Anti-Terror-Krieg

IDF: Gaza ist umstellt. Lage an der Grenze zum Libanon spitzt sich zu

Eine israelische Artillerie-Stellung in der Nähe der Grenze zu Gaza Foto: copyright (c) Flash90 2023

Israels Streitkräfte (IDF) haben im Gazastreifen nach eigenen Angaben weitere Stellungen der islamistischen Terrororganisation Hamas angegriffen, um weitere Abgriffe auf den jüdischen Staat zu verhindern. Dir größte Stadt des abgeriegelten Küstengebiets ist umstellt. Die Stadt Gaza sei der »Brennpunkt der Terrororganisation Hamas«, sagte Militärsprecher Daniel Hagari.

Zugleich spitzen sich auch die Gefechte an Israels Grenze zum Libanon weiter zu - und die erste Rede des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah seit Ausbruch des Gaza-Krieges könnte die Lage zusätzlich verschärfen. Als Reaktion auf Beschuss aus dem Libanon griff Israels Armee eigenen Angaben zufolge militärische Stellungen von Nasrallahs proiranischer Terror-Miliz an.

Israels Armee werde sich weiter auf die Gefechte im Gazastreifen fokussieren, auch wenn der Iran seine Stellvertreter dazu dränge, Israel davon abzulenken, erklärte Hagari. »Wir konzentrieren uns darauf, die Hamas zu zerstören.«

Nahkampf mit Terroristen

Der Generalsekretär der vom - ebenfalls schiitischen - Iran geförderten Terrororganisation Hisbollah im Libanon wollte sich am Freitagnachmittag zum ersten Mal seit Beginn des Gaza-Kriegs an die Öffentlichkeit wenden.

Angekündigt ist offiziell eine Gedenkzeremonie für getötete Hisbollah-Kämpfer - Nasrallahs Aussagen könnten aber auch klären, ob die Hisbollah verstärkt in den Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas einsteigen wird.

Israels Militär zufolge wurden am Donnerstag im Gazastreifen mehr als 130 Terroristen getötet. Wie viele Terroristen noch leben, war unklar. Soldaten töteten Terroristen im Nahkampf überall dort, wo Kämpfe erforderlich seien, erklärte der israelische Militärsprecher Hagari, ohne konkrete Orte zu nennen.

Israels Armee hatte die Menschen, die sich noch im nördlichen Gazastreifen und in der Stadt Gaza befinden, mehrfach zur Flucht in den Süden des Küstengebiets aufgerufen. Die Stadt Gaza hatte offenbar knapp 750.000 Einwohner, was grob einem Drittel der Bevölkerung des Gazastreifens entspricht.

Blinken erneut in Israel

US-Außenminister Antony Blinken will heute in Israel mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und anderen Vertretern der israelischen Regierung zusammenkommen, um sich über deren weitere Pläne zu informieren. »Er wird unsere Unterstützung für das Recht Israels bekräftigen, sich im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht zu verteidigen und die Notwendigkeit erörtern, alle Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um die Zahl der Opfer unter der Zivilbevölkerung so gering wie möglich zu halten«, hieß es vorab aus dem Außenministerium in Washington. Außerdem werde es um weitere humanitäre Hilfe für die Bevölkerung im Gazastreifen gehen.

Schon in früheren Kriegen mit der Hamas, in die Israel hineingezogen wurde, versuchten die IDF alles, um Opfer unter Zivilisten zu vermeiden. Dennoch werden entsprechende Aufforderungen gebetsmühlenartig wiederholt. Selbiges gilt für die Aussage, Israel habe das Recht, sich gegen den Terror zu verteidigen, obwohl auch dies offensichtlich ist.

Im südlichen Teil des Gazastreifens trafen am Donnerstag 102 Lastwagen mit dringend benötigten Hilfsgütern ein, so viele wie an keinem anderen Tag, wie die Zeitung »The Times of Israel« unter Berufung auf den Palästinensischen Roten Halbmond berichtete.

Palästinenser schießen Raketen auf Israel

Die Lastwagen hätten Wasser, Lebensmittel und Medikamente von Ägypten aus über den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen gebracht. Damit seien seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas insgesamt 374 Lastwagen mit Hilfsgütern in dem Küstengebiet eingetroffen.

Palästinenser feuerten von dort derweil erneut Raketen auf den Süden Israels ab. Es habe Alarm in der Wüstenstadt Beerscheva sowie in einem Kibbuz nahe dem Gazastreifen gegeben, teilte die Armee am Donnerstag mit. Zudem sei mehrfach Raketenalarm im Norden ausgelöst worden. Es war unklar, woher der dortige Beschuss kam. Laut dem Rettungsdienst gab es zunächst keine Berichte über Verletzte.

Israels Militär hat auch an der nördlichen Grenze zum Libanon nach eigenen Angaben Soldaten und Reservisten in großer Zahl postiert. Die Streitkräfte seien bereit, »sofort und energisch auf jeden Angriff der Hisbollah zu reagieren«. So griff die Armee nach eigenen Angaben vom Donnerstag in Reaktion auf Beschuss aus Libanon Kommando- und Kontrollzentren sowie Waffenlager der Hisbollah an.

Angriffe auf israelische Posten

Auch ein von der Hisbollah benutztes Militärgelände hätten israelische Streitkräfte attackiert, teilte das Militär mit. Die Schiitenmiliz sei »für die aktuelle Situation im Libanon verantwortlich«. Die Hisbollah bekannte sich zu 19 Angriffen auf israelische Posten in Grenznähe. Die Schiitenorganisation hatte zuvor auch erklärt, ein israelisches »Spionagesystem« getroffen zu haben.

An der Grenze kommt es seit Ausbruch des Gaza-Kriegs immer wieder zu gewaltsamen Zwischenfällen mit Toten auf beiden Seiten, ein Großteil davon waren bislang Hisbollah-Kämpfer. Es besteht die Sorge, dass sich der Krieg auf den Libanon und andere Länder der Region ausweiten könnte. Die Hisbollah hat enge Verbindungen zur Hamas und gilt als einer ihrer wichtigsten Unterstützer.

Israels Sicherheitskabinett will derweil alle für den Gazastreifen bestimmten Gelder von den Zahlungen an die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) abziehen. Das teilte das Büro von Ministerpräsident Netanjahu am Donnerstagabend mit. Aus der Erklärung ging nicht hervor, ob Israel die übrigen millionenschweren Zahlungen an die Autonomiebehörde im Westjordanland nun wieder aufnehmen wird. Laut Medienberichten hat das Sicherheitskabinett dies beschlossen.

Arbeiter werden zurückgeschickt

Seit dem Beginn des Gaza-Kriegs in Israel festsitzende Arbeiter aus dem Gazastreifen sollen zudem nach dem Willen der israelischen Regierung in das abgeriegelte Gebiet zurückgeschickt werden. Es sollen auch keine Palästinenser von dort mehr zum Arbeiten nach Israel kommen dürfen, beschloss das Sicherheitskabinett am Donnerstagabend nach Angaben des Büros von Netanjahu.

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