Israel

Christen als Königsmacher

Sitz des Parlaments in Jerusalem: die Knesset Foto: dpa

Wenige Tage vor den Parlamentswahlen in Israel zeichnet sich in Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. Benjamin Netanjahu, der seit zehn Jahren Premierminister ist, und seinem Herausforderer, dem ehemaligen Generalstabschef Benny Gantz, werden in etwa gleich viele Stimmen vorausgesagt. »In dieser Ausgangslage könnten die Stimmen der israelischen Christen am 9. April entscheidend sein«, sagt der Meinungsforscher Jeremy Man Saltan.

Das würde aber voraussetzen, dass die Wahlbeteiligung der israelischen Christen, zusammen mit derjenigen der israelischen Muslime und Drusen, sehr hoch ausfällt. Andernfalls würde der rechte Block von Netanjahu profitieren. Der bisherige Premier wäre dann »fast sicher« auch der nächste, meint ein arabischer Publizist in Nazareth. Und wer vom Tourismus und den Pilgern lebe, habe wohl nichts dagegen einzuwenden, heißt es in Nazareth.

PARTEIEN In Israel leben 175.000 Christen. Sie machen rund zwei Prozent der Bevölkerung aus. Drei Viertel der Christen leben im Norden Israels. Die größte christliche Gemeinde ist in Nazareth, danach folgen die Gemeinden in Haifa und Jerusalem. Israels Christen wählen traditionell linke oder arabische Parteien, sagt Elias Khoury, Journalist aus Nazareth. Rund 80 Prozent der Christen in Israel sind Araber.

In Israel leben 175.000 Christen. Sie machen rund zwei Prozent der Bevölkerung aus.

Israels christliche Araber sehen den kommenden Knessetwahlen pessimistisch entgegen. Ihre Wahlbeteiligung werde geringer ausfallen als in früheren Jahren, befürchtet die Parlamentarierin Aida Touma Sliman, arabische Christin aus Nazareth, die für die neue arabische Partei Hadash-Ta’al kandidiert. Sie erwartet auch in ihrem Sektor eine niedrigere Wahlbeteiligung als üblich.

INTERESSEN »Das ist eine entscheidende Frage«, sagt Sliman. Denn nur mit einer hohen Wahlbeteiligung könnten Israels Araber den erwarteten Rechtsrutsch abschwächen. Je mehr arabische Parlamentarier in die neue Knesset gewählt werden, desto besser würden zudem die Interessen der arabischen Minderheit vertreten sein, meint sie.

Doch laut jüngsten Umfragen will die Hälfte der arabischen Israelis ihr Wahlrecht am 9. April nicht ausüben. Damit würden sich 19 Prozent weniger als bei den letzten Wahlen beteiligen, ergab eine Analyse der Partei Hadash-Ta’al. Beobachter erklären die erwartete hohe Zahl der Nicht-Wähler unter den Christen mit der Enttäuschung über die Auflösung der »Gemeinsamen Liste«, die an personellen Problemen gescheitert war. Die »Gemeinsame Liste« war ein Wahlbündnis von Parteien mir unterschiedlichsten Positionen und Ideologien, die von sozialistisch, christlich, liberal bis zu islamistisch-konservativ reichten.

Die Hälfte der arabischen Israelis will ihr Wahlrecht am 9. April nicht ausüben.

In den Städten mit hohem christlichen Bevölkerungsanteil wählten die arabischen Israelis bei den letzten Wahlen überwiegend die »Gemeinsame Liste«.

KANDIDATEN Jetzt erwarten Meinungsforscher, dass die Stimmen überwiegend an die neue Partei Hadash-Ta’al gehen werden. Sie wollen aber nicht ausschließen, dass viele Christen auch für die 30 Parteien mit christlichen Kandidaten stimmen, die keine Chance haben, den Sprung in die Knesset zu schaffen. Damit ginge ihre Stimme verloren.

Durch das »Nationalstaatengesetz« fühlen sich viele Araber zu Bürgern zweiter Klasse degradiert.

Mit einer Stimmenthaltung würden viele wohl auch gegen das viel diskutierte Nationalstaatengesetz protestieren. Es schreibt den jüdischen Charakter des Staates Israel fest. Durch das im letzten Jahr verabschiedete Gesetz fühlen sich Araber zu Bürgern zweiter Klasse degradiert. Bei der Maronitischen Kirche in Jerusalem erklärt man die erwartete Stimmbeteiligung zudem damit, dass die Situation der Palästinenser und der Umgang damit quasi vom Radar verschwunden sei. Niemand spreche mehr darüber.

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Waffenruhe

Hamas und Islamischer Dschihad wollen Geisel-Leichnam übergeben

Die Terroristen haben noch die sterblichen Überreste von vier Geiseln in ihrer Gewalt

 13.11.2025

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  13.11.2025

Westjordanland

Israel: Rund 40 Hamas-Mitglieder in Betlehem festgenommen

Israelische Einsatzkräfte wollen Anschlagspläne mit möglicherweise vielen Toten gestoppt haben: Was hinter der Festnahme Dutzender Hamas-Mitglieder steckt

 13.11.2025

Westjordanland

Jüdische Siedler zünden Moschee an

Nur einen Tag nachdem Israels Präsident Herzog und hochrangige Vertreter der Armee Angriffe gewalttätiger Siedler verurteilt hatten, schlugen diese wieder zu

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025

Israel

Ministerpräsident Voigt besucht Yad Vashem

Thüringens Regierungschef Mario Voigt (CDU) bereist noch bis Donnerstag Israel. Der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hinterließ bei ihm am Mittwoch tiefe Eindrücke

 12.11.2025

Einmischung

Trump fordert Begnadigung Netanjahus

Israels Regierungschef Netanjahu steht wegen Betrugs, Bestechung und anderer Vorwürfe vor Gericht. Israels Präsident müsse ihn begnadigen, forderte nun US-Präsident Trump - damit er das Land vereinen könne

 12.11.2025

Medien in Israel

Verteidigungsminister Katz will Armeesender abschalten

Der Verteidigungsminister beruft sich auf angebliche Beschwerden, das Radio »schade der Moral«

 12.11.2025