Konflikt

Al-Jazeera-Reporterin in Dschenin getötet

Trauer um die Journalistin Shireen Abu Akleh in Dschenin (11. Mai 2022) Foto: Flash 90

Die erfahrene Reporterin Shireen Abu Akleh, die für das Al Jazeera-Netzwerk arbeitete, ist am Mittwoch bei einem Schusswechsel zwischen Truppen der israelischen Armee (IDF) und bewaffneten Palästinensern erschossen worden. Die 51-Jährige wurde nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in den Kopf getroffen.

REPORTER Das Ministerium bestätigte den Tod von Abu Akleh und gab an, dass ein zweiter Reporter, Ali Samodi, verletzt worden sei. Er befinde sich in stabilem Zustand.

Abu Akleh, die in Jerusalem geboren war, hatte in den letzten zwei Jahrzehnten für die Nachrichtenorganisation mit Sitz in Katar über Israel und das Westjordanland berichtet und war eine bekannte Persönlichkeit in der arabischsprachigen Welt.

»Es besteht die Möglichkeit, dass Reporter getroffen wurden, vielleicht durch palästinensische Bewaffnete.«

IDF-Pressesprecher

In einer Erklärung sagte die IDF, die Truppen hätten zurückgeschossen, nachdem sie in Dschenin unter massives Feuer geraten seien. Es bestehe die Möglichkeit, dass Reporter getroffen wurden – »vielleicht durch Schüsse von palästinensischen Bewaffneten«. Es habe sich um eine Militäroperation auf der Suche nach mutmaßlichen Terroristen gehandelt. Die IDF sagte, sie würde den Vorfall untersuchen und drückte ihre Trauer darüber aus.

»Wir fordern die Palästinenser auf, sich uns für eine Untersuchung anzuschließen, auch durch einen Gerichtsmediziner«, fügte der Pressesprecher hinzu. Das Angebot sei allerdings bisher abgelehnt worden.

FLACK-JACKEN Al Jazeera unterbrach seine Sendungen, um den Tod der Journalistin zu melden. »Wir wissen, dass all unsere Reporter in Dschenin Flakjacken trugen, die als ‚Presse‘ gekennzeichnet waren«, so das Netzwerk. »Wir machen die israelische Regierung und die Besatzungstruppen für den Mord an unserer Kollegin verantwortlich und fordern, dass die internationale Gemeinschaft die Tötung von Shareen Abu Akleh verurteilt.« Auch der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas gab Israel Schuld an dem Tod der Reporterin.

Premierminister Naftali Bennett veröffentlichte eine Erklärung am Mittwochmorgen »nach dem traurigen Tod« der Al-Jazeera-Journalistin Shireen Abu Akleh. »Nach den von uns gesammelten Informationen scheint es wahrscheinlich, dass bewaffnete Palästinenser, die wahllos schossen, für die Tötung verantwortlich sind.«

»Bislang haben die Palästinenser das Angebot für eine gemeinsame Untersuchung abgelehnt.«

premierminister naftali bennett

Palästinenser in Dschenin seien dabei gefilmt worden, dass sie prahlten: »Wir haben einen Soldaten getroffen; er liegt auf dem Boden«. Es sei jedoch kein IDF-Soldat verletzt, was die Wahrscheinlichkeit erhöhe, führte Bennett aus, »dass palästinensische Terroristen diejenigen waren, die die Journalistin erschossen haben«.

WAHRHEIT Bennett betonte ebenfalls, dass Jerusalem die palästinensische Autonomiebehörde aufgefordert habe, eine gemeinsame pathologische Analyse und Untersuchung durchzuführen, die auf allen vorhandenen Dokumenten und Erkenntnissen basieren würde, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. »Bislang haben die Palästinenser dieses Angebot abgelehnt«, so der Regierungschef.

Abu Akleh sei eine amerikanische Staatsbürgerin gewesen, gab der US-Botschafter in Israel, Tom Nides, an. »Sehr traurig, vom Tod der amerikanischen und palästinensischen Journalistin Shireen Abu Akleh zu erfahren«, twitterte er. »Ich ermutige zu einer gründlichen Untersuchung der Umstände ihres Todes und der Verletzung mindestens eines weiteren Journalisten heute in Dschenin.«

Jerusalem

Netanjahu bezeichnet Korruptionsprozess als »politisch«

»Sie sind nicht an Gerechtigkeit interessiert, sie sind daran interessiert, mich aus dem Amt zu drängen«, so der Ministerpräsident

 05.12.2025

Luftfahrt

EasyJet plant Rückkehr nach Israel

Im Frühling geht es mit zunächst drei Verbindungen zwischen europäischen Städten und dem Ben-Gurion-Flughafen los

 05.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Die letzte Geisel in Gaza

»Er ging als Erster – er kommt als Letzter zurück«

Ran Gvili war ein Polizist einer Eliteeinheit, der trotz gebrochener Schulter in den Kampf zog

von Sabine Brandes  04.12.2025

Prozess

Bitte um Gnade

Premierminister Netanjahu wendet sich überraschend an Staatspräsident Herzog

von Sabine Brandes  04.12.2025

Israel

Drei Brüder werden an einem Tag Väter - von vier Kindern

Zwillinge inklusive: Drei Brüder und ihre Partnerinnen schenken den Großeltern an einem Tag vier Enkel. Wie es zu diesem seltenen Familienglück kam

von Sara Lemel  04.12.2025

Preisvergabe

Charlotte Knobloch kritisiert Berichterstattung von Sophie von der Tann

Dass problematische Berichterstattung auch noch mit einem Preis ausgezeichnet werde, verschlage ihr die Sprache, sagt die Präsidentin der IKG München

 04.12.2025

Tel Aviv

Fast jeder vierte Israeli denkt über Auswanderung nach

Unter säkularen Juden ist die Zahl derer, die ein Auswandern erwägen, größer als in religiösen Gruppen und bei israelischen Arabern

 04.12.2025

Gaza

Sudthisaks letzte Reise hat begonnen

Der Leichnam des thailändischen Landarbeiters Sudthisak Rinthalak wurde am Mittwoch überführt. Nun befindet sich noch eine tote Geisel in Gaza, nämlich die von Ran Gvili

von Sabine Brandes  04.12.2025