Trump-Netanjahu

»Der ›Morgen‹ ist verschoben«

Herr Sznaider, Benjamin Netanjahu sprach pathetisch von dem »Morgen«, der auch für Israel mit Donald Trumps Präsidentschaft anbricht. Ist er angebrochen?
Der Morgen ist erst einmal auf übernächste Woche verschoben worden. Vielleicht auch auf noch längere Zeit. Eine Kabinettsabstimmung über die Annexion von Maale Adumim wurde auf Netanjahus Betreiben erst einmal vertagt.

Kommt der »Morgen« in zwei Wochen?

Ich weiß es nicht. Seriöse Prognosen, die im Zusammenhang mit Donald Trumps Politik stehen, kann man derzeit nicht machen.

In der israelischen Regierung scheint man sich jedoch sehr auf Trump zu freuen.
Es gibt in Teilen der Regierung eine große Euphorie, vor allem bei Naftali Bennett und seinem »Jüdischen Haus«. Aber diese Hochstimmung dürfte deutlich verfrüht sein. Da fehlt doch eine gewisse Berechenbarkeit der neuen US-Administration. Eine Nahostpolitik ist nicht formuliert; wie sich die Beziehung zu Wladimir Putin entwickelt, weiß man nicht.

Sehr konkret ist der Umzug der US-Botschaft nach Jerusalem. Kommt der?
Das sehe ich noch nicht. Alle damit betreuten Leute in Trumps Regierung haben bei ihrer Anhörung im Kongress gesagt, dass das nicht ansteht.

Woher kommt die Vorfreude auf Trump?

Da wirkt eine selektive Realitätswahrnehmung. Das dürfte ähnlich sein wie bei der AfD in Deutschland. Die israelische Rechte freut sich über die Attacken auf die Political Correctness, bei ihnen galt Barack Obama immer als antiisraelisch. Nun glauben sie, dass alle Beschränkungen wegfallen. Aber, wie gesagt, das dürfte eine verfrühte Euphorie sein.

Gibt es nicht schon konkrete Schritte?

Die Hochstimmung ist vor allem in der Partei von Bennett anzutreffen, Netanjahu hat sich erstaunlich zurückgehalten. Vielleicht ahnt er, dass die Politik, für die Hillary Clinton gestanden hätte – und die auch Obama praktizierte –, ihm viele Freiräume belassen hat. Solange nämlich über die Zweistaatenlösung diskutiert wurde, konnte Israel eine Doppelstrategie anwenden: sowohl über den Frieden verhandeln als auch Siedlungen bauen.

Und das bricht jetzt weg?

Ja, mit dem neuen US-Botschafter David Friedman, der ja als Unterstützer des Siedlungsbaus gilt, bricht das weg, und damit ist die israelische Politik angreifbarer. Wenn Sie so wollen: Da fällt die Maske.

Was heißt das für die Zweistaatenlösung?

Es dürfte kein Zufall sein, dass gerade jetzt über die Einstaatenlösung diskutiert wird – ob mit Staatsbürgerschaft für Palästinenser oder ohne sie.

Ist eine Einstaatenoption realistisch?

Niemand weiß es. Was die künftige Nahostpolitik der USA angeht, starren wir doch alle derzeit wie das Kaninchen auf die Schlange.

Mit dem israelischen Soziologen sprach Martin Krauß.

Nahost

PA zahlt weiterhin Terror-Renten

Trotz gegenteiliger Zusagen hat die Palästinensische Autonomiebehörde erneut Gelder an Terroristen ausgezahlt. Dies bestätigt Itamar Marcus, Direktor der NGO Palestinian Media Watch

von Imanuel Marcus  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025

Frankfurt am Main

Berlin will keine palästinensischen »Märtyrerrenten« finanzieren

Die Palästinensische Autonomiebehörde soll mehrere Millionen US-Dollar an Terroristen ausbezahlt haben. Doch ihr Geld kommt zu einem Großteil aus dem Westen. Deutschland will solcher Veruntreuung einen Riegel vorschieben

 27.10.2025

Nahost

13 Leichname von Geiseln fehlen: Israel droht Hamas mit Konsequenzen

»Wir werden nicht ewig warten«, sagt ein ranghoher israelischer Regierungsvertreter

 27.10.2025

Korruption

Wie geht es weiter im Prozess gegen Netanjahu?

Während sich Premier Netanjahu auf neue Anhörungen vorbereitet, kritisiert der Generalstaatsanwalt einen neuen Gesetzesentwurf, der es der Koalition ermöglichen würde, den Prozess gegen den Premier unendlich zu verzögern

 26.10.2025

Nahost

Ist der Krieg wirklich vorbei?

Während Experten in Israel Bedenken äußern, ob das Gaza-Abkommen umgesetzt werden kann, zeigen sich die Amerikaner vom Erfolg überzeugt

von Sabine Brandes  26.10.2025

Waffenstillstand

»Hotel Hamas« mit 5 Sternen

Aus israelischer Haft freigelassene Terroristen sollen neben ahnungslosen Touristen in ägyptischer Luxusherberge urlauben

von Sabine Brandes  26.10.2025

Waffenruhe

Trump warnt Hamas: »Ich beobachte das sehr genau«

Zwei Wochen nach Inkrafttreten der Waffenruhe befinden sich noch immer Leichen von Geiseln in Gaza. Trump droht nun der Hamas. Die sieht sich weiterhin als Machtfaktor

 26.10.2025

Tel Aviv

Rubio: Israel muss sich mit Gaza-Friedenstruppe wohlfühlen

Eine internationale Friedenstruppe soll im Gazastreifen für Sicherheit sorgen. Bei einem Besuch des US-Außenministers in Israel wird klar, dass es auch in dieser Frage Hürden zu überwinden gibt

 24.10.2025