NS-Raubkunst

»Es bleiben Lücken«

Nach Aufnahme ihrer Untersuchungen vor rund zwei Jahren hat die Taskforce »Schwabinger Kunstfund« am Donnerstag in Berlin ihren Abschlussbericht zur Erforschung des Erbes von Kunstsammler Cornelius Gurlitt vorgelegt. »Es ging dabei nicht nur um Kunstwerke, sondern auch um die Schicksale der Menschen dahinter«, sagte Ingeborg Berggreen-Merkel, Leiterin der im November 2013 vom Freistaat Bayern und dem Bund eingesetzten Taskforce.

Von den rund 1500 Kunstwerken, die bei Cornelius Gurlitt und in seinem Nachlass gefunden wurden, seien bislang fünf zweifelsfrei als NS-Raubkunst identifiziert worden, so Berggreen-Merkel weiter. Als NS-Raubkunst konnten demnach Werke von Liebermann, Matisse, Spitzweg, Menzel und Pissarro ermittelt werden. Weitere Verdachtsfälle müssten noch geklärt werden.

Verpflichtung
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) kündigte eine Fortsetzung der Forschung an. Für das zunächst auf ein Jahr befristete Projekt würde eine Million Euro aus ihrem Haushalt bereitgestellt, sagte Grütters.

Die Arbeit soll am Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg unter der Leitung der bisherigen wissenschaftlichen Koordinatorin Andrea Baresel-Brand weitergeführt werden. Deutschland habe die Verpflichtung gegenüber den NS-Opfern, die Herkunft der Werke aufzuklären, betonte die Kulturstaatsministerin.

Die Arbeit der Taskforce hatte seit Aufnahme ihrer Arbeit viel Kritik einstecken müssen. »Die Bilanz ist schon ein wenig mager«, lautete die Einschätzung von Rüdiger Mahlo, dem Repräsentanten der Jewish Claims Conference in Deutschland, bei der Vorstellung des Abschlussberichts. »Vieles deutet darauf hin, dass die Taskforce die ihr zur Verfügung stehende Expertise nicht in vollem Umfang ausgeschöpft hat.«

Ronald Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, schloss sich dieser Kritik an. In einer Stellungnahme beklagte er den »durchgehenden Mangel an Transparenz und Kommunikation über die Arbeit der Taskforce«. Der vorgestellte Bericht zeige, dass viel getan worden sei, um die Kunstwerke aus der Sammlung Gurlitt zu analysieren, dennoch sei die Arbeit »noch lange nicht abgeschlossen«, so Lauder.

Enttäuschung Auf diese Kritikpunkte ging Berggreen-Merkel bei der Vorstellung des Abschlussberichts ein und erklärte: »Manchmal muss man die Quellenlage eben akzeptieren, wie sie ist. Es bleiben Lücken.« Vielleicht auch deshalb war bei der Übergabe des Berichts viel von gewollter Transparenz sowie dem Dilemma die Rede, das durch die Forderungen nach wissenschaftlicher Sorgfalt und der Berücksichtigung von Opferinteressen entstanden sei.

»Das lässt sich nicht einfach auflösen«, betonte Grütters. »Schließlich ist der Schwabinger Kunstfund einzigartig und ohne Präzedenz.« Außerdem gehe die Provenienzforschung weiter, die Arbeit ist also noch lange nicht abgeschlossen. (mit epd)

Bonn

Beethoven-Haus zeigt Ausstellung zu Leonard Bernstein

Die lebenslange Beschäftigung des Ausnahmetalents mit Beethoven wird dokumentiert

 25.04.2024

Potsdam

Chronist der neuen Weiblichkeit

Das Museum Barberini zeigt Modiglianis Menschenbilder in neuem Licht

von Sigrid Hoff  25.04.2024

München

Ausstellung zeigt Münchner Juden im Porträt

Bilder von Franz von Lenbach und anderen sind zu sehen

 25.04.2024

Wien

Spätwerk von Gustav Klimt für 30 Millionen Euro versteigert

Der Künstler malte das »Bildnis Fräulein Lieser« kurz vor seinem Tod

 25.04.2024

Los Angeles

Barbra Streisand: Lovesong als Zeichen gegen Antisemitismus

Für die Serie »The Tattooist of Auschwitz« singt sie das Lied »Love Will Survive«

 25.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Meinung

Der Fall Samir

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Essay

Was der Satz »Nächstes Jahr in Jerusalem« bedeutet

Eine Erklärung von Alfred Bodenheimer

von Alfred Bodenheimer  22.04.2024

Sehen!

Moses als Netflix-Hit

Das »ins­pirierende« Dokudrama ist so übertrieben, dass es unabsichtlich lustig wird

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2024