Die vergangenen zwei Jahre waren die Hölle, auch für die jüdische Diaspora. Da waren zum einen der Schock und die Trauer über die 1200 ermordeten unschuldigen israelischen Zivilisten am 7. Oktober 2023. Zum anderen bangten und litten Juden weltweit mit den 251 Geiseln, von denen man weiß, dass sie jeden einzelnen Tag von ihren Peinigern der Hamas brutal gequält und misshandelt wurden.
Unterdessen explodierte der Antisemitismus auch auf deutschen Straßen. Ein Orkan des Judenhasses wütet bis heute durch Europa, wie wir ihn seit Jahrzehnten nicht erleben mussten. Und ja, das hat auch mit der oft einseitigen, verzerrten, dämonisierenden Berichterstattung über Israels Krieg gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas zu tun.
Was früher »dem Juden« unterstellt wurde, wird nun Israel, dem Juden unter den Staaten, unterstellt.
Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher »dem Juden« unterstellt wurde, wird nun Israel, dem Juden unter den Staaten, unterstellt. Genozid, Aushungern, gezielte Hinrichtungen Unschuldiger: je kontrafaktischer die Vorwürfe, desto »besser«. Das Gift der Hamas-Propaganda ist schon längst in Presse und Politik angekommen, während auf den Straßen Abertausende Demonstranten die Auslöschung Israels als »propalästinensisch« verschleiern wollen.
Der Antisemitismus im Alltag hat ein Maß erreicht, das jüdisches Leben auch in Deutschland vor enorme Probleme stellt. Immer mehr Juden haben seit dem 7. Oktober den Eindruck, ihre Heimat Stück für Stück zu verlieren. Zunehmend wird nach den viel zitierten Koffern geschaut, die doch eigentlich längst ausgepackt und im Keller verstaut waren.
Verschwindet nun der Antisemitismus, weil der Krieg vorbei ist? Wohl kaum. Es sollte sich niemand wundern, wenn angesichts dessen langfristig auch hierzulande wie in Frankreich oder Großbritannien Juden zunehmend ihre Heimat verlassen, weil der Hass von links, aus der muslimischen Community, von rechts - und vor allem die Gleichgültigkeit der Mehrheit - nicht mehr auszuhalten sind.
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