Jerusalem

Abschied von einem »Boten der Tora«

Die ultraorthodoxe Gemeinschaft in Israel und der ganzen Welt trauert: Rabbiner Yosef Shalom Elyashiv ist am Mittwochmorgen in Jerusalem gestorben. Wie das Krankenhaus Shaare Zedek mitteilte, starb der 102-Jährige an Herz-, Lungen- und Nierenkomplikationen.

Elyashiv gilt bei den ultraorthodoxen Charedim als eine der wichtigsten und populärsten rabbinischen Autoritäten. Rund 250.000 Trauergäste versammelten sich gestern Abend in Jerusalem, um den 1910 in Litauen geborenen Rabbiner zu gedenken. Der Trauerzug setzte sich heute Morgen fort.

Halacha Das Oberhaupt der litauischen Charedim war für seine Bibelforschung und seinen analytischen Entscheidungen bei der Auslegung der Halacha hoch angesehen. Er widmete sein Leben dem Studium der Tora und lehnte weltliche Güter ab. Bis zuletzt wurde er von zahlreichen Menschen aufgesucht, die sich Ratschläge, Segnungen und Entscheidungen in komplexen religiösen Fragen erhofften.

Elyashiv machte mit 14 Jahren Alija und lebte von da an in Mea Shearim. Dort knüpfte er schnell Kontakte zum zionistischen Establishment des Landes. Bis 1974 arbeitete er als Richter am Obersten Rabbinischen Gericht in Jerusalem. Er war zudem der religiöse Kopf der kleinen ultraorthodoxen Partei Degel Hatorah, die wie Agudat Jisra’el zur einflussreichen politischen Allianz United Torah Judaism gehört.

Lehren »Mit seinen Entscheidungen hat Rabbiner Elyashiv die ultraorthodoxe Welt und Juden überhaupt tief beeindruckt. Seine weisen und überragenden Lehren waren vielen Menschen eine Quelle der Kraft. Rabbiner Elyashivs Leben war bestimmt durch die Liebe zur Tora, Menschlichkeit, Bescheidenheit und die Heiligkeit des Lebens«, sagte Israels Premierminister Benjamin Netanjahu zum Tod Elyashiv. »Heute verlieren wir einen weisen Mann mit Statur, einen treuen Boten der Tora, der ihre Botschaft lebte und an andere weitergab. Wir alle bedauern seinen Tod sehr.«

Das Vorstandsmitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland, Avichai Apel, hob die Bedeutung von Leben und Werk Elyashivs ebenfalls hervor. »Er war zweifellos der wichtigste Rabbiner unserer Zeit. Wegen seines umfassenden Wissens hat er zu jedem Problem ebenso profunde wie klar Rat erteilen können.« Noch bis kurz vor seinem Tod habe der 102-Jährige von 3 Uhr morgens bis 23 Uhr Tora gelernt, so Apel.

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

Netanjahu fordert »entmilitarisierte Pufferzone« in Syrien

 02.12.2025

Israel

Israel erhält »Befunde« aus Gazastreifen

Israel wartet auf die Übergabe der beiden letzten getöteten Geiseln durch die Hamas. Nun ist die Rede von »Befunden«, die übermittelt worden seien. Der genaue Hintergrund ist unklar

 02.12.2025

Ehemalige Geiseln

»In Gaza war ich wie ein toter Mensch«

Der junge Israeli Alon Ohel erlebte in den Tunneln der Hamas unvorstellbare Qualen und sexuelle Gewalt. Jetzt spricht er zum ersten Mal darüber

von Sabine Brandes  02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Westjordanland

Messer- und Autoangriff auf israelische Soldaten

Innerhalb weniger Stunden kam es zu gleich zwei Anschlägen auf Vertreter des israelischen Militärs

 02.12.2025

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025