Schweiz

Friedensbewegt

von Peter Bollag

In Bern sind vergangene Woche »besorgte Jüdinnen und Juden« mit einem Appell an die israelische Regierung an die Öffentlichkeit gegangen. »Wir erwarten die Beendigung der israelischen Besatzung, Besiedlung und Blockade palästinensischer Ge- biete«, fordern sie, »wir bestehen auf würdigen Lebensbedingungen sowie auf Sicherheit für alle Menschen in Israel und Palästina.« Die 23 Erstunterzeichner aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Israel begründen ihren Aufruf mit der »Mitverantwortung füreinander, im Geiste jüdischer Tradition – weil die Besatzung die Lebensperspektiven der Besetzten und die Seelen der Besetzenden zerstöre«.
Unter den Erstunterzeichnern befinden sich bekannte Namen wie Hanno Loewy, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, der Lübecker Neurophysiologe Rolf Verleger und der Tel Aviver Historiker Moshe Zuckermann. Die treibende Kraft hinter der Aktion ist der Zürcher Jochi Weil-Goldstein, Mitglied der Israelitischen Cul- tusgemeinde Zürich und seit Jahrzehnten engagiert für einen »gerechten Frieden« zwischen Israel und Palästina, was immer man darunter verstehen mag. »Meine Frau und ich haben diesen Appell aus einer inneren Not lanciert«, sagt Weil-Goldstein. Als Mitarbeiter von Medico International Schweiz arbeitet er für basismedizinische Projekte in den besetzten Gebieten und kennt die Konfliktregion aus eigener Anschauung. Gerade sein zionistisches Engagement, das ihn vor über 40 Jahren während des Sechs-Tage-Krieges als Freiwil- ligen in einen Kibbuz führte, habe ihn zu diesem Aufruf bewegt, sagt er.
Auch Loewy argumentiert mit seiner Verbundenheit mit Israel. »Solidarität kann nur aus Kritik bestehen«, sagt er. Wenn ein guter Freund mit Selbstmord drohe, gibt es »die Möglichkeit, ihn einfach machen zu lassen oder aber zu versuchen, ihn irgendwie von seinem Vorhaben abzubringen.« Er mache sich aber keine großen Illusionen, dass dieser Appell allzu viel bewirken werde, sagt Loewy. Die israelische Regierung, werde sich vermutlich »unbeeindruckt zeigen«.
Die Erstunterzeichner hoffen, dass in den nächsten drei Jahren möglichst viele Mitglieder der jüdischen Gemeinden den Aufruf unterschreiben. Dass dies die Mehrheit sein könnte, glaubt niemand. Bis Anfang der Woche hatten den Appell nach Angaben der Initiatoren rund 500 Menschen unterzeichnet.
In den Gemeinden wird indes der Vorwurf laut, der Aufruf spiele der Gegenseite in die Hände. André Bollag, Co-Präsident der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich, betont, dass zwar grundsätzlich jeder das Recht habe, seine Meinung frei zu äußern, »es fehlt mir aber ein entsprechender Appell auf der palästinensischen Seite«. Die nichtjüdischen Medien hätten diesen Aufruf von jüdischer Seite gern aufgenommen, weil er ihrer eigenen Israel-Kritik entgegenkomme, so Bollag.
Gelassen äußerte sich der neue Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), Jonathan Kreutner: Dieser Appell zeuge vor allem von der Meinungsvielfalt in der schweizerischen jüdischen Gemeinschaft, sagte er. von Peter Bollag

In Bern sind vergangene Woche »besorgte Jüdinnen und Juden« mit einem Appell an die israelische Regierung an die Öffentlichkeit gegangen. »Wir erwarten die Beendigung der israelischen Besatzung, Besiedlung und Blockade palästinensischer Ge- biete«, fordern sie, »wir bestehen auf würdigen Lebensbedingungen sowie auf Sicherheit für alle Menschen in Israel und Palästina.« Die 23 Erstunterzeichner aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Israel begründen ihren Aufruf mit der »Mitverantwortung füreinander, im Geiste jüdischer Tradition – weil die Besatzung die Lebensperspektiven der Besetzten und die Seelen der Besetzenden zerstöre«.
Unter den Erstunterzeichnern befinden sich bekannte Namen wie Hanno Loewy, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, der Lübecker Neurophysiologe Rolf Verleger und der Tel Aviver Historiker Moshe Zuckermann. Die treibende Kraft hinter der Aktion ist der Zürcher Jochi Weil-Goldstein, Mitglied der Israelitischen Cul- tusgemeinde Zürich und seit Jahrzehnten engagiert für einen »gerechten Frieden« zwischen Israel und Palästina, was immer man darunter verstehen mag. »Meine Frau und ich haben diesen Appell aus einer inneren Not lanciert«, sagt Weil-Goldstein. Als Mitarbeiter von Medico International Schweiz arbeitet er für basismedizinische Projekte in den besetzten Gebieten und kennt die Konfliktregion aus eigener Anschauung. Gerade sein zionistisches Engagement, das ihn vor über 40 Jahren während des Sechs-Tage-Krieges als Freiwil- ligen in einen Kibbuz führte, habe ihn zu diesem Aufruf bewegt, sagt er.
Auch Loewy argumentiert mit seiner Verbundenheit mit Israel. »Solidarität kann nur aus Kritik bestehen«, sagt er. Wenn ein guter Freund mit Selbstmord drohe, gibt es »die Möglichkeit, ihn einfach machen zu lassen oder aber zu versuchen, ihn irgendwie von seinem Vorhaben abzubringen.« Er mache sich aber keine großen Illusionen, dass dieser Appell allzu viel bewirken werde, sagt Loewy. Die israelische Regierung, werde sich vermutlich »unbeeindruckt zeigen«.
Die Erstunterzeichner hoffen, dass in den nächsten drei Jahren möglichst viele Mitglieder der jüdischen Gemeinden den Aufruf unterschreiben. Dass dies die Mehrheit sein könnte, glaubt niemand. Bis Anfang der Woche hatten den Appell nach Angaben der Initiatoren rund 500 Menschen unterzeichnet.
In den Gemeinden wird indes der Vorwurf laut, der Aufruf spiele der Gegenseite in die Hände. André Bollag, Co-Präsident der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich, betont, dass zwar grundsätzlich jeder das Recht habe, seine Meinung frei zu äußern, »es fehlt mir aber ein entsprechender Appell auf der palästinensischen Seite«. Die nichtjüdischen Medien hätten diesen Aufruf von jüdischer Seite gern aufgenommen, weil er ihrer eigenen Israel-Kritik entgegenkomme, so Bollag.
Gelassen äußerte sich der neue Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), Jonathan Kreutner: Dieser Appell zeuge vor allem von der Meinungsvielfalt in der schweizerischen jüdischen Gemeinschaft, sagte er.

Abkommen

»Trump meinte, die Israelis geraten etwas außer Kontrolle«

Die Vermittler Steve Witkoff und Jared Kushner geben im Interview mit »60 Minutes« spannende Einblicke hinter die Kulissen der Diplomatie

von Sabine Brandes  20.10.2025

Terror

Hamas gibt die Leichen von Tamir Nimrodi, Uriel Baruch und Eitan Levy zurück

Die vierte Leiche ist ein Palästinenser

 15.10.2025 Aktualisiert

München

Friedman fordert Social-Media-Regulierung als Kinderschutz

Hass sei keine Meinung, sondern pure Gewalt, sagt der Publizist. Er plädiert für strengere Regeln

 10.10.2025

Waffenruhe

»Wir werden neu anfangen, egal, wie schwer es ist«

Im Gazastreifen feiern die Menschen die Aussicht auf ein Ende des Krieges

 09.10.2025

Perspektive

Wir lassen uns nicht brechen – Am Israel Chai! 

Ein Zwischenruf zum 7. Oktober

von Daniel Neumann  06.10.2025

Berlin

Preis für Zivilcourage für Brandenburger Bürgermeisterin

Christine Herntier wird für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus vom »Denkmal für die ermordeten Juden Europas« und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin ausgezeichnet

 01.10.2025

Terror

»Das Einfühlungsvermögen für Juden ist aufgebraucht«

Die Berliner Psychologin Marina Chernivsky zieht eine bittere Bilanz nach dem 7. Oktober

von Franziska Hein  30.09.2025

Nahost

Die Knackpunkte in Trumps Friedensplan

Netanjahu stellt sich hinter Trumps Plan für ein Ende des Gaza-Kriegs. Doch darin gibt es noch viele unklare Stellen

von Anna Ringle, Cindy Riechau  30.09.2025

Gaza/Jerusalem

Hamas fordert Feuerpause - Leben zweier Geiseln bedroht

Laut Kassam-Brigaden sei der Kontakt zu den beiden abgebrochen

 28.09.2025