Wintersport

Wo die Schweiz ihren Schnee kauft

von Peter Bollag

Herrscht in der Schweiz und in Österreich Schneemangel, kommt die Abhilfe aus Israel. Denn das Mittelmeerland liefert Schneemaschinen an große Wintersport-orte der Alpen.
Die Bergbahnen der Walliser Matterhorn-Gemeinde Zermatt und die Pitztaler Gletscherbahnen im österreichischen Bundesland Tirol müssen, gerade zu Beginn oder Ende der Saison, Schneemangel ausgleichen, damit die Skitouristen ausreichend und gut präparierte Pisten vorfinden. »Im Spätherbst reicht die Gletscher- piste nur bis 500 Meter vor die Bahnstation«, erklärt Christen Baumann von den Zermatter Bergbahnen. Damit die verbleibende Strecke dann von den Skifahrern nicht zu Fuß zurückgelegt werden müsse, hat man Abhilfe gesucht.
Dabei wurden die Schweizer ausgerechnet in Israel fündig, wo es mit dem Hermon zwar einen Berg gibt, auf dem Skifahren prinzipiell möglich ist und auch praktiziert wird, wo aber Wasser ein knapper Rohstoff ist. Israel hat jedoch aus der Wassernot eine Schneetugend gemacht.
Schon 1965 wurde auf Initiative der damaligen israelischen Regierung, die sich um das wachsende Wasserproblem sorgte, in Netanja die Firma Israel Desalination Enterprises (IDE) gegründet, ein Entsalzungsunternehmen. Nur wenige Jahre später entsalzte die IDE bereits erfolgreich Meerwas- ser. Bald entdeckten die Israelis, dass sich aus ihrer Technik auch andere Produkte entwickeln ließen.
Was später als Snowmaker auf den Weltmarkt kam, wurde zunächst in Südafrika eingesetzt, das ja auch nicht wirklich als ein Wintersportland gilt. In den dortigen Diamantenminen fungierte die Schneewasserschleuder als Kühlmaschine. Weil das Gerät dort Erfolg hatte, überlegte man in Netanja weiter – und kam auf die Alpen.
»Die Israelis sind auf uns zugekommen und haben uns ihre Erfindung angeboten«, sagt Willi Krüger von den Pitztaler Bergbahnen. Das Angebot war attraktiv, denn die Schneekanone produziert auch bei frühsommerlichen Temperaturen von bis zu 25 Grad Schnee.
Herkömmliche Schneekanonen schaffen unter den gleichen Bedingungen gerade mal eine Art Sprühregen. Bisher mussten nämlich, um die für den Schnee benötigten Eiskristalle zu produzieren, Temperaturen um maximal den Gefrierpunkt herrschen. Der Snowmaker jedoch weist einen großen Vakuumkessel auf, in dem die Kristalle kalt bewahrt werden können, bis sie auf den Pisten gebraucht werden.
Dieses Wunderding, das auf den Namen »IDE-Snowmaker« hört und immerhin 30 Tonnen schwer ist, wurde im Sommer 2008 per Schiff und LKW vom Mittelmeer in die Schweizer Berge gebracht. Die ersten Tests hatten in Israel stattgefunden, und die dortigen Skifahrer waren begeistert.
Weil der Snowmaker so schwer ist, kann er allerdings nicht, wie andere Beschneiungskanonen, mobil benutzt sondern muss fest installiert werden. Die Zermatter montierten das dicke Ding auf dem Theodulgletscher, 3.000 Meter über dem Meeresspiegel. Bis zu 2.000 Kubikmeter Schnee kann die Maschine dort pro Tag produzieren.
Proteste von Umweltschützern blieben bislang selten. Das israelische Produkt funktioniert nämlich ganz ohne chemische Zusatzstoffe. Auch da hebt sich die Erfindung aus Netanja erfolgreich von den Vorgängern ab, die oft nur mit dem Zusatz zahlreicher Chemikalien funktionieren.
Allerdings nennt die Schweizer Boulevardzeitung »Blick« die israelische Erfindung einen »Stromfresser« und rechnet vor, dass der IDE-Snowmaker pro Kubikmeter Schnee 6,7 Kilowattstunden Energie verbrauche, eine »moderne Beschneiungsanlage« hingegen nur 4,5 Kilowatt. Das und ihr hoher Preis dürften die Gründe sein, warum sich bislang weitere Bergbahnen und Skiorte in den Alpen noch nicht auf die israelischen Schneekanonen gestürzt haben. Umgerechnet 1,5 Millionen Euro kostet nämlich so ein Snowmaker, das ist etwa zehnmal so viel wie ein herkömmliches Gerät. Und mit Blick auf die schlechte Wirtschaftslage, die vermutlich bald auch die Tourismusorte in den Alpen spüren werden, will das nicht jeder investieren.
Zermatt gehört zu den bekanntesten Wintersportorten der Schweiz. Doch auch hier habe man sich die Investition lange und gut überlegen müssen, sagt Christen Baumann. »Wir sind nicht gleich ins kalte Wasser gesprungen.« Die schneearmen Winter der letzten Jahre hätten aber schließlich den Ausschlag gegeben. Seither steht das dicke Ding am Gletscher.
In dieser Saison kam der Import aber noch gar nicht richtig zum Einsatz. »Wir haben die Schneekanone bis jetzt nur in der Testphase einsetzen müssen«, so der Sprecher der Zermatter Bergbahnen. Denn bereits Ende Oktober sei das kostbare Weiß in großen Mengen vom Himmel gefallen.
Seither hat der IDE-Snowmaker Pause und wartet auf seinen Einsatz. Auch im österreichischen Tirol rechnet man damit, dass der Snowmaker erst im Spätsommer dieses Jahres seinen Schnee und seinen Charme versprühen wird.

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