„Rosa Weiss“

Mit den Augen eines Kindes

von katrin Diehl

1986 erschien das Bilderbuch Rosa Weiss von Roberto Innocenti zum ersten Mal in Deutschland. Es erzählt die Geschichte eines deutschen Mädchens von vielleicht neun Jahren, das den Krieg in seinen All-tag einziehen sieht. Rosa nimmt wahr, ohne zu verstehen. Erst als sie beobachtet, wie ein Junge ihres Alters von Soldaten ge-zwungen wird, in einen Laster zu steigen, wird sie von den Ereignissen berührt. Bei-nahe instinktiv folgt Rosa dem Laster. Sie gelangt zu einem Lager, sieht Menschen dort. Täglich reicht sie ihnen etwas zu essen durch den Stacheldraht. Eines Mor-gens sind die Gefangenen weg, die Zäune umgerissen. Rosa »steht ganz still da«. Es ist neblig und die folgenden Bilder lassen deutlich erahnen, daß Rosa Weiss von ei-nem Soldaten erschossen wurde.
1986 war das Buch im Frankfurter Alibaba Verlag herausgekommen. Der Verleger selbst, Abraham Teuter, hatte sich des Textes angenommen. Die Illustrationen des Italieners Roberto Innocenti waren damals noch nicht so bekannt wie sie es heute auf dem deutschen Büchermarkt sind, und es kam zu einer regen Diskussion, zu einem kleinen Skandal könnte man sagen. Diskutiert wurden die Zumutbarkeitsgrenze von kleinen Kindern (heute wie damals wird das Buch Kindern ab 5 Jahren empfohlen), damit verbunden ging es um Innocentis detailversessenen Bildrealismus und schließlich um die Frage, ob eine erdachte Geschichte über den Holocaust im Bilderbuch erlaubt sei. Die Diskussion ist verebbt. Ob sich das Rezeptionsverhalten von Kindern heute, 20 Jahre später verändert hat, weiß keiner.
Der Sauerländer Verlag, Innocentis deutscher Hausverlag, hat Rosa Weiss jetzt wieder aufgelegt mit etwas verändertem Cover, leicht verändertem Layout und fein verändertem Text von Mirjam Pressler. Die Buchhändler hätten sich erfreut gezeigt, berichtet der Verlag. Der sparsame Text von Mirjam Pressler entlang den Bildern und Innocentis Idee geschrieben, hat an Gewicht gewonnen. Er wird den kindlichen Lesern gerechter, indem er noch konsequenter nichts erklärt, sondern nur sieht, durch Rosas Augen. Rosa hat gesehen. Sie verstand nicht, aber hat gehandelt.

roberto innocenti: rosa weiss. nacherzählt von mirjam pressler
Sauerländer, Düsseldorf 2006, 32 S., 15.90 €

Diplomatie

Netanjahu geht auf Belgiens Premier los

Für seine Entscheidung, Palästina als Staat anzuerkennen, wird Bart De Wever vom israelischen Ministerpräsident persönlich attackiert

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Hannover

Angriff auf Gedenkstätte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Ein 26-jähriger Rechtsextremist war im Mai in Budapest festgenommen worden

 02.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025

Ankara

Türkei bricht Handelsbeziehungen zu Israel ab

Der Handel der Türkei mit Israel belief sich im Jahr 2023 noch auf mehrere Milliarden US-Dollar. Nun bricht die Türkei alle Handelsbeziehungen zu Israel ab. Doch es ist nicht die einzige Maßnahme

 29.08.2025

Geburtstag

Popstar der Klassik: Geiger Itzhak Perlman wird 80

»Sesamstraße«, »Schindlers Liste« und alle großen Konzertsäle der Welt natürlich sowieso: Der Geiger gehört zu den ganz großen Stars der Klassik. Jetzt wird er 80 - und macht weiter

von Christina Horsten  29.08.2025

Bonn

Experte: Opfer mit Bewältigung von Rechtsterror nicht alleinlassen

Der erste NSU-Mord liegt beinahe 25 Jahre zurück. Angehörige der Opfer fordern mehr Aufmerksamkeit - und angemessenes Gedenken, wenn es um rechtsextreme Gewalt geht. Fachleute sehen unterschiedliche Entwicklungen

 29.08.2025

Frankfurt am Main

Michel Friedman will nicht für TikTok tanzen

Es handle sich um eine Plattform, die primär Propaganda und Lügen verbreite, sagt der Publizist

 28.08.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebende Renate Aris wird 90

Aris war lange stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. 1999 gründete sie den ersten jüdischen Frauenverein in den ostdeutschen Bundesländern

 25.08.2025