Michael Degen

»Sefarden sind poetisch«

Michael Degen in der Rolle des »Mr. Green« Bühne Foto: imago

Herr Degen, Sie haben in Ihrer Jugend zwei Jahre in Israel gelebt. Jetzt waren Sie für die Dreharbeiten zu »Die Seele eines Mörders« wieder im Land. Mit welchen Gefühlen sind Sie zurückgekehrt?
Es war vor allem Jerusalem, das mich wiederunheimlich fasziniert hat - meine Lieblingsstadt. Ich kann Ihnen nicht sagen, warum. Zum einen ist es eine unerhört schöne Stadt geworden. Man hat das neue Jerusalem dem alten angeglichen. Das ist wirklich eine Meisterleistung. Zum anderen habe ich vom ersten Augenblick an eine ganz besondere Beziehung zu dieser Stadt gehabt. Vielleicht ist es die Geschichte, die Lage oder der Geruch dieser Stadt. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist Jerusalem für mich eine der ganz großen Weltstädte – obwohl es so klein ist.

Wieso haben Sie dann Anfang der 50er-Jahre Israel Richtung Deutschland verlassen?
Ganz ehrlich: Ich wäre am liebsten dageblieben. Aber meine Muttersprache war und ist Deutsch. Und obwohl ich in Israel Klassiker wie Shakespeare oder Molière gespielt habe – alles auf Hebräisch – , bleibt Muttersprache nun einmal Muttersprache. Ich hatte große Sehnsucht danach, wieder einmal in deutscher Sprache auf der Bühne zu stehen. Und das habe ich dann ja auch getan.

Haben Sie die Entscheidung je bereut?
Ich weiß nicht, ob es wirklich richtig war zu gehen. Aber, doch! Ich denke für mich persönlich war es richtig. Meine Kollegen in Israel sahen das allerdings ganz anders. Als wir uns nach Jahren wiedergesehen haben, sagten sie, ich sei damals sehr egoistisch gewesen. Vor allem meine Kollegin Hanna Maron. Sie hatte nicht ganz unrecht.

Sie spielen einen Aschkenasen unter Sefarden. War das eine Herausforderung?
Ein bisschen, aber Sefardim waren ja nicht nur orientalische Juden, Marokkaner oder Jemeniten, sondern auch Spanier. Wenn sie eine gewisse intellektuelle Stufe erreicht hatten, waren sie viel gebildeter, viel interessanter als die Aschkenasim. Die haben sich ins Prollige entwickelt. Aber die Sefarden, waren eine poetische Gemeinschaft. Sie haben ja auch die größten Dichter, wie Ibn Esra oder Jehuda Ben Halevi. Selbst Goethe hat sie im West-Östlichen Divan erwähnt.

Mit dem Schauspieler sprach Katrin Richter.

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Glosse

Das kleine Glück

Was unsere Autorin Andrea Kiewel mit den Produkten der Berliner Bäckerei »Zeit für Brot« in Tel Aviv vereint

von Andrea Kiewel  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Ab jetzt nur noch mit Print-Abo oder Es gibt viele Gründe, auf 2026 anzustoßen

von Katrin Richter  20.12.2025

Musik

Louis-Lewandowski-Festival hat begonnen

Der Komponist Louis Lewandowski hat im 19. Jahrhundert die jüdische Synagogenmusik reformiert. Daran erinnert bis Sonntag auch dieses Jahr ein kleines Festival

 18.12.2025