Konflikt

Hamas schießt weiter

Raketeneinschlag in der Nähe vom Beer Sheva Foto: Flash 90

Die Hamas hat ihre Raketenangriffe auf Israel auch am Mittwochnachmittag fortgesetzt. Die Terrororganisation hält weiter an ihrer Ablehnung eines durch Ägypten vermittelten Waffenstillstands mit Israel fest. Weiterhin teilte die Hamas mit, sie sei zu einem zehnjährigen Waffenstillstand nur dann bereit, sollten ihre Bedingungen erfüllt werden.

Dazu gehören unter anderem die Aufhebung sämtlicher Grenzblockaden, die Öffnung des Rafah-Grenzübergangs sowie die Freilassung sämtlicher Palästinenser, die im Zusammenhang mit der Entführung der drei israelischen Jugendlichen Naftali Frenkel, Eyal Yifrach und Gilad Shaar verhaftet wurden – Bedingungen, von denen die radikalislamistische Organisation wissen dürfte, dass sie in dieser Form für Israel inakzeptabel sind.

Waffen »Israel wird weiter entsprechende Maßnahmen ergreifen, bis Ruhe und Frieden zurückkehren. Das ist unser Recht«, sagte Premierminister Benjamin Netanjahu heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der italienischen Außenministerin Federica Mogherini. »Wir müssen eine Situation erreichen, in der Gaza über keinerlei Waffen und Raketen mehr verfügt.«

Etwa 40 Raketen hat die Hamas nach Aussagen der IDF heute im Laufe des Tages auf Israel abgefeuert, mehr als die Hälfte davon konnten von dem Abwehrsystem »Iron Dome« abgefangen werden –Geschosse, die sonst Wohnviertel in Städten wie Aschkelon, Beer Sheva, Kirjat Gat oder Dimona getroffen hätten. Eine Rakete beschädigte ein Wohnhaus in Aschkelon schwer, verletzt wurde jedoch niemand. Auch in Tel Aviv war weiterhin ständig Raketenalarm zu hören. Die Geschosse wurden vom »Iron Dome« abgefangen, doch vereinzelt landeten Raketenbruchstücke im Stadtgebiet.

Evakuierung Die israelische Luftwaffe fliegt weiterhin Gegenangriffe auf Stützpunkte der Hamas in Gaza. Um das Leben von Zivilisten zu schonen, hat die Armee etwa 100.000 Palästinenser gewarnt und aufgefordert, ihre Häuser während der Angriffe zu verlassen. Auf Flugblättern, die über dem Gazastreifen abgeworfen wurden, heißt es: »Die Evakuierung ist zu Ihrer eigenen Sicherheit.« Die Hamas hingegen drängte die Bevölkerung in dem Küstenstreifen dazu, in ihren Wohnungen zu bleiben.

Des Weiteren lässt Israel nach wie vor humanitäre Hilfe für die Bewohner des Gazastreifens zu. Der Grenzübergang Keren Schalom bleibt geöffnet, wie das israelische Außenministerium mitteilte. Israel liefert auf diesem Weg Lebensmittel, wichtige Alltagsgüter und Treibstoff in das Palästinensergebiet. Lediglich für Waren, die terroristischen Zwecken dienen könnten, gilt weiterhin eine Einfuhrsperre. Das Angebot von Magen David Adom, für verwundete Zivilisten in Gaza Blutspenden zu organisieren, hat die palästinensische Seite abgelehnt.

Dienstag Trotz des ägyptischen Versuchs, eine Waffenruhe zwischen der Hamas und Israel zu vermitteln, ging der Beschuss israelischer Städte durch Raketen aus dem Gazastreifen am Dienstag weiter. Bis zum Nachmittag wurden mehr als 60 Raketen abgeschossen, während die israelische Armee das Feuer für sechs Stunden einstellte. Danach wurde der Beschuss von Zielen in Gaza nach Angaben des israelischen Armeesprechers Peter Lerner wieder aufgenommen. Mehrere hochrangige Hamas-Mitglieder lehnten eine Waffenruhe bisher ab.

Am Nachmittag heulten die Alarmraketen in Aschkelon und anderen Städten im Süden Israels. Am Abend meldeten Medien, dass ein Israeli durch Granatenbeschuss aus dem Gazastreifen ums Leben gekommen ist. Dabei handelt es sich um den 37-jährigen Dror Hanin aus Beit Aryeh, der in der Nähe des Erez-Übergangs Lebensmittel an Soldaten verteilt hat.

Lieberman Israels Außenminister Avigdor Lieberman forderte unterdessen erneut eine Wiederbesetzung des Gazastreifens durch die israelische Armee. Ein Waffenstillstand sei für die Hamas nur eine Gelegenheit, ihre Raketenarsenale erneut aufzufüllen, sagte er am Dienstagnachmittag während einer Pressekonferenz.

Am Dienstagmorgen hatte das israelische Sicherheitskabinett dem Vermittlungsvorschlag der ägyptischen Militärregierung aber zugestimmt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte dazu: »Wir haben von Anfang an gesagt, dass es unser Ziel ist, den Raketenbeschuss zu stoppen und den Bürgern Israels
Sicherheit zu verschaffen. Wenn die Hamas den Vorschlag ablehnt und der Beschuss anhält, dann werden wir unsere Operation fortsetzen und sie so verstärken, wie es für die Verteidigung unserer Bürger notwendig ist.«

In der Nacht wurden erstmals mehrere Raketen auf Eilat am Roten Meer abgefeuert. Es gab mehrere Leichtverletzte, zudem entstand Sachschaden. Aus dem Libanon wurde ein Geschoss auf die Stadt Naharia abgefeuert. Zuvor war die Negevmetropole Beer Sheva Ziel von mehreren Raketen aus dem Gazastreifen.

Steinmeier
Am Rande der Atomgespräche in Wien fanden am Wochenende Gespräche zwischen den Außenministern Deutschlands, der USA, Großbritanniens und Frankreichs
statt, um Möglichkeiten für einen Waffenstillstand zu erkunden.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, der am Montag zu einer Vermittlungsinitiative in den Nahen Osten reiste, bemüht sich dem Vernehmen nach ebenfalls um eine Feuerpause. Am Mittwoch wird Palästinenserpräsident Mahmud Abbas
zu Gesprächen in Kairo erwartet.

Seit Beginn der Operation »Protective Edge« sind mehr als 900 Raketen auf Israel abgeschossen worden. Nur ein Bruchteil landete in Städten; die meisten davon (laut »Haaretz« 87 Prozent) wurden von »Iron Dome« abgefangen. Israel griff mehr als 1300-mal Ziele im Gaza-Streifen an. Fast 200 Menschen kamen dabei ums Leben.

In der Nacht zum Sonntag landeten Elitetruppen an der Küste des Gazastreifens und gingen gegen Abschussrampen vor. Von dort sollen Raketen mit größerer Reichweite auf Israel abgefeuert worden sein. Die Aktion wurde als mögliche Vorstufe einer größeren Bodenoffensive Israels gewertet. ja

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  21.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Palästinensischer Terror

Auch Hamas-Geisel Guy Gilboa-Dalal wurde in Gaza sexuell missbraucht

Der Täter setzte ihm ein Messer an den Hals und sagte: »Wenn du jemandem davon erzählst, bringe ich dich um«

 21.11.2025

Tourismus

Totes Meer: »Enttäuschende Sehenswürdigkeit«

Warum bekommt ein so schöner Ort eine so miese Bewertung? Welche Touristenorte stehen noch auf der wenig ruhmreichen Liste der enttäuschendsten Urlauberziele auf der Welt?

 21.11.2025

Jerusalem

Gideon Sa’ar verurteilt steigende Terror-Renten der Palästinenser

»Die Palästinensische Autonomiebehörde hat ihre Zahlungen an Terroristen nicht eingestellt. Tatsächlich verdoppelt sie diese fast«, so der Außenminister

 21.11.2025

Meinung

Alles muss ans Licht

Eine unabhängige Untersuchungskommission über die Terroranschläge des 7. Oktober ist ein Akt von Pikuach Nefesch

von Sabine Brandes  21.11.2025

Jerusalem

US-Botschafter: Radikale Siedler nicht repräsentativ für gesamte Gemeinschaft

US-Botschafter: Israel nimmt das Problem ernst und dämmt die gewalttätigen Gruppen ein

 21.11.2025

Geiseln

»Alon – du bist nicht allein«

Der israelisch-deutsche Doppelstaatsbürger Alon Ohel spielt auf dem Klavier, das eigens auf dem Platz der Geiseln für ihn aufgestellt wurde

von Sabine Brandes  20.11.2025

Gaza-Gefangenschaft überleben

»Wut zerstört dich«

Der nach mehr als zwei Jahren aus der Hamas-Gefangenschaft entlassene Avinatan Or hat eine zutiefst bewegende und motivierende Rede über Resilienz gehalten. Eine Dokumentation

von Avinatan Or  20.11.2025