In der letzten Chanukka-Nacht, als jüdische Haushalte in ganz Israel und der Diaspora die achte Kerze entzündeten, dachte man auch an die letzte Geisel in Gaza: Ran Gvili, der bei Kämpfen gegen Hamas-Terroristen am 7. Oktober starb. Auf dem Platz der Geiseln in Tel Aviv versammelten sich Hunderte Menschen mit neunarmigen Leuchtern und entzündeten darauf die Kerzen in Erinnerung an den jungen Mann. »Bringt Rani nach Hause«, riefen sie immer wieder.
Chanukka ist ein Fest des Sieges des Lichts über die Dunkelheit, der Beharrlichkeit, des Glaubens und des Wunders. Die Zeremonie am achten Abend war in diesem Jahr voller Symbolik. Vor den Leuchtern standen Familienangehörige anderer Geiseln – inzwischen heimgekehrt – und Fremde, die gekommen waren, um ihre Solidarität zu bekunden. Einige trugen israelische Flaggen, andere hielten Fotos mit Gvilis Porträt.
Familie will nicht aufgeben
Die Menge sprach Gebete, sang Lieder und skandierte den Satz, der seit dem 7. Oktober zur Kernforderung der Demonstranten gehört: »Bis zur letzten Geisel«. Ran Gvilis Mutter Talik erklärte, die Hamas täusche Israel und die USA über den Verbleib der sterblichen Überreste ihres Sohnes. Sie werde nicht aufgeben, bis er in Israel beerdigt wird. »Wir können nicht einfach weitermachen«, sagte sie voller Entschlossenheit. »Wir können nicht zulassen, dass das Leben einfach so weitergeht, solange er nicht zu Hause ist.«
Die Familie Gvili fordert von der Regierung in Jerusalem, den Übergang zum nächsten Schritt im Gaza-Waffenstillstandsplan zu verschieben, bis Ran überführt ist. Israel beharrt darauf, dass die Hamas wisse, wo sich die Leiche in Gaza befindet, und dass die Rückführung der sterblichen Überreste für die vollständige Umsetzung des Waffenstillstandsabkommens von entscheidender Bedeutung sei. Israelische Beamte haben über diplomatische Kanäle deutlich gemacht, dass ohne die Rückkehr Gvilis die zweite Phase des von den USA vermittelten Waffenstillstands- und Geiselbefreiungsabkommens nicht möglich sein werde.
Gvili ist die letzte Geisel in der Gewalt der Hamas im Gazastreifen. Der 24-Jährige stammte aus der kleinen Stadt Meitar in Südisrael. Obwohl er sich zum Zeitpunkt des Überraschungsangriffs der Hamas von einem Schulterbruch erholte, zog Gvili seine Uniform an und eilte in die Gefahr. Terroristen überfielen am 7. Oktober 2023 südliche Gemeinden in Israel, ermordeten mehr als 1200 Menschen und nahmen 251 Geiseln.
Talik Gvili: »Das Leben kann nicht einfach so weitergehen.«
Während der schweren Kämpfe nahe des Kibbuz Alumim habe Gvili mit Mut gegen Terroristen aus Gaza gekämpft, berichteten Augenzeugen später. Bewohner, die den Angriff überlebten, schreiben ihm, zusammen mit anderen, zu, dass er an diesem Tag Dutzende Leben rettete. Schließlich sei er im Kampf gefallen, seine sterblichen Überreste wurden nach Gaza verschleppt.
Seine Eltern, Talik und Itzik Gvili, schweben seit diesem Tag ständig zwischen Hoffnung und Angst. »Wir sind auf der Zielgeraden und müssen stark sein«, betont seine Mutter. »Für Rani, für uns und für Israel. Denn ohne Rani kann unser Land nicht heilen.«
Gvilis fragen sich, ob die Zeit die Spuren von ihm verwischt hat
Plakate mit dem Foto des freundlich lächelnden Gesicht des Israelis säumen die Straßen von Meitar. Sie erinnern daran, dass das Leid nicht für alle Angehörigen der Geiseln beendet ist. »Liegt er irgendwo in Gaza begraben? Hat die Zeit alle Spuren von ihm verwischt?«, fragen sich die Gvilis ständig.
Seine Schwester, Shira Gvili, ist zur prominentesten Stimme für die Rückführung geworden. Sie reist um die Welt, um Rans Schicksal im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu halten. »Wir sind die letzte Familie, die in diesem Kampf übrig geblieben ist«, sagt Shira Gvili mit einer Mischung aus Entschlossenheit und Verzweiflung in der Stimme. »Jeder Tag, der vergeht, ohne dass Rani zurückkehrt, lässt uns tiefer in Panik rutschen. Wenn er immer noch nicht zurück ist, wo ist er dann? Wer weiß, was mit ihm geschieht?«