Kulturwoche

Schalom, Klein-Paris

Ährborn, Blinnsen, Lohrge. Sie verstehen nicht? Dann kommen Sie bestimmt nicht aus dem zehntgrößten Bundesland. Denn Ährborn, Blinnsen, Lohrge ist sächsisch und heißt nichts anderes als Kartoffeln, Eierkuchen und Kaffee. Schalom versteht man inzwischen in ganz Deutschland. Schalom heißt Frieden und ist der Titel der diesjährigen Jüdischen Kulturwoche in Leipzig.
Bis zum 18. Juli zeigt Goethes »Klein-Paris« den Besuchern sein jüdisches Gesicht. Die von der Stadt, der Israelitischen Kultusgemeinde und der Ephraim-Carlebach-Stiftung organisierte Kulturwoche möchte neben der jüdischen Geschichte Leipzigs auch Einblick in die gegenwärtige jüdische Kunst- und Kulturszene geben. Die jüdische Gemeinde nutzt die Kulturwoche, um sich vorzustellen. Sie bietet Rundgänge über den jüdischen Friedhof und präsentiert eine Ausstellung über Hochzeitsbräuche. Zehn Künstler beteiligen sich daran mit Malerei, Grafik, Keramik, Objekten und Installationen.
Eröffnet wurde die Jüdische Kulturwoche, die seit 1992 alle zwei Jahre stattfindet, am vergangenen Sonntag vom Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung an der Gedenkstätte Gottschedstraße. In seinem Grußwort wünscht er allen Besuchern »interessante, nachdenkliche, fesselnde wie faszinierende – in jedem Fall unvergessliche Momente«. Besonders am Herzen liege ihm die baldige Eröffnung des Ariowitsch-Hauses, dem neuen Kultur- und Begegnungszentrum der jüdischen Gemeinde, betonte Jung.
Bei 69 Programmpunkten haben die Besucher die Qual der Wahl und können schnell erfahren, dass es in der Messestadt neben Auerbachs Keller oder der Moritzbastei noch viele andere beachtenswerte Plätze und Orte gibt. Ein Rundgang durch das Waldstraßenviertel, einen der bedeutenden ehemaligen jüdischen Stadtteile Leipzigs, bietet die Gelegenheit, mehr über das jüdische Leipzig zu erfahren.
Was inzwischen wohl bei keiner Woche der jüdischen Kultur mehr fehlen darf, ist Musik. Dabei reicht die Spannbreite von Klassik wie Louis Lewandowski, Salomon Sulzer und Samuel Alman über liturgische Gesänge bis zu den Original Klezmer Brothers. Freunde des modernen Tanzes können sich beim Workshop des »Tanzkurses Grünau« selbst bewegen oder sich »In memoriam«, ein Tanzstück gegen das Vergessen, ansehen. Es erzählt von Frauen, die sich auf eine Reise mit unbekanntem Ziel begeben müssen. Das bevorstehende Grauen ahnen sie noch nicht. Von heute auf morgen reduziert sich ihr Dasein auf weniger als das Elementarste. Es tanzen Schülerinnen der Tanz- und Improvisationsgruppe des Fachbereichs Tanz der Musikschule Leipzig.
Angesprochen, die verschiedenen Ausstellungen, Workshops und Filme zu besuchen sind nicht nur Gemeindemitglieder, sondern alle Leipziger. Freuen können sich die Veranstalter über die prominente Unterstützung: So liest die Schauspielerin Nina Hoger Lyrik und Prosa von Else Lasker-Schüler. Den Schlusspunkt setzen die Fernseh-Moderatorin Griseldis Wenner und der Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig, der Kabarettist Küf Kaufmann, mit ihrer Interpretation von »Massel und Schlamassel«. In 100 Witzen, zehn Liedern und einer Pause gehen sie der Frage nach, was Massel eigentlich bedeutet? Nur das Gegenteil von Pech? Wenner und Kaufmann erzählen Geschichten, in denen sich alles um den Mann und die Frau dreht, in denen beide durchdrehen, in denen beide mal Massel, mal Schlamassel für den anderen sind. Gemeinsam singen sie von Liebe, Leben und Tod, Sünde, Rabbinern, Wodka und Kindern. Für Humor benötigt man keine Übersetzung – auch nicht aus dem Sächsischen. Katrin Richter

www.leipzig.de/de/buerger/kultur/09879.shtml
http://irg-leipzig.de/main.htm

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025