Geiseln

»Der Edani, den wir kannten, kam anders zurück«

»Danke Präsident Trump - Am Israel Chai« steht auf Edans Schild. Foto: IDF-Spokesperson

Er wurde von seinen Entführern psychisch und physisch gefoltert, ausgehungert, verhört, mit einem Sack über dem Kopf und gefesselt in einen Käfig gesteckt. Die Berichte der freigelassenen Geisel Edan Alexander über 584 Tage in der Gewalt der brutalen Terrororganisation Hamas im Gazastreifen sind schwer zu ertragen. Immer neue Details kommen ans Licht.

Am 12. Mai kam der IDF-Soldat mit israelischer und amerikanischer Staatsangehörigkeit durch ein Abkommen zwischen den USA und der Hamas ohne direkte israelische Beteiligung frei. Er gehört zu der Golani-Einheit der israelischen Armee, hatte am 7. Oktober gegen Hamas-Terroristen gekämpft und dann 584 Tage in den Terrortunneln des Gazastreifens überlebt.

Seine Tante Sharon Ben-Baruch Senior berichtete am Donnerstag in der israelischen Tageszeitung Yediot Acharonot über das, was ihr Neffe erzählte. Die tägliche Angst und Ungewissheit, nicht zu wissen, ob man die Familie jemals wiedersieht, sei unerträglich gewesen.

Verdrecktes Trinkwssser, kein Tageslicht

»Er musste verdrecktes Wasser trinken und hatte kein Tageslicht«, so Sharon Ben-Baruch Senior. Durch den anhaltenden Mangel an Sonnenlicht, Ernährung und Bewegung sei Edan extrem blass und dünn zurückgekehrt. Der 21-Jährige habe Muskelschwund. »Zuerst habe ich ihn gar nicht erkannt, und Edan scherzte darüber, dass es dort unten kein Fitnessstudio zum Trainieren gäbe.« Mit »unten« meinte er die Tunnel der Hamas unterhalb Gazas.

Edans Vater, Adi Alexander, bestätigte in einem Interview mit der New York Times die unmenschlichen Bedingungen, denen sein Sohn vor allem am Anfang der Geiselhaft ausgesetzt gewesen sei.

Ihr erstes Treffen nach seiner Rückkehr sei sehr emotional gewesen, so seine Tante. »Er rannte auf mich zu und sagte, er habe in Gaza Berichte gesehen, in denen ich für seine Freilassung demonstrierte, und wie ich ein Schild mit seinem Foto in der Hand hielt. Das hat mich so glücklich gemacht.«

»Wir umarmten uns, und ich konnte nicht aufhören, ihn zu küssen.« Die Umarmungen seien »warm und gut«. Ben-Baruch Senior fügte hinzu, Edans Gesundheit sei durch die Gefangenschaft stark beeinträchtigt worden.

»Normalerweise hatte er nur verschmutztes Wasser zum Trinken. Und als er nach seiner Freilassung ein Glas Coca-Cola trank, wirkte der ganze Zucker auf einmal auf ihn ein, das war nicht so gut.« Sie erwähnte auch, dass er jetzt fließend Arabisch spricht und während seiner Gefangenschaft ab und zu türkische Seifenopern geschaut habe.

Edans Tante: »Sie sahen eine Geisel mit amerikanischer Staatsangehörigkeit als besonders wertvoll an.«

Ihren Angaben zufolge hätten sich die Umstände seiner Geiselhaft nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten etwas verbessert. »Nach Trumps Amtsantritt brachten sie ihn in einen Raum in den Tunneln, und dort ging es ihm etwas besser. Sobald die Leute anfingen, über ihn zu reden, gab die Hamas ihm mehr Essen, damit er zunehmen konnte.«

Danach sei Edan hauptsächlich mit hochrangigen Hamas-Funktionären festgehalten, worden, »weil sie eine Geisel mit amerikanischer Staatsangehörigkeit als besonders wertvoll ansahen«. Quellen aus dem israelischen Verteidigungsministerium gehen davon aus, dass der Zeitpunkt kein Zufall war. Die USA hatten die Hamas über die Kommunikation mit Katar eindringlich gewarnt, dass jede Schädigung amerikanischer Bürger eine rote Linie überschreiten würde. Dies soll zu Maßnahmen zum Schutz von Alexanders Leben geführt haben.

Edans Mutter, Yael Alexander, dankte nach der Freilassung dem US-Präsidenten, seinen Gesandten Steve Witkoff und Adam Boehler sowie Mitgliedern der US-Regierung. Sie wandte sich außerdem an Premierminister Benjamin Netanjahu: »In Israel ist das Herz der Nation stark, klar und vereint. Eine überwältigende Mehrheit der Öffentlichkeit aus allen Gesellschaftsschichten ist der Ansicht, dass die Freilassung der Geiseln eine höchste moralische, jüdische und nationale Pflicht ist«, sagte sie.

Es gehe nicht um links oder rechts, Religion oder Nationalität, sondern um menschliche Anständigkeit, fügte sie hinzu. »Ich fordere die israelische Regierung, uns insbesondere den Premierminister auf, auf diese Stimme zu hören. Das Volk ist vereint und fordert, dass die Freilassung aller Geiseln über alles andere gestellt wird.«

Sein Gesundheitszustand sei »im Allgemeinen stabil«

Netanjahu hatte Edan, kurz nachdem er nach Israel zurückgekehrt war, angerufen und ihm seine Freude darüber mitgeteilt. Vorher hatte er in den sozialen Medien gepostet, dass die Freilassung durch »militärischen Druck und den Druck der USA« geschehen sei und fügte hinzu, dass dies eine »gewinnende Kombination« sei.

Derzeit werde Edan im Ichilov-Krankenhaus vielen medizinischen Tests unterzogen, so seine Tante. »Er ist von liebenden Menschen umgeben, aber diese ersten Tage sind hart. Er braucht Ruhe.«

Laut Professor Gil Fire, dem stellvertretenden Direktor des Ichilov-Krankenhauses, ist Alexanders Zustand »im Allgemeinen stabil«, obwohl die Ärzte noch die Langzeitfolgen seiner eineinhalb Jahre dauernden Gefangenschaft beurteilen. »Die vollständigen medizinischen Folgen dieser langen und harten Gefangenschaft werden noch bewertet«, so Fire. Der junge Mann befinde sich in einer speziell vorbereiteten Einrichtung des Krankenhauses, um optimale medizinische Versorgung und Privatsphäre für ihn und seine Familie zu gewährleisten.

»Edan ist ein junger Mann, der anderthalb Jahre unter der Erde verbracht und Dinge ertragen hat, die sich niemand vorstellen kann«, fasste seine Tante seinen Zustand zusammen. »Er verbringt viel Zeit allein. Es sind intensive Tage. Der Edani, den wir kannten, kam anders zurück.«

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