Redezeit

»Hummus ist ein Superfood«

Herr Rosenfeld, ein Tag ohne Hummus ist ...
... wie ein Tag ohne Sonnenschein.

Sie haben mit »Hummus!« eine Dokumentation über das Leibgericht im Nahen Osten gemacht. Was interessiert Sie so sehr an dem Kichererbsenbrei?
Nun, fast jeder hier in Israel denkt, er sei Experte in Sachen Hummus. Jeder hat immer einen heißen Tipp, wo man hingehen muss, wenn man das beste Gericht essen will. Aber ich musste feststellen, dass viele der Restaurants, die mir empfohlen wurden, gar nicht so toll waren. Man kann über Geschmack natürlich streiten, und Menschen haben gerade zu dieser Speise eine starke Meinung. Also dachte ich mir: Lasst uns mal hinter die Kulissen schauen und die Leute zeigen, die Hummus herstellen.

Wem sind Sie dabei begegnet?
Israel ist ein Land vieler Religionen. Also führte mich meine Reise zu einem engen Freund von mir, einem Mönch aus Abu Gosch. Er erzählte mir von einem Dorf, das wegen des größten Hummus-Tellers im Guinness-Buch der Rekorde steht. Dort nehmen die Menschen das Gericht sehr ernst. Ich fuhr also dorthin, traf mich mit Abu Shukri, der in dem bekanntesten Hummus-Restaurant in Abu Gosch arbeitet. Ich fragte ihn, warum nur Männer Hummus servieren. Und er erzählte mir, dass es eine Frau in Akko gibt. So traf ich Suheila – eine beeindruckende Frau. Meine Reise führte mich auch zu einem Christen, der in Ramle Hummus macht. Und das will ich damit auch zeigen: Israel ist nicht nur jüdisch, nicht nur muslimisch, es gibt viele Christen. Hummus verbindet sie alle miteinander.

Ob sie wollen oder nicht ...
Ja. Während einer der vielen Attentate war ich mit der BBC in Ost-Jerusalem unterwegs. Wir haben mit den Leuten vor Ort geredet. Sie haben erzählt, dass die Situation auch für sie sehr schlimm sei, weil die Touristen ausblieben. Plötzlich kam ein Mann mit einem Teller Hummus. Wir – ich, ein jüdischer Israeli, und ein Araber aus Ost-Jerusalem – aßen von dem gleichen Hummus-Teller und beklagten uns über die aktuelle Situation. Hummus kann aber auch zu Spannungen führen.

Wie denn das?
Es gibt den »Hummus-Krieg« zwischen Libanon und Israel um den größten Hummus-Teller. Und ich würde gern glauben, dass sich alle Kriege im Nahen Osten um Nahrung drehen. Leider ist die Wirklichkeit anders.

Sie haben vorhin Suheila erwähnt. Sie ist die einzige Frau, die im Hummus-Geschäft tätig ist. Warum ist der Kichererbsenbrei eine so große Männerdomäne?
Ich nehme an, dass es an der arabischen Kultur liegt, die Frauen noch nicht gern als selbstständig ansieht. Aber in Akko begegneten wir Suheila.

Wie ist sie?
Sie hat das Familiengeschäft nach dem Tod ihres Vaters übernommen. Zuerst hatten es ihre Brüder versucht, aber sie haben es nicht gut geführt und viele Schulden gemacht. Suheila war gerade einmal 17 Jahre alt und hat den ganzen Laden alleine geschmissen. Bis heute ist sie mit ihrer Schwester sehr erfolgreich im Geschäft und unterstützt damit alle Männer in der Familie. Sie ist so beschäftigt, dass sie vergaß zu heiraten. Suheila ist mit dem Hummus verheiratet.

Ist Hummus eigentlich gesund?
Es ist Superfood. In Virginia zum Beispiel, wo traditionellerweise Tabak angebaut wurde, baut man stattdessen nun Kichererbsen an. Rauchen ist halt nicht mehr so attraktiv. Stellen Sie sich vor, in Frankreich würde man anstelle von Cabernet-Sauvignon Kichererbsen anbauen. Hinzu kommt noch: Es ist ein einfaches Essen. Wenn man Hummus morgens isst, reicht ein Teller aus, um Energie für den ganzen Tag zu liefern.

Gibt es denn auch beachtenswerte Trends beim Hummus?
Es verändert sich ständig. In Jerusalem schmeckt das Hummus etwas säuerlicher, weil sie mehr Zitrone benutzen. In Tel Aviv bekommt man anderen Hummus als im Norden von Israel. Es gibt zig Beilagen: Pilze, Fleisch, Auberginen. Es gibt sogar Humschuka, eine Mischung aus Schakschuka und Hummus. Hummus ist viel mehr als nur Kichererbsen.

Mit Oren Rosenfeld sprach Katrin Richter.

Den Trailer zum Film und weitere Informationen gibt es hier:
www.hummusthemovie.com
www.youtube.com/watch?v=uMNQ7poN3JQ

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