Geiseln

Geisel Liri (19): Hoffnungsschimmer oder weiteres grausames Detail?

Ein Poster von Liri Albag mit der Aufschrift »Bring her home now!« (»Bringt sie jetzt nach Hause!«) Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Geiseln

Geisel Liri (19): Hoffnungsschimmer oder weiteres grausames Detail?

Die Familie der verschleppten Soldatin gibt Einzelheiten zur Geiselhaft bekannt

von Sabine Brandes  26.03.2024 20:19 Uhr

Sie sind sich nicht sicher, ob es ein Hoffnungsschimmer ist oder nur ein weiteres grausames Detail. Die 19-jährige Soldatin Liri Albag wird seit 172 Tagen von der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen festgehalten. Ihre Familie hat jetzt Einzelheiten zu ihrer Geiselhaft in einem Interview mit der britischen »Daily Mail« bekanntgegeben.  

Dabei enthüllten sie, dass die israelische Armee IDF herausfinden konnte, wo Liri und andere weibliche Geiseln in den ersten Tagen nach dem Hamas-Massaker des 7. Oktobers festgehalten wurden. Soldaten identifizierten ihre DNA anhand von Blutflecken, die sich in einem Raum befanden, in den die IDF eingedrungen war. Auf einem von der Armee veröffentlichten Foto sind unter anderem ein weiß-pinker Kleiderschrank, Spielsachen und ein Ventilator zu sehen.

»Im Schrank lag Kinderkleidung, und es erleichterte mich ein wenig, dass sie sich nicht an einem gruseligen Ort befand.«

Mutter der geisel liri, shira albag

»Das Foto beruhigte mich zunächst, weil sie in einem Kinderzimmer war«, so die Mutter Shira Albag in dem Interview. »Im Schrank lag Kinderkleidung, und es erleichterte mich ein wenig, dass sie sich nicht an einem gruseligen Ort befand.« Doch dann sei ihr klargeworden, dass sie bei einer Familie war, von der sie entführt wurde. »Das ist so, als ob ich Kinder von jemand anderem in meinem Haus einsperre.«

Andere Geiseln, die Ende November durch einen Deal zwischen Israel und der Hamas freigekommen waren, berichteten, Liri habe ihnen erzählt, dass sie gezwungen worden sei, das Haus und die Toiletten der Familie zu putzen und Essen für sie zu kochen, das sie selbst aber nicht essen durfte. Es sei ihr erst nach 37 Tagen der Gefangenschaft erlaubt worden, zum ersten Mal zu duschen.

Später wurde die 19-Jährige in die Hamas-Tunnel verlegt

Später sei die 19-Jährige in die Hamas-Tunnel verlegt worden, auch das bestätigten befreite Geiseln, die sie dort getroffen hatten, unter anderem die 15-jährige Dafna Elyakim. Seitdem ist Liri Albags Aufenthaltsort unbekannt.

Shira Albag hatte auch eine Botschaft für die Entscheidungsträger, die derzeit wieder über die Möglichkeit eines Gefangenenaustauschs diskutierten: »In der nächsten Woche wird meine Tochter ein halbes Jahr in Gefangenschaft sein. Sie erlebt Schrecken, eine Welt voller Albträume, schläft nicht in ihrem eigenen Bett. Sie müssen verstehen, dass die Zeit für die Geiseln schon längst verloren ist.«

Ihr Mann Eli Albag sagte, dass die israelische Führung besorgt sein müsse, weil die Familien der Geiseln keine Geduld mehr hätten. »Haben Sie keine Angst vor dem Ramadan – haben Sie Angst vor den Familien, denn wir werden das Land in Brand stecken, wenn sich nichts bewegt. Ich habe mich mit Kabinettsministern und dem Premierminister getroffen. Und ich habe aufgehört, einigen davon zu glauben.«

Eltern fordern, dass alle Geiseln nach Hause kommen

»Stellen Sie sich meine Gedanken als Mutter vor, deren Tochter Minute für Minute die Hölle erduldet, ohne dass jemand sie umarmt und beschützt. Jemand kann sie retten, und wir könnten es schaffen«, flehte die Mutter. An die Regierung gewandt fügte sie hinzu: »Doch Sie sprechen mit mir über das Bild eines Sieges – glaubt irgendjemand, dass wir auf dem Weg zum Sieg sind? Der Terrorismus weiß, dass er unsere Armee nicht schlagen kann, aber er versucht, die israelische Gesellschaft zu besiegen. Um sicherzustellen, dass der Terrorismus scheitert, müssen alle Geiseln wieder nach Hause kommen!«

Dann erzählte sie von ihrem Traum: »Ich träume, dass meine Tochter, wenn sie nach Hause kommt, sagt: ›Mama, es war nicht so schlimm, ich wurde gut behandelt‹. Ich hoffe so, dass dieser Traum wahr wird.«

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

Nahost

Heftige Gefechte in Syrien: Erneut mehrere Tote. Jetzt schaltet sich Israel ein

Eine Tonaufnahme löst in Syrien erneut eine Welle der Gewalt aus. Mehrere Menschen werden getötet

von Amira Rajab, Nehal ElSherif  30.04.2025

Essay

Warum ich stolz auf Israel bin

Das Land ist trotz der Massaker vom 7. Oktober 2023 nicht zusammengebrochen, sondern widerstandsfähig und hoffnungsvoll geblieben. Eine Liebeserklärung

von Alon David  30.04.2025 Aktualisiert

Israel

Massive Brände breiten sich weiter aus

Starke Winde fachen die Feuer rund um Jerusalem an. Es wird an rund 20 verschiedenen Stellen Brandstiftung vermutet

von Sabine Brandes  30.04.2025

Jom Haatzmaut

»Ich habe keine Unabhängigkeit, weil sie immer noch dort sind«

Der aus dem Gazastreifen befreite Yarden Bibas bittet die Israelis, sich einer Solidaritätsaktion für die noch verbleibenden Geiseln anzuschließen

von Sabine Brandes  30.04.2025

Bern

Schweiz verbietet Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Nationaler Notstand

Jom-Haazmaut-Feiern wegen Feuer abgesagt

Im Umkreis von Jerusalem sind die schweren Waldbrände nicht unter Kontrolle zu bekommen. Straßen werden gesperrt und Wohnorte geräumt

 30.04.2025

Arbel Yehoud

Ex-Hamas Geisel berichtet erstmals ausführlich von ihrem grausamen Schicksal

Die 29-Jährige aus dem Kibbuz Nir Oz war fast 500 Tage in den Fängen der palästinensischen Terroristen

 30.04.2025

Raanana

Randale bei israelisch-palästinensischem Gedenken an Opfer

Bei Tel Aviv greifen ultrarechte Aktivisten Zuschauer einer Gedenkfeier sowie Polizisten an. Auch in Tel Aviv kommt es zu einem Vorfall

 30.04.2025