Israel

Die letzte Vermisste des 7. Oktober ist tot

Der Blick auf Gaza aus Netiv Ha’asara (Symbolbild) Foto: Copyright (c) Flash 90 2016

Der Moschaw Netiv Ha’asara befindet sich nur wenige hundert Meter von Gaza. Es war eine der ersten Ansiedlungen, die am 7. Oktober 2023, heute vor 10 Monaten, von den Mördern der Hamas überfallen wurden.

Zu den Einwohnern gehörten die 75-jährige Bilha Inon, eine Künstlerin und Erzieherin, und ihr 78 Jahre alter Mann, der Agrarwissenschaftler Yakov Inon. Von Anfang an war klar, dass er von den Terroristen ermordet wurde. Die israelischen Streitkräfte (IDF) gingen zunächst davon aus, dass auch Bilha Inon bei dem Massaker starb.

Dann zogen die IDF die Bestätigung ihres Todes jedoch zunächst zurück, denn ihre DNA wurde an dem verwüsteten Ort, der einst Netiv Ha’asara dargestellt hatte, nicht gefunden. Das Haus des Ehepaares wurde von den Mördern angesteckt und brannte vollständig ab. Von Bilha Inon – oder ihren sterblichen Überresten – fehlte jede Spur.

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Schiwa für beide Eltern

Aufgrund der schockierenden Umstände gingen die Kinder des Paares von Anfang an davon aus, dass neben ihrem Vater auch ihre Mutter vom palästinensischen Terror ermordet wurde. Maayan, Magal, Magen, Maoz und Mor saßen für beide Eltern Schiwa.

Nun stellt sich heraus: Die Kinder hatten recht. Bis Dienstag galt Bilha Inon offiziell als letztes vermisstes Opfer vom 7. Oktober. Die IDF beendete die Spekulationen jedoch gestern, wodurch sich Hoffnungen auf ihr Überleben, die vor allem innerhalb der jüdischen Community in aller Welt gehegt wurden, auflösten.

Der Tod von Bilha Inon wurde von Gesundheitsexperten, der Polizei, dem zuständigen Rabbiner und IDF-Soldaten bestätigt – nach »einer komplexen, Untersuchungsprozedur«, wie es bei den Streitkräften hieß. Diese fand auch im abgebrannten Haus der Inons statt.

Testament und Konten

Dass Bilha Inon nicht als Geisel nach Gaza gebracht wurde, galt von Anfang an als sicher, denn keine anderen Bewohner von Netiv Ha’asara wurden von den mordenden Terroristen verschleppt.

Nach dem 7. Oktober konnten die Inon-Kinder ihre Eltern zunächst nicht beerdigen. Im Fall der Mutter fehlte die Bestätigung. DNA von Yakov Inon wurde erst eine Woche nach der Terror-Attacke gefunden.

Das Fehlen einer Bestätigung des Todes der Mutter führte über viele Monate hinweg dazu, dass die Kinder weder das Testament der Eltern umsetzen noch ihre Konten schließen konnten. Nun haben sie und die elf Enkel des ermordeten Paares traurige Gewissheit.

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Schüsse und Raketen

Maayan Inon wurde unlängst vom israelischen TV-Sender Kanal 12 interviewt. Sie beschrieb, was sich am 7. Oktober 2023 zutrug. Um 7:30 Uhr schickte Yakov Inon demnach eine Whatsapp-Nachricht an seine Kinder. Er teilte mit, dass er und seine Frau im Sicherheitsraum ihres Hauses saßen. Sie hörten Schüsse und Raketen.

Fünfzehn Minuten später antworteten die Eltern nicht mehr. Das Haus war mit einer Rakete beschossen worden und stand in Flammen. Bilha und Yakov Inon, die als Friedensaktivisten an ein Miteinander mit den Arabern in der Region glaubten und sich bis zu diesem Tag in der Nähe von Gaza sicher fühlten, verbrannten.

»Der Schmerz ist unerträglich«, schrieb Magen, einer der Söhne des Paares, im britischen »Guardian«. »Meine Eltern waren ein stabiler Fels in unserem Leben. Der einzige Trost, den ich habe, ist, dass sie zusammen gestorben sind. Untrennbar im Leben und im Tod.« Ein »erfülltes und glückliches Leben« hätten sie bis zu ihrer Ermordung geführt.

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