudem sollen ihre Tanker mehrfach in iranischen Häfen angelegt und Rohöl transportiert haben. Dies hatte in Israel große Empörung sowie Forderungen nach polizeilichen Ermittlungen ausgelöst. Ein Anwalt der Firma hat Berichte über den verbotenen Handel mit dem Erzfeind Iran vehement zurückgewiesen.

Imperium Die Familie Ofer zählt zu den vermögendsten Familien Israels. Auf der Forbes-Reichsten-Liste figuriert sie mit einem Vermögen von 6,5 Milliarden Dollar auf Platz 109. Zu ihrem weltweiten Imperium gehören Firmen der Seeschifffahrt, Banken, Immobilienfirmen, Medien, und über die Holding Israel Corporation kontrollieren sie Chemiefirmen, Energieunternehmen und die Zim Schifffahrtsgesellschaft. Sammy und sein Bruder Yuli Ofer bauten in den 50er-Jahren zunächst das Schifffahrtsunternehmen Ofer Brothers auf, das nach und nach in weitere Geschäftsbereiche diversifizierte.

Sammy Ofer, Jahrgang 1922, hatte die operative Führung des Imperium bereits an seine beiden Söhne abgegeben. Idan leitet die Israel Corporation, das größte Industriekonglomerat in Israel, zu dem unter anderem Chemie- und Energiefirmen, Logistikunternehmen, Immobiliengruppen und ein Fernsehsender gehören. Zu den Aufgaben von Ofer junior gehört auch der Aufbau der Firma Better Place, die das Elektromobil einführen will.

Politik Doch Idan begnügt sich nicht mit Managementaufgaben. Er ist in der jüngsten Friedensinitiative von führenden Persönlichkeiten aus Politik und Armee involviert. So pflegt er Kontakte zu palästinensischen Geschäftsleuten und Politikern und versucht, das Gespräch zwischen Jerusalem und Ramallah wieder anzustoßen. Er will damit verhindern, dass die Palästinenser im Herbst in der UNO einen Staat ausrufen. Denn das würde, befürchtet er, Israel so stark isolieren wie einst das
Apartheidsregime in Südafrika.

Nachdem er in den vergangenen Wochen als Prediger für den Frieden immer wieder in den Medien auftrat und für seine Ideen warb, hat er sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, seit der Name Ofer mit Iran-Geschäften in Zusammenhang gebracht wurde.

Während sich Idan vor allem um den israelischen Teil der Ofer-Gruppe kümmert, widmet sich sein Bruder Eyal dem internationalen Geschäft. Dazu gehörten vor allem die Kreuzfahrt-Veranstalterin Royal Caribbean, eine der großen in der Branche, und zahlreiche Immobilienfirmen. Einkaufszentren, Immobilienentwicklungen, Hotels, Freizeitzentren oder Finanzinstitute. Zur Gruppe gehört auch die größte private Reederei Israels, die mit dem Iran Handel getrieben haben soll.

Einfluss Die Familie ist in Israel auch als Mäzenin bekannt. Sie ist Besitzerin einer der weltweit größten Kunstsammlungen. Zudem zählen die Ofers zu den großzügigsten Spendern. Ob Ichilov-Klinik in Tel Aviv oder das Rambam-Krankenhaus in Haifa – die Ofers zücken das Scheckbuch. Die meisten Universitäten erhalten Zuwendungen von den Ofers und praktisch alle Wohlfahrtsorganisationen. Ihre Spenden für israelische Organisationen werden auf jährlich 30 bis 50 Millionen Dollar geschätzt. Sammy Ofer ist zudem bekannt dafür, dass er politische Parteien in Israel unterstützt.

Als vor drei Jahren ein Dokumentarfilmer die finanziellen Beziehungen zwischen Ofer und der israelischen Politik beleuchten wollte, fand sich keine der großen privaten Fernsehstationen bereit, den Film auszustrahlen – nicht nur aus Angst vor rechtlichen Schritten der Ofers.

Reshet TV, welches für den Channel Two verantwortlich ist, gehört zum Ofer-Imperium. Filmemacher Mickey Rosenthal soll sogar Todesdrohungen erhalten haben – beendete sein Werk aber trotzdem. Vorgeführt wurde der Film zunächst nur einem begrenzten Publikum: In der Cinemathek von Tel Aviv, danach auch in der Knesset. Erst ein Jahr später wagte es der staatliche Sender, die Dokumentation ins Programm aufzunehmen. Der Streifen zeigte, wie sich die Ofers zu günstigen Preisen an der Privatisierung staatlicher Unternehmen bereichert hatten.

Jetzt dürfte der Mischkonzern schwierigen Zeiten entgegengehen – nicht nur, weil der Patron mit seinem Charisma fehlt. Sollten sich die Vorwürfe erhärten, müssten die Ofer-Brüder mit juristischen Folgen rechnen. Das israelische Gesetz verbietet ausdrücklich den Handel mit feindlichen Ländern wie dem Iran. Der israelische Geschäftsmann Nachum Manbar war 1998 wegen Waffenhandels mit dem Iran zu 16 Jahren Haft verurteilt worden.

Medien

Krieg an vielen Fronten

Israelische Journalisten spielen seit dem 7. Oktober eine undankbare Rolle. Sie sind der Wahrheit verpflichtet, aber nicht jeder im Land will wirklich sehen und hören, was ist

von Susanne Stephan  28.11.2025

Luftfahrt

Wizz Air will eigene Basis in Israel eröffnen

Nach dem Rückzug von RyanAir vom Ben-Gurion-Flughafen will Wizz Air dort kräftig investieren. Die Regierung erhofft sich dadurch sinkende Ticketpreise

 28.11.2025

Nahost

IDF zerschlägt Terrorzelle in Südsyrien

Bei der Operation in Beit Dschinn werden mehrere Mitglieder der Terrororganisation Jaama Islamiya getötet und zwei festgenommen

 28.11.2025

Berlin

Israel, der Krieg gegen die Hamas und die Völkermord-Legende

Der israelische Militärhistoriker Danny Orbach stellte im Bundestag eine Studie und aktuelle Erkenntnisse zum angeblichen Genozid im Gazastreifen vor – und beklagt eine einseitige Positionierung von UN-Organisationen, Wissenschaft und Medien

 27.11.2025

Gazastreifen

Kapitulation oder Tod

Die zahlreichen in den Tunneln fest sitzenden Hamas-Terroristen wollen ihre Waffen nicht niederlegen

von Sabine Brandes  27.11.2025

Geiseln

»Ich habe Angst, dass mein Sohn für immer verschwindet«

Ran Gvili und Sudthisak Rinthalak sind die letzten beiden verschleppten Männer in der Gewalt der Hamas in Gaza

von Sabine Brandes  27.11.2025

Jerusalem

Koalition stoppt Zusatzhilfen für freigelassene Geiseln

In der Knesset lehnt die Regierungsmehrheit hat einen Gesetzentwurf der Opposition ab, der Betroffenen eine sofortige finanzielle Unterstützung zusichern sollte

 27.11.2025

Westjordanland

»Nicht tolerieren«

Israels Politiker und Militärs verurteilen die Angriffe extremistischer Siedler und kündigen harte Konsequenzen an

von Sabine Brandes  26.11.2025

Jerusalem

Darum geht es im Machtkampf zwischen Eyal Zamir und Israel Katz

Premierminister Benjamin Netanjahu versucht den Streit zu schlichten und erwägt angeblich Neubesetzung

von Sabine Brandes  26.11.2025