Israel

Boykott der Kinderbücher

Der Kinderbuchautor Chaim Walder Foto: Yoninah/CC BY-SA 3.0

Israel

Boykott der Kinderbücher

Autor Chaim Walder wird Missbrauch vorgeworfen

von Sabine Brandes  09.12.2021 10:59 Uhr

Im Jahr 2003 erhielt er eine Auszeichnung von Israels Ministerpräsident als »Beschützer des Kindes«: Chaim Walder widmete sein Leben dem Kindeswohl. Doch offenbar trog der Schein.

Dem ultraorthodoxen Buchautor, Moderator und Kolumnisten wird vorgeworfen, junge Mädchen jahrelang sexuell missbraucht zu haben. Der 52-Jährige gab seinen Rückzug aus dem öffentlichen Leben bekannt, nachdem ein investigativer Bericht der Zeitung »Haaretz« Zeugenaussagen von Frauen veröffentlichte.

auszeit Demzufolge soll Walder sie als Minderjährige sexuell missbraucht haben. Einige der Fälle lägen mehr als 20 Jahre zurück. In einer Erklärung Walders heißt es, er wolle »eine Auszeit vom öffentlichen Leben nehmen, um seinen Namen reinzuwaschen«.

Der Schwerpunkt von Walders Arbeit lag auf sozialen und pädagogischen Themen, er gründete das »Zentrum für Kind und Familie« und schrieb Bücher, die in charedischen Kreisen Bestseller wurden. Seine mehrbändige Reihe Kids Speak fand sich landesweit in streng religiösen Haushalten.

Jetzt werden sie aussortiert. Zwei führende ultraorthodoxe Religionsrichter riefen dazu auf, seine Bücher nicht mehr zu lesen. Obwohl Yehuda Silman und Sariel Rosenberg Walder nicht namentlich nannten, schrieben sie am Montag, es sei unangemessen, die Bücher zu lesen, bis die Vorwürfe untersucht sind. »Wenn die Dinge, die berichtet werden, richtig sind, ist es verboten. Insbesondere wenn Bedenken bestehen, dass der Autor unanständig ist. Die Lektüre seiner Bücher ist dann gleichbedeutend mit der Unterstützung der ihm vorgeworfenen Taten«, schrieben sie.

ultraorthodox Zuvor hatte die ultraorthodoxe Zeitung »Yated Ne’eman«, für die Walder eine Kolumne schrieb, Berichten zufolge darauf gedrängt, dass er sich selbst suspendiert. Das Kindermagazin »Otiot« (Buchstaben) erklärte, seine Geschichten nicht mehr zu veröffentlichen, und auch charedische Buchgeschäfte nahmen die Werke aus dem Sortiment. Die Vorwürfe gegen Walder erschüttern viele in der Community.

Bereits kurz nachdem die Vorwürfe aufgekommen waren, ging der Oberrabbiner von Safed, Schmuel Eliyahu, sogar so weit, zu fordern, dass alle Walder-Bücher entsorgt werden. »Man darf keine Bücher von jemandem zu Hause haben, der verdächtigt wird, so viele Frauen sexuell missbraucht zu haben«, betonte Eliyahu. »Im Krieg gegen diese Abscheulichkeit gibt es keine Kompromisse.«

Wirtschaft

Netanjahus unglücklicher »Sparta«-Vergleich

Israels Premierminister spricht in einer Rede von wirtschaftlicher Isolation und sieht sein Land in einer ähnlichen Situation wie einst der griechische Stadtstaat. Politik und Märkte reagieren unerwartet heftig

von Sabine Brandes  18.09.2025

Israel

Zwei Tote bei Anschlag an Grenze zu Jordanien

Der Angreifer ist offenbar in einem Lastwagen angekommen, der humanitäre Hilfsgüter für den Gazastreifen transportierte. Der Anschlag könnte laut Medien auch Auswirkungen auf Gaza-Hilfen haben

 18.09.2025 Aktualisiert

Nachruf

Sie trug ein strassbesetztes Krönchen

Tovia Ringer überlebte die Konzentrationslager Groß-Rosen und Schömberg, bevor sie 1948 nach Israel emigrierte. Nun ist die »Miss Holocaust Survivor 2018« im Alter von 102 Jahren gestorben

von Sara Klatt  18.09.2025

Kurznachrichten

Hotel, Datteln, Pilger

Meldungen aus Israel

von Sabine Brandes  18.09.2025

Tel Aviv

Israel: Entwicklung von Laser-Abwehrwaffe abgeschlossen

Das Hochleistungs-Lasersystem »Iron Beam« markiert einen Wendepunkt: Präzise, schnell und überraschend günstig. Wie verändert dies Israels Schutz vor Bedrohungen aus feindlichen Ländern der Region?

 18.09.2025

Kommentar

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Gaza

»Gebt mir mein Mädchen zurück!«

Ifat Hayman fleht, dass ihre Tochter Inbar, die letzte weibliche Geisel der Hamas, zur Bestattung zurückgebracht wird

von Ifat Hayman  17.09.2025

Europäische Union

Wie die EU-Kommission Israel sanktionieren will

Ursula von der Leyens Kommission will Israel alle Handelsvergünstigungen streichen. Doch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten ist (noch) nicht in Sicht. Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  17.09.2025

Israel

»The Sea« erhält wichtigsten israelischen Filmpreis

In Reaktion auf die Prämierung des Spielfilms über einen palästinensischen Jungen strich das Kulturministerium das Budget für künftige »Ophir«-Verleihungen

von Ayala Goldmann  17.09.2025