Nachruf

Das Herz des Kibbuz’ steht still

Shlomo Mansour

Nachruf

Das Herz des Kibbuz’ steht still

»Saba Shlomo« galt als älteste der Hamas-Geiseln in Gaza. In der Nacht zum Donnerstag wurde seine Leiche nach Israel gebracht

von Sophie Albers Ben Chamo  15.08.2024 09:40 Uhr Aktualisiert

1941, als Shlomo Mansour drei Jahre alt war und die Juden Bagdads gerade Schawuot feierten, überfiel ein von Iraks Premier Raschid Ali al-Gailani und dem Botschafter Nazideutschlands, Fritz Grobba, aufgehetzter Mob die jüdische Gemeinschaft. Fast 200 Juden wurden massakriert, verstümmelt, Frauen vergewaltigt. Es gab mehr als 1000 Verletzte. Die Häuser von Juden wurden mit dem Abdruck roter Hände markiert. Das »Farhud« genannte Pogrom war der Anfang vom Ende der 2500 Jahre alten jüdischen Präsenz im Irak.

Shlomo Mansour und seine Familie überlebten und verließen wie rund 100.000 andere irakische Juden die verlorene Heimat in Richtung Israel. Mit nur 16 Jahren wurde er Mitgründer des Kibbuz Kissufim im Negev, »Die Sehnsüchtigen«. Sein ganzes Leben hat er dort verbracht. Bis zum 7. Oktober 2023.

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Als Hamas-Terroristen den Süden Israels überfielen, mehr als 1200 Menschen ermordeten, Tausende jagten, folterten und vergewaltigten und 251 Menschen verschleppten, wurde auch der Kibbuz Kissufim gestürmt. Und Shlomo Mansour, der den Farhud überlebt und sich ein Leben im Frieden aufgebaut hatte, wurde in ein Auto geworfen und nach Gaza verschleppt. Seine Frau Mazal, mit der er seit 60 Jahren verheiratet war, konnte entkommen. Danach gab es kein Lebenszeichen mehr von »Saba Shlomo«, wie die Kinder des Kibbuz den lebensfrohen Mann liebevoll nennen.

Mansours Familie überlebte den Farhud und verließ wie rund 100.000 andere irakische Juden das Land in Richtung Israel.

Mansour habe in allen Bereichen des Kibbuz gearbeitet, von der Hühnerzucht bis zur Tischlerei, sagte seine Schwester Hadassah im Interview mit dem Nachrichtenportal »Ynet«. »Er reparierte gern, baute alles Mögliche aus Holz.« Seine große Liebe zum Kibbuz habe man auch an seinem gepflegten Garten sehen können. »Er ist ein Mann, der es liebt zu lieben – mit einem Lächeln von Ohr zu Ohr. Ich wünschte, der menschliche Abschaum, der ihn entführt hat, hätte das bemerkt«, sagte Hadassah wütend. »Einen Mann in seinem Alter zu kidnappen? Muslime, für die der Respekt vor dem Alter so wichtig ist, haben ihn gedemütigt.«

Am 11. Februar 2025 kam dann die schreckliche Nachricht: Die IDF bestätigte, dass Mansour bereits am 7. Oktober in seinem Kibbuz ermordet worden war, und dass die Terroristen seinen Leichnam in den Gazastreifen verschleppt hatten.

Das Herz von Kissufim

»Dies ist einer der schwersten Tage in der Geschichte unseres Kibbuzes. Shlomo war für uns viel mehr als ein Mitglied der Gemeinschaft - er war ein Vater, ein Großvater, ein wahrer Freund und das schlagende Herz von Kissufim«, wurden seine Familie und Freunde zitiert. »Sein Lächeln, seine Bescheidenheit und seine menschliche Wärme waren eine Inspiration für uns alle. Es bricht uns das Herz, dass wir ihn nicht lebend zu uns zurückbringen konnten. Die gesamte Gemeinschaft betrauert seinen Verlust und ist in Trauer und Schmerz vereint.«

»Er ist ein Mann, der es liebt zu lieben – mit einem Lächeln von Ohr zu Ohr.«

Am 27. Februar 2025 wurde seine Leiche im Rahmen des Geiselbefreiungsabkommens zusammen mit den sterblichen Überresten von Tsachi Idan, Ohad Yahalomi and Itzik Elgarat an die IDF übergeben.

Ihr Vater habe zwei Massaker erleben müssen, sagte Shlomos Tochter Moshit, »wovon das zweite in seinem eigenen Land stattgefunden hat, in seiner Heimat, da, wo er sich am sichersten fühlen sollte.«

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